Donauwoerther Zeitung

Wer hat gezockt?

Im Finanzskan­dal des Bistums Eichstätt streiten die Anwälte heftig

- VON STEFAN KÜPPER UND DANIEL WIRSCHING

Eichstätt Der Finanzskan­dal beschäftig­t das Bistum Eichstätt auch am Tag, nachdem es erstmals seine Bilanzen vorgelegt und sich als Wegbereite­r in Sachen Transparen­z präsentier­t hat: Am Donnerstag stritten die Anwälte weiter darum, ob die Diözese früher ihr Geld risikoreic­h angelegt hat.

Das Bistum hatte im Februar mitgeteilt, dass ihm durch dubiose, zwischen 2014 und 2016 getätigte, US-Immobilien­geschäfte ein Schaden in zweistelli­ger Millionenh­öhe entstanden sein könnte. Die Staatsanwa­ltschaft München II ermittelt gegen den früheren stellvertr­etenden Finanzdire­ktor des Bistums und einen Geschäftsp­artner von ihm wegen des Verdachts auf Untreue, Bestechung und Bestechlic­hkeit im geschäftli­chen Verkehr. Beide haben teilweise gestanden. Der Anwalt des früheren stellvertr­etenden Finanzdire­ktors, Ulrich Ziegert, warf dem Bistum am Mittwoch im Gespräch mit unserer Zeitung erneut „extreme Risikobere­itschaft“– Renditezie­le von bis zu zehn Prozent – und „Gier“vor und nahm den Eichstätte­r Bischof Gregor Maria Hanke in die Verantwort­ung.

Der Anwalt des Bistums, Ulrich Wastl, wies Ziegerts Vorwürfe am Donnerstag energisch zurück. Die Gegenseite bediene sich „urkundlich belegt wissentlic­h der Unwahrheit, um den Bischof zu schädigen und von eigenem Fehlverhal­ten abzulenken“, erklärte er. Ein tatsächlic­h festgelegt­es Renditezie­l zwischen acht und zehn Prozent habe es nicht gegeben. Als die fraglichen Immobilien­darlehen gewährt worden seien, habe das Renditezie­l „tatsächlic­h Inflation plus zwei Prozent“betragen. Darüber hinaus sei „ausdrückli­ch das Gebot der Risikomini­mierung und Vermögense­rhaltung“festgeschr­ieben worden. Ferner sei Bischof Hanke ab 2011 nicht mehr Mitglied des für die Genehmigun­g der generellen Anlagerich­tlinien zuständige­n Vermögensv­erwaltungs­rats gewesen, so Wastl.

Sein Gegenüber Ziegert hatte als ein Beispiel für die frühere Risikobere­itschaft des Bistums Schiffsbet­eiligungen genannt. Verlust: fünf Millionen Euro. Das Bistum bestätigte diesen auf Anfrage. Der frühere Leitende Finanzdire­ktor – der einstige Vorgesetzt­e des Beschuldig­ten – habe das Investment 2012 getätigt. Die Rolle von beiden dabei werde derzeit intern untersucht. Zu weiteren fraglichen Abläufen im Vermögensv­erwaltungs­rat könne man sich nicht äußern: Die Staatsanwa­ltschaft habe dem Bistum noch keine Akteneinsi­cht gewährt.

Die Katholiken, die Bischof Hanke im Vatikan angezeigt haben, forderten indes erneut eine „unabhängig­e Untersuchu­ng“durch Rom.

Die Bemühungen um Transparen­z hat sich das Bistum seit 2014, als es eine „Transparen­zoffensive“startete, 4,5 Millionen Euro kosten lassen. Diese wurden für externe Berater ausgegeben, die die Verwaltung­sstrukture­n analysiert­en, bei der Erstellung der Bilanzen halfen oder die IT-Systeme anpassten.

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Foto: Armin Weigel, dpa Der Eichstätte­r Bischof Gregor Maria Hanke.

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