Ein Artikel, der die Not im Jahr 1933 beschreibt
● In der Harburger Zeitung erschien am
29. Juli 1933 ein Bericht über die Fe rienkolonie auf „Schloss Harburg“. Inte ressant: Obwohl die Nationalsozialis ten bereits die Macht übernommen hat ten, wird in dem Artikel die damals herrschende allgemeine Not beschrie ben. Ein halbes Jahr später wurde die Zeitung von den Nazis gleichgeschaltet.
● Der Wortlaut des Berichts: „Heute nimmt nach vierwöchigem Aufenthalt auf der alten Harburg die Knabenabtei lung – 68 Buben – Abschied, um wieder in die stickige Luft, die staubigen Straßen, die rußigen Höfe, die dump fen Wohnungen der Großstadt zurück zukehren. Wer wie diese Kinder die Jahre dort zubringen muss, weiß erst Luft und Sonne und Freiheit, wie man sie auf der Harburg aus erster Hand empfangen kann, zu schätzen. Dazu kommt eine ganz andere Lösung der Magenfrage, wie sie zu Hause nicht geboten werden kann. Das alles macht einen Ferienaufenthalt hier begeh renswert. Die die Not der Großstadt füh lenden Jungen wissen dies Glück auch zu schätzen und bedauern darum, dass die schöne Zeit, an der sie als schönste Jugenderinnerung nach Jahr zehnten noch zehren, zu Ende ist. Dankbar gedenken sie derer, die diese glücklichen Wochen ermöglichten. Zum 41. Male waren heuer Augsburger Kinder auf der Burg. 50 Jahre besteht in Augsburg der Verein, der seitdem er holungsbedürftige Kinder in Ferien schickt. Wenn es bei der heutigen Geld knappheit doch noch ermöglicht wird, dass die erforderlichen Summen aufgebracht werden, so ist das neben persönlichen Mühen der Vorstandschaft großer Idealismus und liebevolle Hilfsbereitschaft.
Herr Direktor Märker hat hier das Erbe seines Vaters angetreten und ist wie dieser nicht nur Berater und persönlicher Freund der Kolonie, sondern auch der aufopfernde Vater. Die Frau Geheimrat Märker gab diese Woche den Kindern eine Sondermahlzeit, die die Buben da durch würdigten, dass sie von Hans Sachs den „Roßdieb von Fünsing“und den „Fahrenden Schüler im Para dies“zum Besten gaben. Die Buben ha ben die Harburg und die, die darin nen sind, lieb gewonnen und bedauern die Trennung, obwohl sie sich auch auf die Heimat freuen, winken dort doch noch sonnige Ferien. Aber der Har burg rufen sie noch zu: Auf Wiedersehen 1934!“(dz)