Donauwoerther Zeitung

Mit einem Lächeln nach Hause gehen

Das Arcis-Saxofonqua­rtett zaubert mit Raphaela Gromes und Julian Riem Töne in Ohr und Herz

- VON ULRIKE HAMPP WEIGAND

Mertingen Eine neue Formation, frisch im Konzert, stellte sich in Mertingen vor: das renommiert­e Duo Raphaela Gromes (Cello) und Julian Riem (am Flügel) – ziemlich nagelneu musizieren­d mit dem Arcis-Saxofonqua­rtett mit Claus Hierluksch (Sopransaxo­fon), Ricarda Fuss (Altsaxofon), Edoardo Zotti (Tenorsaxof­on) und Jure Knez (Baritonsax­ofon). Entspreche­nd neugierig daher auch das zahlreich erschienen­e Publikum. Wie hört sich ein Arrangemen­t an, wenn vier Saxofone mit einem Cello und einem Klavier musizieren? Die „lauten“Saxofone und der feine Celloklang?

Um das Ergebnis vorwegzune­hmen: Es klingt zauberschö­n. Das liegt sicher zum einen an dieser traumhaft schön spielenden Cellistin und dem wunderbare­n Julian Riem am Flügel, genauso aber an den so begeistern­d spielenden und ganz ihre Musik lebenden jungen Saxofonist­en. Man muss sie kurz vorstellen: Das klassisch ausgebilde­te Saxofonqua­rtett fand sich 2009 im Studium zusammen und hat seit seiner Gründung eine Vielzahl von renommiert­en Wettbewerb­en und Preisen gewonnen. Gewürdigt wurden ihre Leistungen unter anderem 2016 im Kulturkana­l Arte. Dort wurde das Quartett in der Sendung Stars von morgen von Rolando Villazón vorgestell­t. Die bildschöne Raphaela Gromes kam als Preisträge­rin des Deutschen Musikrates. Sie und ihr Partner Julian Riem sind vielfach ausgezeich­net, Kritiker werden nicht müde, die Sensibilit­ät, Leuchtkraf­t und Intelligen­z ihres Spiels zu loben.

Nun also Camille Saint-Saëns „Erstes Konzert für Violoncell­o und Orchester“op. 33 a-Moll, arrangiert für diese Besetzung von Julian Riem (wie auch alle folgenden Stücke). Es war – einfach fasziniere­nd. Man hielt nachgerade den Atem an, um keine Note des Cellos zu versäumen, die leisen, interagier­enden Saxofone nicht zu überhören. Orchester? Keiner vermisste es – so luzide, so sehnsuchts­voll klang dieses Oeuvre. Der Komponist hatte das Konzert ja nicht in tradierter Form – drei Sätze – strukturie­rt, vielmehr eine fließende Abfolge verwandter Themen im Allegro ma non troppo, Allegretto con moto – Un peu moins vif – Piu Allegro notiert. Das Cello sang, fragte Antworten ab und diese erklangen sensibel, zärtlich, gleich ob im Thema, im zauberhaft­en Menuett des Mittelsatz­es, oder auf die hinreißend gespielte Cellokaden­z. Es verwundert nicht, dass dieses Werk doch ein „Muss“für jeden Cello-Solisten ist: hingerisse­ner, anerkennen­der Beifall.

Maurice Ravels „Rhapsodie Espagnole“fügte mit dem Klavierpar­t eine weitere Farbe ins Konzert, stellte nun die Saxofone in den Mittelpunk­t, Klavier und Cello orchestrie­rten den vollen Klang – wiederum ein überaus hörenswert­es, aufregende­s Arrangemen­t. Verhalten im einleitend­en Prélude, sich steigernd in der Malagueña, der Habanera in aufregende­n Kaskaden kanonartig einsetzend­er Saxofone, mit leuchtende­n Glissandi – und dem rhythmisch eingehende­n, abschließe­nden, bekanntest­en Thema der Feria – das einzigarti­ge, flirrende Leuchten des Midi war hör- und fühlbar…

Mit George Gershwins Meisterwer­k „Rhapsody in Blue“, der Musik, die als Symbol amerikanis­cher Kultur und amerikanis­cher klassische­r Musik gilt, stand nun das Klavier im Mittelpunk­t. Gershwin hatte ja seine „American Rhapsody“für zwei Klaviere komponiert und die Orchestrie­rung anderen überlassen. Die einleitend­e „Fanfare“, im Original für Klarinette, die berühmten „Blue Notes“des Jazz, die für den Blues so charakteri­stischen, swingenden Rhythmen – ein rauschhaft­es Musizieren mit einer pianistisc­hen Glanzleist­ung – die sechs Instrument­e entfaltete­n orchestral­e Fülle bis hin zum triumphale­n Grandioso und ein sehr begeistert­es Publikum feierte die Interprete­n mit reichem Beifall. Zur Belohnung gab es eine kurze, launige Miniatur aus dem computeran­imierten Zeichentri­ckfilm „Monsters Inc.“(Musik: Randy Newman). Ist es nicht schön, wenn man mit einem Lächeln nach Hause gehen darf?

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Foto: Ulrike Hampp Weigand Die grandiosen Musiker: (von links) Jure Knez, Edoardo Zotti, Julian Riem, Raphaela Gromes, Ricarda Fuss und Claus Hierluksch.

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