Stundentakt, Gegenwind, Radlpläne
Anton Hofreiter kommt in den Landkreis, um sich für eine bessere Zugverbindung und für mehr Fahrradfreundlichkeit einzusetzen. Welche Figur er selbst beim Pedaltreten macht
Donauwörth/Tapfheim Gegen den Wind anzukämpfen, das ist bei ihm fast schon Alltag. So brachte ihn der Gegenwind bei einer Fahrradtour von Donauwörth nach Erlingshofen nicht aus dem Rhythmus. Anton Hofreiter, der Vorsitzende der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen im Deutschen Bundestag, schlug sich dabei an der Seite von Mitgliedern des Kreisverbandes recht ordentlich. Hofreiter war auf Einladung der Landtagskandidatin Eva Lettenbauer nach Nordschwaben gekommen.
Erste Station der Polit-Tour war der Donauwörther Bahnhof. Dort setzten sich Hofreiter und Lettenbauer für den Erhalt der bisher einstündigen Zugtaktung am Wochenende Richtung Treuchtlingen ein. Mittlerweile fahre samstags und sonntags nur noch alle zwei Stunden ein Zug. „Der Bund zahlt den Ländern Geld, um die Taktung zu verbessern“, erklärte Hofreiter. Bayern sei in der Pflicht zur bisherigen, wenn nicht sogar einer besseren Regelung zurückzukehren.
Später dann, im gut besetzten Saal des Gasthofs Zur Grenz in Erlingshofen, setzte Hofreiter seinen kämpferischen Einsatz fort. Nach einem Exkurs in die Bundespolitik hielt er ein Plädoyer für einen fahrradfreundlichen Landkreis. Auf dem Podium diskutierten außerdem Udo Niemeyer vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) und der Leiter des Arbeitskreises Fahrrad der Stadt Donauwörth, Albert Riedelsheimer. Ihr einhelliges Credo in einer Diskussionsrunde: „Es muss mehr geschehen.“
Für Hofreiter gibt es mehrere Handlungsfelder: sichere Fahrradwege, Sicherheitsstreifen, vernünftige und sichere Abstellmöglichkeiten. Den Einwand, die Menschen seien zu bequem, um zum Beispiel nicht mit dem Auto, sondern dem Fahrrad zum Bäcker zu fahren, ließ der Politiker nicht gelten. Mit guten Konzepten und einem langen Atem sei es durchaus möglich, das Verhalten der Gesellschaft zu verändern. Das habe er schon mehrmals erleben dürfen. Und gerade Pedelecs, also elektrounterstützte Räder, böten jedem Menschen die Gelegenheit, umweltfreundlich unterwegs zu sein.
Die Dichte des Radwegenetzes hinterfragte Eva Lettenbauer. Dazu bekam sie unterschiedliche Antworten. Ein Sulzdorfer beklagte, dass in seinem Ort keine Anbindung an die bestehenden Radwege bestehe. Es sei schwer für eine Kommune mit beschränkten finanziellen Möglichkeiten, Radwege zu bauen.
Albert Riedelsheimer ermunterte dazu, bewusst auf das Fahrrad umzusteigen. In Donauwörth werde deshalb ab 2. Juli für drei Wochen das „Stadtradeln“propagiert. Er berichtete von Überlegungen, über die Donau einen Fahrradsteg zu errichten. „Wir müssen auch über eine mögliche Pflicht nachdenken, bei Neubauten Fahrradabstellplätze zu schaffen, wie wir sie schon für Autos haben“, sagte Riedelsheimer.
Udo Niemeyer verwies darauf, dass bereits erste Fahrrad-Schnellwege gebaut würden. Um die Akzeptanz zu erhöhen, sei es wichtig, die Radwege mit Oberflächen auszustatten, die zum Radeln animierten. Er wie auch Hofreiter verwiesen auf andere Länder wie die Niederlande, in denen eine gute Fahrradstruktur einen Wandel hin zum „Drahtesel“bewirkt hätten.
Im Landkreis, so Albert Riedelsheimer, sei man gerade dabei, eine Radweg-Bestandsaufnahme durchzuführen, „um dann Ansätze fürs weitere Handeln zu haben“. Anton Hofreiter schließlich: „Wir müssen unsere Städte für Radfahrer zurückerobern.“