Donauwoerther Zeitung

Gemeinsam Grenzen überwinden

Die Stadt Wemding und die Gemeinde Polsingen im angrenzend­en Mittelfran­ken wollen einander näher sein. Straße, Radweg und Mitfahrbän­kle als Projekte

- VON WOLFGANG WIDEMANN

Wemding/Polsingen Die Bewohner der Stadt Wemding und die Gemeinde Polsingen sind zwar direkte Nachbarn, irgendwie sind sie aber auch getrennt. Die eine Kommune liegt in Schwaben, die andere in Mittelfran­ken. Die Bezirksgre­nze bilde ein Hindernis für manche denkbare Zusammenar­beit. Das haben die beiden Bürgermeis­ter Martin Drexler und Heinz Meyer bei einer gemeinsame­n Sitzung des Wemdinger Stadt- und des Polsinger Gemeindera­ts erklärt. Allen Hinderniss­en zum Trotz wollen die Schwaben und die Franken nun mehrere Projekte anpacken, um einander näher zu kommen.

„Wir haben viele gemeinsame Ziele“, betonte Drexler. Der erinnerte daran, dass die Polsinger Mitglied der Interessen­gemeinscha­ft für den Bahnhof Otting-Weilheim sind und diese auch bereits finanziell unterstütz­t haben. Es sei für beide Kommunen wichtig und strategisc­h sinnvoll, „dass wir uns auch austausche­n und Grenzen überwinden“.

Meyer sprach von einer „historisch gewachsene­n Beziehung“. Viele Menschen aus der 1800-Einwohner-Gemeinde im Landkreis Weißenburg-Gunzenhaus­en gingen zum Einkaufen vor allem nach Wemding, arbeiteten dort oder besuchten die Realschule. Leider habe die bisherige Kooperatio­n mit den Wemdingern „nicht viele Früchte getragen“. So habe sich der Plan für einen gemeinsame­n Windpark zerschlage­n.

Jetzt habe man aber ein paar Themen, die man angehen könnte. Dazu gehört das Ziel, dass die Ortsverbin­dungsstraß­e zwischen Wemding und Polsingen zu einer Kreisstraß­e aufgestuft wird. Beide Kommunen wollen mit dem für sie jeweils zuständige­n Landratsam­t Kontakt aufnehmen, damit sich die Behörden den Zustand der Straße anschauen. Nächster Schritt wäre, dass die Kreistage einbezogen und dann die Zahl der Fahrzeuge auf der Strecke ermittelt werden.

Eine Kreisstraß­e sei grundsätzl­ich bei mindestens 1000 Fahrzeugen pro Tag denkbar, sagte Stadt- und Kreisrat Gottfried Hänsel. Bei einer Zählung vor rund 15 Jahren waren es auf dem genannten Abschnitt 980. Auf Wemdinger Flur – ein kleines Stück gehört zur Gemeinde Wolferstad­t – müsste die Straße wohl verbreiter­t werden, denn der Kreis – so hieß es – übernehme nur Straßen, die entspreche­nd ausgebaut sind.

Ein zweiter Punkt, der die Wemdinger und Polsinger zusammenbr­ingen soll, ist ein (weiterer) Radweg. Dazu stellte Robert Behringer, Mitarbeite­r der Verwaltung in Wemding, eine Idee vor. Der aktuelle Radweg sei 7,7 Kilometer lang und wegen der hügeligen Strecke schweißtre­ibend. Behringers Vorschlag: Einen Radweg über Amerbach und Amerbacher­kreut sowie den nahen Weiher vorbei durch den Wald in Richtung Polsingen schaffen. Der wäre nur knapp 7,1 Kilometer lang und hätte deutlich weniger Höhenmeter. 2,6 Kilometer müssten ausgebaut werden.

Eine Reihe von Räten vertrat jedoch die Ansicht, ein Radweg über den Kronhof entlang der Staatsstra­ßen wäre die pragmatisc­here und finanziell sinnvoller­e Variante. Auf diese Weise könnte auch der Anschluss an das Radwegnetz im Ries verwirklic­ht werden und man könnte auf eine Förderung von 70 Prozent hoffen. Später sei auch ein Radweg-Lückenschl­uss in/aus Richtung Megesheim möglich.

Wemding und Polsingen wollen, so vereinbart­en beide Seiten, die Variante über den Kronhof anstreben. In Wemding würde der Anschluss in die Stadt über eine Verbindung zwischen der Wallfahrt und der Pfarrer-Pütz-Straße bewerkstel­ligt, so der Plan.

Als ein „ganz charmantes Projekt“bezeichnet­e Martin Drexler den Vorschlag aus Polsingen, in beiden Kommunen sogenannte Mitfahrbän­kle aufzustell­en. Dies soll in Wemding an der Stadthalle und am Johanniswe­iher bei den Glascontai­nern sowie in Polsingen und in Döckingen geschehen.

Bürgermeis­ter Meyer erläuterte die Sache näher. Die Bänkle werden neben der Straße platziert und mit einem Schild versehen. Auf dem steht der Name des Orts, in den derjenige gelangen will, der sich auf die Bank setzt: „Es gibt viele Leute, die nicht mehr so mobil sind oder kein eigenes Fahrzeug haben.“Fährt jemand in die jeweilige Richtung, kann er den Wartenden mitnehmen. Dies funktionie­re schon in einer Reihe von Gegenden in Deutschlan­d. „Wenn das bei uns nicht angenommen würde, hätten wir eine Ruhebank“, so Meyer. Die Versammelt­en einigten sich darauf, dass die Stadt und die Gemeinde jeweils zwei Bänkle finanziere­n.

Wer in den Nachbarort will, wird mitgenomme­n

 ?? Foto: Wolfgang Widemann ?? Der Stadtrat von Wemding und der Gemeindera­t von Polsingen haben sich zu einer gemeinsame­n Sitzung getroffen. In dieser sprachen die Politiker über mehrere Themen, welche die beiden Kommunen näher zusammenbr­ingen könnten.
Foto: Wolfgang Widemann Der Stadtrat von Wemding und der Gemeindera­t von Polsingen haben sich zu einer gemeinsame­n Sitzung getroffen. In dieser sprachen die Politiker über mehrere Themen, welche die beiden Kommunen näher zusammenbr­ingen könnten.

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