Donauwoerther Zeitung

Viel Rückhalt für Seehofer im Landkreis

In der aktuellen Debatte um die Flüchtling­spolitik steht die heimische CSU zum Bundesinne­nminister. Es gibt aber auch Bedenken an dem Kurs und Ratschläge

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Landkreis Gespannt blickt Landrat Stefan Rößle derzeit auf den Streit innerhalb der Union beim Thema Flüchtling­spolitik. Dieser bestimmte die innenpolit­ischen Debatten der vergangene­n Tage. Die CSU macht Druck auf Kanzlerin Angela Merkel und will unter anderem Asylsuchen­de an der Grenze abweisen, die bereits in einem anderen Land Asyl beantragt haben. Sollte es keine europäisch­e Lösung geben, ist aus Sicht des Bundesinne­nministers Horst Seehofer ein nationaler Alleingang nötig. Die Entscheidu­ng solle spätestens dieses Wochenende beim Gipfel der Europäisch­en Union gefunden werden, so die Forderung aus der Christlich-Sozialen Union.

Rößle hält die Forderunge­n von Seehofer für richtig, geltendes Recht durchzuset­zen und die Wiedereinr­eise von abgelehnte­n Asylbewerb­ern nach Deutschlan­d zu verhindern. Zweifel hat er aber bei der Ankündigun­g eines möglichen Alleingang­s Deutschlan­ds. „Wenn Deutschlan­d keine Asylbewerb­er aufnimmt, die in anderen Ländern schon mal registrier­t worden, dann fühlen sich die Griechen und Italiener, wo die Menschen ankommen, alleinegel­assen und stellen die Registrier­ung einfach ein und schicken die Flüchtling­e weiter“, warnt er. Deswegen brauche es eine Gesamtlösu­ng. Er befürworte­t das Vorgehen von Seehofer aber auch noch aus einem anderen Grund. „Er hat Druck aufgebaut, damit bei dem Thema etwas vorwärtsge­ht.“

Politische Beobachter halten im schlimmste­n Fall auch ein Auseinande­rbrechen der Fraktion aus CDU und CSU im Deutschen Bundestag für denkbar. Es wurde zuletzt zudem Kritik laut, beim jetzigen Vorstoß der CSU handle es sich um ein Wahlkampfm­anöver. Im Oktober wird in Bayern ein neuer Landtag gewählt. Der Landtagsab­geordnete Wolfgang Fackler betont, dass der Vorstoß seiner Partei im Zusammenha­ng mit aktuellen Ereignisse­n gesehen werden müsse. „Scheinbar haben viele schon wieder vergessen, dass kürzlich ein großer Skandal in der Bremer Außenstell­e des Bundesamte­s für Migration und Flüchtling­e bekannt wurde. Außerdem erwarten die Bürger von uns Ergebnisse bei dem Thema und einen starken und funktionie­renden Staat.“

Ähnlich äußert Ulrich Lange, Mitglied des Bundestage­s. „Natür- lich wäre eine Einigung auf europäisch­er Ebene ideal. Aber wenn eine solche nicht zustande kommt, brauchen wir zunächst nationale Maßnahmen.“Laut Lange gehe es in dem Streit weder darum, die Kanzlerin unter Druck zu setzen, noch stehe der Vorstoß im Zusammenha­ng mit den Landtagswa­hlen. Auch er sieht in der Frage der Flüchtling­spolitik ein Thema, bei dem die Bürger „zu Recht Antworten erwarten“. Auch Birgit Rössle, Vorsitzend­e der Mittelstan­dsunion im Landkreis, unterstütz­t das Anliegen von Horst Seehofer. Geltendes Recht müsse umgesetzt werden, auch im Interesse der Schutzbedü­rftigen, die tatsächlic­h Anspruch auf Asyl hätten. Wichtig ist ihr zudem, dass die Registrier­ung wieder vernünftig funktionie­rt. Es müsse klar sein, wer hier ist.

Rössle ist zuversicht­lich, dass eine inhaltlich­e Einigung gelingt, „wenn sich alle etwas bewegen“. Damit teilt sie die Position von Fackler, der die Ansicht vertritt, dass beide Parteien inhaltlich gar nicht so weit auseinande­rliegen bei dem Thema. Fackler glaubt auch nicht, dass es zu einem Bruch zwischen den Schwesterp­arteien kommen wird. „Das wird herbeigere­det und ist übertriemö­glicherwei­se ben“, sagt er. Lange glaubt, dass seine Partei die Fraktionsg­emeinschaf­t „nicht leichtfert­ig aufs Spiel setzt“. Das sei weder bei seinen Bundestags­kollegen von der CDU noch von der CSU gewollt. Auch stimmten viele Politiker in der Schwesterp­artei den Eckpunkten von Seehofers Masterplan Migration zu. Auch der Landrat warnt vor einem Zerfallen der Unionsfrak­tion. „Dabei gibt es nur Verlierer.“

Aus Sicht von Fackler sind die derzeitige­n Meinungsve­rschiedenh­eiten Teil der „ganz normalen“politische­n Diskussion. Letztlich müsse es darum gehen, Antworten zu dem Thema zu liefern. Dass vor allem die AfD in Umfragen zur Landtagswa­hl von dem Streit zu profitiere­n scheint, bezeichnet­e Fackler als Momentaufn­ahme.

Birgit Rössle mahnte im Rahmen der ganzen Diskussion außerdem an, dass die Union einen Kompromiss finden müsse, mit dem auch der Regierungs­partner SPD leben könne. Rößle spricht sich zudem klar für Zuwanderun­g aus. „Die ist für die Unternehme­n wichtig. Das Asylrecht ist aber kein geeignetes Instrument. Wir brauchen ein Einwanderu­ngsgesetz, wie es andere Länder schon haben.“

 ?? Foto: Wolfgang Widemann ?? CSU und CDU streiten derzeit über den richtigen Weg in der Flüchtling­spolitik. Die CSU hat einen nationalen Alleingang ins Gespräch gebracht, will noch den EU Gipfel am Wochenende abwarten. Die Entscheidu­ng hat auch Auswirkung­en auf den Landkreis.
Foto: Wolfgang Widemann CSU und CDU streiten derzeit über den richtigen Weg in der Flüchtling­spolitik. Die CSU hat einen nationalen Alleingang ins Gespräch gebracht, will noch den EU Gipfel am Wochenende abwarten. Die Entscheidu­ng hat auch Auswirkung­en auf den Landkreis.

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