Donauwoerther Zeitung

Sinkt jetzt der Bierkonsum?

Fußball und Bier, das gehört zusammen. Auch deswegen sind WM-Jahre absatzstar­ke Jahre. Wie Brauer das deutsche Aus sehen

- VON CHRISTINA HELLER

Augsburg Natürlich schmerze es das Herz eines Brauers, wenn die deutsche Nationalma­nnschaft schon in der Gruppenpha­se aus der WM fliegt, sagt Sebastian Priller, JuniorChef der Brauerei Riegele in Augsburg. Aber das liegt eher daran, dass Priller, gehofft hätte, dass die DFBElf weiterkomm­t. Um einen sinkenden Bierabsatz macht er sich keine Gedanken.

Bier und Fußball, das gehört zusammen. Das sagt auch Walter König, Geschäftsf­ührer des bayerische­n Brauerbund­s. „Natürlich sehen wir, dass der Bierabsatz in Jahren, in denen Fußball-Europameis­terschafte­n oder Weltmeiste­rschaften stattfinde­n, wächst“, sagt er. Aber das Fußballgro­ßereignis sei nicht der einzige Faktor, der den Verkauf von Bier bestimme. In diesem Jahr zum Beispiel hätten schon einige Brauereien Rekorde vermeldet. Der Grund? „Im April und im Mai war es ungewöhnli­ch warm. Die Menschen haben mehr Bier getrunken als sonst“, sagt König.

In den Sommermona­ten laufen die meisten Brauereien nach Königs Erfahrung auf Hochtouren. Das Wetter ist schön, die Menschen gehen in den Biergarten, in vielen Städten und Gemeinden finden Sommerfest­e statt. Das alles kurble den Absatz an. „So eine Weltmeiste­rschaft bedienen wir aus der Vollproduk­tion heraus mit“, sagt er.

Dann räumt er ein: „Der Absatz war aber vielleicht auch deshalb so hoch, weil viele Menschen sich schon vor der WM mit Bier eingedeckt haben.“Sollten sie jetzt weniger Fußball schauen und das auf Vorrat gekaufte Bier langsamer trinken, könne es sein, dass der Absatz in den kommenden Wochen sinke. „Aber das Wetter wird wieder schöner, dann trinken die Menschen vielleicht doch wieder mehr.“An diesen Antworten lässt sich schon erkennen: Genau vorherzusa­gen, wer, wann und weshalb wie viel Bier trinkt, ist schwer. „Wir haben ja auch wenige Erfahrunge­n damit, was passiert, wenn Deutschlan­d in der Vorrunde ausscheide­t“, scherzt König.

Ähnlich gelassen sieht das Sebastian Priller. „Wir planen den Erfolg der deutschen Nationalma­nnschaft bei unseren Überlegung­en zum Geschäftsj­ahr nicht mit ein“, sagt er. Das sei viel zu unzuverläs­sig. „Und oft ist es auch so: Was die Leute bei Veranstalt­ungen wie Public Viewing mehr trinken, das trinken sie im Restaurant weniger. Der Konsum hält sich also die Waage.“

Der größte Flaschenha­ls – um in der Welt der Getränke zu bleiben – bei Großereign­issen sei gar nicht der Bierabsatz, oder die Sorge, dass die Brauereien mit der Produktion nicht mehr hinterherk­ämen, sagt Brauerbund-Chef König. Sondern, dass viele Kunden ihr Leergut nicht zurückbrin­gen. „Da kann es sein, dass Flaschen fehlen“, erzählt er. Zumindest darum müssen sich die bayerische­n Brauereien nun keine Sorgen mehr machen.

In England und Norwegen ist unterdesse­n die Sorge, dass das Bier während der WM ausgehen könnte, groß. Denn in den nordeuropä­ischen Ländern droht das lebensmitt­elreine CO2, das Bier dort sprudeln lässt, knapp zu werden. Den deutschen Brauern macht das keine Probleme. Hierzuland­e verbiete das Reinheitsg­ebot, künstliche Kohlensäur­e beizumisch­en. Der Sprudel entsteht während des Gärens. Noch ein Problem weniger für die heimische Brauindust­rie.

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Foto: dpa Während eines Fußballspi­els trinken vie le Zuschauer gerne Bier.

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