Donauwoerther Zeitung

Vielleicht ist Alkohol doch eine Lösung

- VON TILMANN MEHL time@augsburger allgemeine.de

Gestern stand auf dieser Seite noch, dass das Scheitern der Nationalma­nnschaft auch das Scheitern des Bundestrai­ners ist. Das trifft nach einer Nacht immer noch zu. Zur Wahrheit gehört aber auch: Das Scheitern der Nationalma­nnschaft ist auch das Scheitern des Autors dieser Zeilen. Er hat es nicht geschafft, durch geharnisch­te Kommentare die Spieler zu mehr Laufbereit­schaft zu motivieren. Es war ihm ebenfalls nicht vergönnt, zu mehr Kreativitä­t anzutreibe­n. Folgericht­ig muss auch er die Heimreise antreten.

Seine Zukunft ist ebenso offen wie die von Joachim Löw. Anders als beim Nationaltr­ainer liegt sein Schicksal aber nicht in eigenen Händen. Ob er noch mal in den Journalist­en-Kader für eine Weltoder Europameis­terschaft berufen wird, liegt in Händen des Ressortlei­ters. Klar ist, der Weg zum nächsten Turnier führt nur über absolute Leistungsb­ereitschaf­t und Hingabe. Vielleicht war er in Russland einfach zu satt, der letzte Hunger hat möglicherw­eise gefehlt. So eine Borschtsch ist aber auch einfach zu köstlich.

Wie nun ist er zu motivieren? Probates Mittel ist, sich erst mal auf die Basisaufga­ben zu konzentrie­ren. Einfache Sachen machen. Hauptsatz an Hauptsatz. Relativsät­ze, die wo in die Irre führen könnten, vermeiden. Sprachlich­e Experiment­e können nur am Ende des Regenbogen­s beim frühen Vogel enden.

Vielleicht ist es der Sache auch dienlich, neue Reize zusetzen. Etliche Vernissage­n, Kaninchen züchter versammlun­gen und der örtliche Freie-Wähler-Kreis verband sind doch auch lohnenswer­t, darüber zu berichten.

Nun aber heißt es erst mal, sich zu sammeln, Eindrücke verarbeite­n. Es kann Wochen dauern, bis die Einglieder­ung in den deutschen Straßenver­kehr gelungen ist. Am besten wird es wohl sein, die Hupe vorerst zu deaktivier­en. Auch ist mit massiven Ein schlaf problemen zu rechnen. Denn wie bitte zur Nachtruhe finden ohne die gewohnten mexikanisc­hen Fangesänge in den Ohren. Jene Tequilla gebadeten Stimmbände­r, die so wundervoll von Heimat, Liebe und historisch­en Erfolgen auf den Fußballfel­dern dieser Welt künden.

Vielleicht ist ja Alkohol in diesem einen Fall doch eine Lösung. Hier besteht tatsächlic­h auch noch Nachholbed­arf. In den 17 Tagen Russland nämlich hat der Autor dieser Zeilen keinen einzigen Wodka getrunken. Eine Nacht aber bleibt ihm dafür noch. Na sdorówje!

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Foto: dpa 17 Tage ohne Wodka – jetzt denkt unser Autor über ein Gläschen nach.
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