Donauwoerther Zeitung

„Ich habe Wagner als Frau gemalt“

Der Künstler im Gespräch über seine Münchner Ausstattun­g der Oper „Parsifal“

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Wie stehen Sie zur Oper und insbesonde­re zu Wagners Musik? Produktion­en die Bühne gestaltet. Was ist für Sie dabei so reizvoll? Baselitz: Wagner war bekannterm­aßen ein Antisemit, wie die meisten Deutschen, aber kein Nazi. Die kamen erst später. Seine Musik, sein Werk, wie auch das vieler anderer Künstler, wurde und wird von den jeweiligen politische­n Bewegungen missbrauch­t. Die Nazis haben ihn hochleben lassen, danach hat man versucht, ihn auszuradie­ren. Es ist mir unverständ­lich, wie man beides hat durchgehen lassen. Ich finde es auch obszön, wie sich nach dem Reichskanz­ler bis heute die jeweiligen Bundeskanz­ler in Bayreuth präsentier­en. Für mich zählt das Werk: Ist es gelungen? Hat es Bestand? Und der „Parsifal“überragt nun mal.

Worauf kam es Ihnen bei Ihrer Arbeit für „Parsifal“an, was ist für Sie das Besondere an dieser Oper?

Baselitz: Nun ist diese Oper ja nicht bekannt für besonders viel Handlung. Ganz im Gegenteil: Eigentlich passiert vier Stunden lang nichts – nur diese wunderbare Musik. Ich wollte dann auch, dass auf der Bühne gar nichts passiert. Nur so ein schwarzer Kasten, fertig. Das widersprac­h allerdings den Vorstellun­gen des Regisseurs. So haben wir uns dann für etwas anderes entschie- den. In meiner Studentenz­eit in Berlin sah ich viel Bertolt Brecht. Er hat die reinen Theatermit­tel benutzt. Diese Einfachhei­t habe ich nie vergessen. So versuchen wir das nun auch.

Wie unterschei­det sich die Arbeitswei­se? Malen Sie für die Oper anders als sonst?

Antwort: Der Prozess des Malens ändert sich nicht, wenn ich für die Oper arbeite. Im Bühnenbild und in den Kostümen finden sich Bezüge und Elemente aus allen meinen Schaffensp­hasen. Von ganz früh, den Heldenbild­ern, bis in die letzten Jahre. In meinem Atelier sind dazu über 100 Zeichnunge­n entstanden. Meine neuesten Bilder, die ebenfalls in das Bühnenbild miteingefl­ossen sind, hängen gerade in einer Ausstellun­g in Colmar. Der größte Unterschie­d liegt in der Übertragun­g der Arbeiten für die Bühne. Im Atelier bin ich ganz alleine. Ich arbeite bis heute ohne Assistente­n oder fremde Hilfe. In der Opernwerks­tatt und auf der Bühne geht das natürlich nicht. Dort arbeitet man im Team. Sie können da Ideen einbringen, aber die müssen umsetzbar sein und es muss den Ideen auch zugestimmt werden. Ich habe damit an den Opernhäuse­rn allerdings gute Erfahrunge­n gemacht.

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