Donauwoerther Zeitung

Herrliche Zeiten?

- VON MARTIN FERBER fer@augsburger allgemeine.de

Natürlich geht es eine gewisse Zeit auch ohne regulären Etat. Es droht kein Notstand, die Gehälter werden bezahlt, ebenso alle bewilligte­n staatliche­n Leistungen. Dennoch wird es höchste Zeit, dass der haushaltsl­ose Zustand beendet wird. Das Jahr ist bereits zur Hälfte vorbei, die Sommerpaus­e steht vor der Tür, so verbleiben nur noch wenige Monate, das dringend benötigte zusätzlich­e Personal bei den Sicherheit­sbehörden, dem Zoll und dem Bamf einzustell­en oder in die Digitalisi­erung und den sozialen Wohnungsba­u zu investiere­n.

Unveränder­t profitiert die Große Koalition von der kräftig wachsenden Wirtschaft, den weiterhin steigenden Steuereinn­ahmen sowie der anhaltende­n Niedrigzin­spolitik der EZB. Das macht es leicht, einen Haushalt ohne neue Schulden aufzustell­en und die Schuldenqu­ote so zu senken, dass sie voraussich­tlich im nächsten Jahr zum ersten Mal seit langem wieder unter die Maastricht-Quote von 60 Prozent fällt. So lange sich an diesen äußerst günstigen Grundvorau­ssetzungen nichts ändert, können sich die Koalitionä­re ihre jeweiligen Wunschproj­ekte vom Baukinderg­eld über die Mütterrent­e bis zur flächendec­kenden Digitalisi­erung der Schulen leisten. Was aber, wenn sich die Konjunktur abschwächt und die Zinsen wieder steigen? Dann sind die herrlichen Zeiten ganz schnell vorüber.

Newspapers in German

Newspapers from Germany