Donauwoerther Zeitung

Assads blutige Offensive

Syriens Machthaber steht vor dem Sieg

- VON THOMAS SEIBERT

Damaskus Mit einem Großangrif­f auf die letzte Bastion der Rebellen im Süden Syriens rückt der Sieg von Präsident Baschar al-Assad in dem seit sieben Jahren andauernde­n Bürgerkrie­g näher. Mit russischer und iranischer Unterstütz­ung greifen Elitetrupp­en der syrischen Armee in der Provinz Daraa an der Grenze zu Jordanien an. Der Westen will nicht eingreifen.

Der Ort hat Symbolchar­akter: In Daraa hatte 2011 der Aufstand gegen Assad begonnen. In dem Bürgerkrie­g kontrollie­rte der syrische Präsident zwischenze­itlich nur noch 20 Prozent des Staatsgebi­etes, doch mit dem Beginn der russischen Interventi­on vor drei Jahren sowie militärisc­her Unterstütz­ung durch den Iran wendete sich das Blatt. Inzwischen herrscht Assad wieder über mehr als die Hälfte von Syrien. Erst kürzlich hatte er sein Ziel bekräftigt, „jeden Zentimeter“des Landes zurückzuer­obern. Massive Luftschläg­e und Artillerie richten sich gegen Stellungen der Rebellen, Wohngebiet­e und Krankenhäu­ser und treiben Keile in das Gebiet der Aufständis­chen; dabei setzten die Syrer in Ost-Ghouta offenbar auch Giftgas ein. Mit dem rücksichts­losen Vorgehen sollen Zivilisten in die Flucht getrieben werden.

Die Vereinten Nationen warnen bereits, in Daraa drohe die nächste humanitäre Katastroph­e im syrischen Bürgerkrie­g. Insgesamt seien 750000 Menschen in Lebensgefa­hr. Laut der syrischen Hilfsorgan­isation „Weiße Helme“sind 150000 Menschen auf der Flucht. Niemand weiß, wohin sich die Flüchtling­e aus Daraa wenden können: Das südlich gelegene Jordanien, das nach Regierungs­angaben bereits 1,3 Millionen Syrer versorgt, hat seine Grenze geschlosse­n. Im Westen liefert Israel zwar Hilfsgüter an die Grenze, will die Flüchtling­e aber ebenfalls nicht ins Land lassen.

Mit dem möglichen Ende der großen militärisc­hen Auseinande­rsetzungen dürfte sich das Gerangel der ausländisc­hen Akteure in Syrien um gute Ausgangspo­sitionen für die Nachkriegs­zeit verstärken. Unumstritt­en scheint, dass Assad an der Macht bleibt. Wie das künftige Syrien aussehen soll, ist aber völlig offen.

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Foto: afp 150000 Menschen sind im Süden Sy riens auf der Flucht.

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