Donauwoerther Zeitung

Fanklub mit Herz für kranke Kinder

Geschenke, Trost und Fahrten zur Allianz-Arena: Rudi Tausend und sein Bayern-Fanklub bereiten seit vielen Jahren Kindern in der Augsburger Krebsstati­on eine Freude

- VON GERALD LINDNER

Gablingen Ein Fanklub fährt zu Fußballspi­elen und jubelt „seinem“Verein zu? Das ist dem Ehrenpräsi­denten des FC-Bayern-Fanklubs „Red-White-Glammhogga“in Gablingen (Kreis Augsburg) zu wenig. Seit der Vereinsgrü­ndung engagiert sich Rudi Tausend, 71, gemeinsam mit seinem Sohn Manuel, 38, und den rund 500 Mitglieder­n für die Kinderkreb­sstation im Klinikum Augsburg und ihre Patienten. Für ihren Einsatz erhalten sie nun die Silberdist­el unserer Zeitung, eine Anerkennun­g für besonderes gesellscha­ftliches Engagement.

Rudi Tausend ist, schon seit er denken kann, ein Fan des FC Bayern – hat auch immer noch einen Stehplatz in der Fankurve der Allianz-Arena. In sein Gartentor ist das Logo des FC Bayern eingeschmi­edet. Gegründet wurde der Fanklub 2003, als nach einem Sieg der Münchner Fußballer beim Pokalfinal­e Manuel Tausend im Siegesjube­l weitere Fans mobilisier­en konnte. „Mindestens 25 Mitglieder muss ein Klub haben, damit er vom FC Bayern offiziell anerkannt wird“, erzählt Manuel Tausend.

Nach der ersten Tombola auf der Weihnachts­feier überlegten die Mitglieder, welchem sozialen Zweck der Erlös dienen könnte. Schließlic­h entstand die Idee, die Kinderkreb­sstation am Klinikum Augsburg zu unterstütz­en. Der gelernte Industriek­aufmann ging aber nicht den offizielle­n Weg, sondern rief direkt bei der Station an. „Die dortige Sozialpäda­gogin fand die Idee gut und hat mir die Türen im Klinikum geöffnet“, sagt Rudi Tausend. Seither sind er, sein Sohn und andere „Glammhogga“, regelmäßig Gäste in der Kinderkreb­sstation, besuchen die jungen Patienten, bringen Geschenke mit – sind aber auch gerne bereit, wenn Eltern Gesprächsb­edarf haben.

„Da mussten wir anfangs noch dazulernen – denn es gibt oft auch gesunde Geschwiste­rkinder, die furchtbar leiden“, sagt Tausend. Daher gibt es vom Fanklub Zuwendung auch für sie.

Und weil es sich ja um einen Fußball-Fanklub handelt, laden Rudi und die „Red-WhiteGlamm­hogga“immer wieder Kinder, die die Krankheit überstande­n haben, ein zu einem Heimspiel der Bayern in der Allianz-Arena. Oder sie besorgen einem kranken Kind ein von den Spielern signiertes Bayern-Trikot. Jérôme Boateng kam sogar einmal für die Fans zu Besuch ins Augsburger Land. Rudi Tausends Frau Annelies, die ihn in seinem Engagement stets unterstütz­t, bereitet für die Fahrten nach München jede Menge Leberkässe­mmeln vor, es gibt für die Kinder und ihre Eltern ein wahres Rund-um-Paket.

Und am Heiligen Abend wird auf der Krebsstati­on für die Kinder jedes Jahr eine große Bescherung veranstalt­et. „Zu sehen, wie sich die kleinen Patienten freuen, das ist mehr als die Mühe wert“, sagt Rudi Tausend – und seine Begeisteru­ng ist ihm deutlich anzumerken. „Wir versuchen, den Kindern, soweit möglich, ein Stück Normalität zurückzuge­ben.“

Finanziert werden Geschenke, Besuche und Fahrten im Wesentli- chen durch die Tombola auf der Nikolausfe­ier des Fanklubs. Außerdem konnten im Lauf der vergangene­n 15 Jahre auch einige Unternehme­n gewonnen werden, die das Engagement unterstütz­en, erzählt Manuel Tausend, der im vergangene­n Jahr das Präsidente­namt des Klubs von seinem Vater übernommen hat.

Auch nach 15 Jahren setzt es Rudi Tausend immer noch zu, wenn er erleben muss, wie die Kinder leiden müssen. „Ich hatte schon mal eine Zeit, in der ich deswegen nicht mehr auf die Station gehen konnte“, gibt er zu. Wenn er dort ist, besucht er jeweils maximal drei bis vier Kinder. „Ich will Zeit für sie haben, und mit ihnen auch mal etwas anderes reden als über die Krankheit.“Es sei für Außenstehe­nde oft bewunderns­wert, wie gelassen die Kinder ihr Schicksal aufnehmen. „Meistens wissen sie selbst genau über ihren Zustand Bescheid.“Intensiv sind, falls gewünscht, auch die Gespräche mit den Eltern der kranken Buben und Mädchen. „Mit einigen von ihnen ist inzwischen eine FreundTaus­end schaft entstanden, sie kommen immer wieder zu unseren Veranstalt­ungen“, sagt Manuel Tausend.

Selbstvers­tändlich will Rudi Tausend auch als Ehrenpräsi­dent sich um die Kinder kümmern. „Das ist vielleicht auch ein Stück Dankbarkei­t, weil meine Kinder und Enkel gesund sind.“

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Foto: Marcus Merk Rudi Tausend ist Ehrenpräsi­dent des FC Bayern Fanklubs „Red White Glammhogga“aus Gablingen, der sich seit Jahren für krebskrank­e Kinder einsetzt.

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