Assads blutige Offensive
Syriens Machthaber steht vor dem Sieg
Damaskus Mit einem Großangriff auf die letzte Bastion der Rebellen im Süden Syriens rückt der Sieg von Präsident Baschar al-Assad in dem seit sieben Jahren andauernden Bürgerkrieg näher. Mit russischer und iranischer Unterstützung greifen Elitetruppen der syrischen Armee in der Provinz Daraa an der Grenze zu Jordanien an. Der Westen will nicht eingreifen.
Der Ort hat Symbolcharakter: In Daraa hatte 2011 der Aufstand gegen Assad begonnen. In dem Bürgerkrieg kontrollierte der syrische Präsident zwischenzeitlich nur noch 20 Prozent des Staatsgebietes, doch mit dem Beginn der russischen Intervention vor drei Jahren sowie militärischer Unterstützung durch den Iran wendete sich das Blatt. Inzwischen herrscht Assad wieder über mehr als die Hälfte von Syrien. Erst kürzlich hatte er sein Ziel bekräftigt, „jeden Zentimeter“des Landes zurückzuerobern. Massive Luftschläge und Artillerie richten sich gegen Stellungen der Rebellen, Wohngebiete und Krankenhäuser und treiben Keile in das Gebiet der Aufständischen; dabei setzten die Syrer in Ost-Ghouta offenbar auch Giftgas ein. Mit dem rücksichtslosen Vorgehen sollen Zivilisten in die Flucht getrieben werden.
Die Vereinten Nationen warnen bereits, in Daraa drohe die nächste humanitäre Katastrophe im syrischen Bürgerkrieg. Insgesamt seien 750000 Menschen in Lebensgefahr. Laut der syrischen Hilfsorganisation „Weiße Helme“sind 150000 Menschen auf der Flucht. Niemand weiß, wohin sich die Flüchtlinge aus Daraa wenden können: Das südlich gelegene Jordanien, das nach Regierungsangaben bereits 1,3 Millionen Syrer versorgt, hat seine Grenze geschlossen. Im Westen liefert Israel zwar Hilfsgüter an die Grenze, will die Flüchtlinge aber ebenfalls nicht ins Land lassen.
Mit dem möglichen Ende der großen militärischen Auseinandersetzungen dürfte sich das Gerangel der ausländischen Akteure in Syrien um gute Ausgangspositionen für die Nachkriegszeit verstärken. Unumstritten scheint, dass Assad an der Macht bleibt. Wie das künftige Syrien aussehen soll, ist aber völlig offen.