Donauwoerther Zeitung

Bauer Chef tritt ab

34 Jahre lang leitete Thomas Bauer das Bau-Unternehme­n. Nun kommt ein Neuer. Was über ihn bekannt ist

- VON PHILIPP KINNE

Schrobenha­usen Es gibt Situatione­n, die lassen sich einfach nicht vorhersehe­n. „Ist halt so“, sagt Thomas Bauer immer wieder zu seinen Aktionären. Die Finanzkris­e, die unsichere Weltlage, eine teure Niederlage in einem Schiedsger­icht in Hongkong – das sind Dinge, die auch der Vorstandsv­orsitzende des weltweit tätigen Bauunterne­hmens Bauer nicht vorhersehe­n konnte.

Diese Offenheit des 62-Jährigen ist es, die bei den Aktionären gut ankommt – trotz mittelmäßi­ger Geschäftsz­ahlen. Ein letztes Mal stellt Bauer die vor den Anteilseig­nern vor. Noch im zweiten Halbjahr möchte er seinen Posten als Vorstandsv­orsitzende­r abgeben und in den Aufsichtsr­at wechseln.

Ein Nachfolger sei bereits gefunden. Anders als im Vorfeld spekuliert, wird das nicht sein 35-jähriger Sohn Florian Bauer, der seit Anfang des Jahres Teil des Unternehme­nsvorstand­s ist. Es sei „nicht die logische Folge“, dass der Sohn die Nachfolge übernehme, schließlic­h gehe es darum, einen Milliarden­konzern zu führen. Doch wer macht es dann?

Mit dem Namen seines Nachfolger­s möchte Thomas Bauer noch nicht herausrück­en. Nur so viel: Er sei ein „junger, dynamische­r Typ“, kein „totaler Spezialist“, aber „neugierig und sehr motiviert“. 47 Jahre sei er alt und derzeit noch bei einem anderen Unternehme­n angestellt. Und das, sagt Bauer, sei auch der Grund, weshalb er den Namen bei der Hauptversa­mmlung noch nicht verraten könne. Der Zeitpunkt für den Wechsel an der Führungssp­itze jedenfalls sei gut. „Es ist ein Moment, in dem mein Nachfolger eine Chance hat.“Denn nach Jahren in der Krise geht es langsam wieder aufwärts.

Mitte der 80er Jahre übernimmt Thomas Bauer die Geschäftsf­ührung, in den 90ern geht das Unternehme­n an die Börse. Heute ist Bauer mit 110 Tochterunt­ernehmen in 70 Ländern und rund 10900 Mitarbeite­rn eines der größten Bauunterne­hmen weltweit. Die Firma bietet Dienstleis­tungen, Maschinen und Produkte für Boden und Grundwasse­r an. Unterteilt wird in die Bereiche Spezialtie­fbau, Maschinenb­au und Resources, wohinter sich etwa das Reinigen von belasteten Böden oder des Grundwasse­rs verbirgt.

Und wie läuft das Geschäft? Nach Jahren in der Krise spricht Thomas Bauer nun wieder von einem „sehr guten Jahr“. Das stimmt einerseits, denn im operativen Geschäft verdient Bauer gutes Geld. Anderersei­ts zeigt ein Blick auf die Zahlen: Es ist Luft nach oben. Zwar ist die Gesamtkonz­ernleistun­g mit rund 1,7 Milliarden Euro um 14 Prozentpun­kte gestiegen, der Gewinn im Geschäftsj­ahr 2017 aber sinkt wegen mehrerer Sondereffe­kte von 14,4 auf lediglich 3,7 Millionen Euro nach Steuern. Ernüchtern­d ist daher auch die symbolisch­e Dividenden­auszahlung von zehn Cent pro Aktie.

Grund für die massive Diskrepanz zwischen Gesamtkonz­ernleistun­g und Gewinn sind für Thomas Bauer besonders zwei „Schläge aus der Vergangenh­eit“. Den ersten Hieb verpasste der Bauer Gruppe eine Niederlage in einem Schiedsger­ichtsverfa­hren in Hongkong, welche Verluste von rund 20 Millionen Euro bescherte. Der zweite Schlag folgte durch immense Währungsve­rluste an den internatio­nalen Devisenmär­kten in etwa derselben Höhe. „Ist halt so“, sagt Bauer.

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Foto: Fred Schöllhorn Thomas Bauer hört als Vorstandsv­orsit zender auf.

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