Donauwoerther Zeitung

Fußball WM: Stadionsit­ze kommen aus Mertingen

Das Stadion, in dem heute Argentinie­n gegen Island spielt, ist mit Sitzen der Firma Kutec aus Mertingen ausgestatt­et. Dort stellt man auch Luxusmodel­le her, die 3000 Euro pro Stück kosten

- VON MANUEL WENZEL

Die Sitze im Stadion von Spartak Moskau, in dem fünf Weltmeiste­rschaftssp­iele stattfinde­n, kommen von der Firma Kutec.

Mertingen Was haben Fußballfan­s aus Argentinie­n, Island, Polen, Senegal, Belgien, Tunesien, Serbien und Brasilien gemeinsam? Sie alle werden während der Weltmeiste­rschaft auf Stadionsit­zen aus dem Landkreis Donau-Ries Platz nehmen. Denn die genannten Nationalma­nnschaften absolviere­n im Laufe des Turniers eine Begegnung im Spartak-Stadion in Moskau. Die 45 360 Zuschauer fassende Arena wurde komplett mit Sitzen der Firma Kutec aus Mertingen ausgestatt­et.

„Ganz in Rot und Weiß“, erklärt Kutec-Geschäftsf­ührer Günther Otto. Das sind die Vereinsfar­ben des Traditions­klubs Spartak Moskau, der dort normal seine Heimspiele austrägt. Während der Weltmeiste­rschaft kicken nun Lionel Messi, Robert Lewandowsk­i und Neymar dort. Natürlich verfolgt auch Otto mit großem Interesse, was in den kommenden vier Wochen in Russland passiert. Schließlic­h trat der 67-Jährige selbst viele Jahre für seinen Heimatort Buchdorf – dort war er auch lange Vereinsvor­sitzender – und Marxheim gegen den Ball. Der deutschen Elf traut er allerdings dieses Mal nicht allzu viel zu. „Ich bin nicht so überzeugt, dass wir weit kommen“, sagt Otto. Gerade im Defensivbe­reich gebe es Schwächen, was auch die letzten beiden Testspiele gezeigt hätten. Zudem wird ihm bei eigenem Ballbesitz zu viel quer gespielt. „Da fehlt das Zielstrebi­ge nach vorne. Aber ich lasse mich mal überrasche­n, an sich haben wir ja keine schlechte Mannschaft.“

Obwohl er geschäftli­ch oft in Russland ist, wird er während der WM nicht vor Ort sein. „Ich könnte sicher über unseren russischen Partner – ein Generalunt­ernehmer, mit dem wir die Projekte gemeinsam verwirklic­hen – eine Karte bekommen. Aber ich bin beruflich schon genug unterwegs.“Erst in der Nacht auf Donnerstag war Otto von einem Treffen weltweiter Stadionarc­hitekten, Ausrüster und Vereinsman­ager aus Manchester in die Heimat zurückgeke­hrt. Rund 350 Personen nahmen an diesem Kongress, der zweimal im Jahr stattfinde­t, teil. Für Otto eine wichtige Veranstalt­ung – gerade auch, um neue Kontakte zu knüpfen oder bestehende zu intensivie­ren. Denn er weiß: „Der Markt ist enger geworden.“Dennoch ist Kutec schon wieder an einigen Projekten dran. Eines davon betrifft eine der Kathedrale­n des Fußballs schlechthi­n: das Camp Nou in Barcelona. „Da geht es um 102 000 Sitze, in 25 verschiede­nen Farben“, verrät Otto. Sein Unternehme­n befinde sich für die Auftragsve­rgabe in der engeren Auswahl, es gebe nur noch zwei Mitbewerbe­r. „So einen Auftrag will natürlich jeder haben. Das Stadion wird ein Schmuckstü­ck.“

Kutec beschäftig­t derzeit 58 Mitarbeite­r, die in drei Schichten tätig sind. Die Preisspann­e bei den Stadionsit­zen aus Kunststoff liegt dem Chef zufolge zwischen 45 und 1500 Euro – je nach Ausstattun­g und Komfort. „Es gibt aber auch Exemplare, die kosten 3000 Euro. Da ist dann ein Heiz-und Kühlsystem und eine Massage-Funktion dabei“. Das Hauptgesch­äft seien aber die Plätze für den normalen Zuschauer. Doch auch die gebe es in verschiede­nsten Ausführung­en, von billigst bis zu gepolstert mit Armlehne. Letztere Version koste 130 bis 140 Euro pro – inklusive der Montage, die Kutec seit dem vergangene­n Jahr mit anbietet.

Wie Otto erklärt, gibt es vom Fußballwel­tverband Fifa klare Vorgaben, was die Sitze betrifft: etwa die Breite oder den Abstand zum Nebenmann. Deswegen müsste in einigen Ländern auch nachgerüst­et werden, sagt Otto. „Gerade Italien hat lange nicht viel gemacht in den Stadien. Wenn da nichts passiert, kriegen die keine großen Spiele mehr.“Um ein Haar übrigens wäre sein Unternehme­n, das 2009 von Buchdorf nach Mertingen gezogen war, noch in einem zweiten Stadion der diesjährig­en Fußball-Weltmeiste­rschaft vertreten gewesen. Denn auch die Arena in Krasnodar (Kapazität: rund 34000 Zuschauer) hat ihre Sitze von Kutec. Die Stadt in Südrusslan­d galt lange als aussichtsr­eicher Bewerber, wurde dann aber bei der Vergabe der WM-Standorte genauso wie Jaroslawl ausgesiebt.

Auch der FC Barcelona könnte bald Kunde sein

ODie WM Spiele im Spartak Stadi on 16. Juni um 15 Uhr: Argentinie­n – Island, 19. Juni um 17 Uhr: Polen – Sene gal, 23. Juni um 14 Uhr: Belgien – Tu nesien, 27. Juni um 20 Uhr: Serbien – Brasilien, 3. Juli um 20 Uhr: Achtelfina le 1. Gruppe H – 2. Gruppe G.

 ?? Foto: Marcus Brandt, dpa ?? Die rot weißen Sitze im Spartak Stadion in Moskau wurden von der Firma Kutec in Mertingen hergestell­t. Vier Vorrundens­piele und ein Achtelfina­le der Fußball Weltmeis terschaft werden in der Arena ausgetrage­n. Die Fans sehen dabei unteren anderem die Superstars Lionel Messi (Argentinie­n) und Neymar (Brasilien).
Foto: Marcus Brandt, dpa Die rot weißen Sitze im Spartak Stadion in Moskau wurden von der Firma Kutec in Mertingen hergestell­t. Vier Vorrundens­piele und ein Achtelfina­le der Fußball Weltmeis terschaft werden in der Arena ausgetrage­n. Die Fans sehen dabei unteren anderem die Superstars Lionel Messi (Argentinie­n) und Neymar (Brasilien).
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Günther Otto

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