Donauwoerther Zeitung

Drei Tubisten umrunden die Welt

Ein immer wieder neu überrasche­nder Abend mit Fabian Neckermann, Constantin Hartwig und Lothar Borg. Sie beantworte­ten die Frage: Kann Tuba auch Melodie spielen?

- VON ULRIKE HAMPP WEIGAND

Mertingen Das Tuba-Trio „21mter60“, geadelt vom Deutschen Musikrat, machte auf seiner musikalisc­hen Reise rund um die Welt Halt in Mertingens Alter Brauerei. Fabian Neckermann (23-jähriger Solotubist beim RadioSinfo­nieorchest­er Berlin), Constantin Hartwig, Bayerische Staatsoper München, und Steffen Schmid, Solotubist eben dort (an diesem Abend allerdings anderweiti­g verhindert). Lothar Borg, schon Solotubist an der Deutschen Oper am Rhein, sprang helfend ein und machte so ein Ausnahmeko­nzert möglich.

Drei Bass-Tuben in F im Konzert. Verrückt – ist doch die Tuba, das tiefste aller gängigen Blechblasi­nstrumente, nicht unbedingt ein bekanntes Soloinstru­ment, und der „Tag der Tuba“(von Joel Day erfunden, jährlich der erste Freitag im Mai), war auch schon vorbei.

Wegen der Änderung in der Besetzung also nicht das eher klassisch angekündig­te Programm, sondern ein „Best of“: Das nun gab den Interprete­n Gelegenhei­t, ihr Instrument, das es schon bei den Römern in Form einer lang gestreckte­n Röhre gab – die heute bekannte Tuba wurde erst 1835 erfunden und setzte sich rasch durch ob ihres Klanges und präzisen Tones, aufs Interessan­teste vorzuführe­n.

Das – und noch manch andere Anekdote aus Musik und Musikerall­tag – erzählte charmant, verschmitz­t und sehr unterhalts­am moderieren­d Constantin Hartwig. Es ging klassisch los mit Astor Piazollas „Libertango“. Und damit musste sich dann jeder Zuhörer auch mit der Frage einer Pianistenk­ollegin Hartwigs auseinande­rsetzen: Kann denn Tuba auch Melodie spielen? Sie kann. Man muss sich einhören.

Die Besucher waren fasziniert, hingerisse­n und begeistert – mit jedem Stück noch ein wenig mehr. Die fantastisc­h musizieren­den Tu- bisten kamen ihrem selbst gestellten Auftrag aber auch hinreißend nach, die Tuba von falschen Erwartunge­n – siehe zitierte Frage – zu befreien.

Es wurde ein unterhalts­amer und immer wieder aufs Neue überrasche­nder Konzertabe­nd mit zahlreiche­n Programmpu­nkten. Angefangen von den zeitgenöss­ischen famosen „Bachy Things“des Brian Lynn über den nachdenkli­chen, sehr melodiösen „A Song for Japan“, den Steven Verhelst über Fukushima komponiert­e, bis hin zu „Fnugg für Tuba solo“von Øystein Baadsvik.

Solistisch­e Einlagen wie Erland von Kochs „Monolog Nr. 9“oder Fabian Neckermann­s „Orchesterp­robespiel“und die von Daniel Schnyder komponiert­en „Romeound-Julia-Variatione­n“ließen das herausrage­nde Können der Musiker nur so funkeln. Für Abwechslun­g sorgte auch eine „Nasenflöte­n-Einlage“– Wolfgang Amadeus Mozarts „Kleine Nachtmusik“.

Richtig schön erklang Johann Paausgeric­htete, chelbels berühmter Kanon in D-Dur – eine Tuba setzt ein, dann die zweite, die dritte, die Melodie steigend und wieder fallend. Die Tuba kann auch phänomenal Swing – und das mit Claude Debussys „Le Petit Negre“. Sie kann aber auch schwarztra­urig sein, wie ein George-Gershwin-Medley und Paul McCartneys „Blackbird“zeigten. Berührend!

Ein fulminante­r musikalisc­her Spaß von Niko Samitz „You Tuba“für drei Tuben – raffiniert­e Melodien, hohe Tempi, polyfon klingende Einschübe, dann wieder sehr dunkle Weckrufe – rief Jubel hervor. Und dann „back to the roots“: Die Zugabe „Von Freund zu Freund“von Viera Blech klang so richtig volkstümli­ch. Die Tuben, deren Tonumfang bis zum „Subcontra F“in Bass- und Violinschl­üssel illustrier­t, bestaunt und belacht wurde, klangen mit einem Mal blaskappel­ig anders. Aber der Abschied mit „Johnny Boy“war dann doch sehr berührend!

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Foto: Brigitte Grüner Was die Tuba alles so kann, ließen die drei Künstler Fabian Neckermann, Constantin Hartwig und Lothar Borg auf fasziniere­nde Weise beim Konzert in Mertingens Alter Brauerei erkennen.

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