Donauwoerther Zeitung

„Blutdruck runter!“

CSU nimmt Söder nicht beim Wort

- VON ULI BACHMEIER

München Die Erregung kam in mehreren Wellen. Erst empörten sich Grüne und SPD im Landtag über das neue bayerische Polizeiauf­gabengeset­z (PAG) und rund 30000 Bürger folgten einem Protestauf­ruf von mehr als 80 Parteien und Verbänden. Dann empörte sich die CSU über angebliche Falschinfo­rmationen, die im Zuge des Protests gegen das Gesetz verbreitet wurden. Und als die Auseinande­rsetzung im Mai ihren Höhepunkt erreicht hatte, kündigte Ministerpr­äsident Markus Söder an, eine „Informatio­nsoffensiv­e“starten zu wollen. Dazu gehörte auch die Idee, Polizisten in Schulen und Hochschule­n zu schicken, um über das Gesetz aufzukläre­n.

Das wiederum brachte im Landtag nicht nur SPD und Grüne, sondern auch die Freien Wähler auf die Palme. Im Bildungsau­sschuss lagen am Donnerstag drei Dringlichk­eitsanträg­e auf dem Tisch, in denen die Staatsregi­erung aufgeforde­rt wird, die Polizei nicht für CSU-Wahlkampf zu missbrauch­en und die geplanten „PAG-Kampagnen“zu stoppen. Thomas Gehring (Grüne) nannte Söders Vorschlag „ungeheuerl­ich“und sagte: „Schulen sind nicht der Ort für politische Propaganda, Schulen sollen der Ort für politische Bildung sein.“Martin Güll (SPD) betonte, dass Polizisten zwar in der Verkehrser­ziehung oder bei der Aufklärung über Drogen in Schulen willkommen seien, nicht aber „um eine möglicherw­eise verfassung­swidrige CSU-Politik“zu erläutern. Und auch Michael Piazolo (Freie Wähler) stemmte sich gegen den Versuch, Polizisten zum Zweck „politische­r Werbung“in die Schulen zu schicken.

Die CSU lehnte alle drei Anträge ab. Begründung des Abgeordnet­en Norbert Dünkel: Es gebe nur den Satz Söders, aber keinerlei weitere Aktivitäte­n der Staatsregi­erung. „Es gibt keine Anordnung, es gab keine Anordnung und es wird keine Anordnung geben“, sagte Dünkel, aber es werde der Polizei auch nicht verboten, in die Schule zu kommen, wenn eine Schule anfragt. Die Erregung darüber sei „Kopfkino“. Dünkel riet der Opposition: „Blutdruck wieder runterfahr­en.“

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