Kunst und Krempel aus dem Schloss
123 Möbelstücke und Einrichtungsgegenstände aus Donaumünster unter dem Hammer. Die Bieter machen mitunter richtige Schnäppchen
Tapfheim Während das Schloss im Tapfheimer Ortsteil Donaumünster mit dem Kunstmaler und Bildhauer David Sohl aus Heidelberg längst einen neuen Besitzer hat (wir berichteten), schlummerte das Inventar bislang vor sich hin. Das wiederum gehört der Gemeinde Tapfheim, überlassen von der Alexander-vonBernus-Stiftung. Und so kam Bürgermeister Karl Malz die Idee, die alten, mehr oder minder wertvollen Stücke zu versteigern. Malz selbst agierte dabei als Auktionator.
In einem Stadel in Donaumünster wurden zunächst die Exponate aus dem Schloss gezeigt, über- und ineinandergestapelt, da ein Bett, dort Stühle, hier eine Kommode. Dazwischen ein Biedermeiersofa, ein Nachtkästchen oder ein origineller Toilettenstuhl. „Kunst und Krempel“, meinte einer der Interessenten, die sich durch die Vielzahl von Stücken wühlten. Besonderes Inte- resse fanden die Tische aus dem Schloss oder Dantes Büste. Einige hätten die Stücke am liebsten gleich mitgenommen.
Doch erst einmal durften sie bei Auktionator Bürgermeister Karl Malz nur ein Gebot abgeben: Wer am meisten zahlte, erhielt den Zuschlag. Malz rief, unterstützt von Bildern, die einzelnen Exponate, insgesamt 123, auf und vergaß nicht zu betonten: „Gekauft wie gesehen.“Das heißt: Fast kein Möbelstück hat die Jahrzehnte ohne Blessuren überdauert. Nahezu jedes Stück ist renovierungsbedürftig. Das störte die Bieter allerdings nicht, die den Preis teilweise mit ihren Geboten kräftig in die Höhe trieben. Andere Stücke fanden dagegen keine neuen Besitzer. Wer letztlich bar bezahlte, durfte seine neue Errungenschaft sofort verladen und damit nach Hause fahren.
Über zwei Stunden hinweg kamen die durchnummerierten Möbelstücke zum Aufruf – und mehrheitlich unter den Hammer. „Hübsche Sachen“habe sie ersteigert, freut sich eine junge Frau, die erst nach Ende der Auktion ihr „Pokergesicht“ablegt. Manchmal habe sie sich von anderen inspirieren lassen, mehr zu bieten (und dann auch zu zahlen) als sie eigentlich bereit gewesen sei. Eine Sitz- und Sofagarnitur fand zunächst wenig Interesse, doch dann schnellte der Preis sogar über das vorgegebene Limit hinaus. 7035 Euro standen am Ende als Erlös zu Buche.
Schränke, Kommoden, Betten, Lampen, historische Accessoires wie Bilderrahmen fanden neue Besitzer ebenso wie der alte Reisekoffer der Baronin. Unzweifelhaft waren auch Sammler gekommen, die offensichtlich ganz genau wussten, wie weit sie mit den Geboten mitgehen. Dass man möglicherweise einige Sachen sogar vor dem Müll gerettet hat, war den Organisatoren bewusst. Sie wollten ein Stück Heimatgeschichte retten, Liebhabern das Gefühl des höfischen Lebens ermöglichen. Wer Glück hatte, konnte für zehn Euro einen alten Stuhl mit nach Hause nehmen, auf dem in früheren Zeiten die Baronin Platz genommen hatte.
Einige Möbelstücke hat die Kommune zurückbehalten, will sie jetzt fachkundig renovieren lassen. „Das ist immerhin ein Stück unserer Geschichte“, sagte Bürgermeister Malz bereits im Vorfeld der Versteigerung. Er hat nach wie vor die Idee, ein Alexander-von-Bernus-Zimmer in Tapfheim einzurichten. Manche Bieter ersteigerten so viele Raritäten, dass man den Eindruck haben könnte, auch sie würden jetzt gern ein Zimmer gestalten, das an den bekannten Alchemisten erinnert.
Warum die Gemeinde einige Stücke einbehält