Donauwoerther Zeitung

Seine Sprache ist die Musik

Anton Böswald ist ein Tausendsas­sa in Sachen Musik. Er belebt die Gemeinde Rögling mit Klängen. Wie der Dirigent und Musikkapel­len-Vorsitzend­e seine große Leidenscha­ft entdeckte

- VON HELMUT BISSINGER

Rögling „Das ist schon ein erhebendes Gefühl.“Anton Böswald kommt gerne auf das Bezirksmus­ikfest in Rögling zu sprechen. Einen Massenchor hat er als ehemaliger stellvertr­etender Bezirksvor­sitzender des Allgäu-Schwäbisch­enMusikbun­des (ASM) schon immer wieder mal dirigiert, doch tausend Musikern im eigenen Dorf den Ton vorzugeben „war schon etwas ganz Besonderes“. Seit 34 Jahren ist Böswald Dirigent der Musikkapel­le Rögling und seit Jahrzehnte­n auch deren Vorsitzend­er.

Gerne holt Böswald seine Posaune aus dem Koffer. Mit ihr hat seine musikalisc­he Laufbahn begonnen. Und die Posaune ist auch heute noch sein Lieblingsi­nstrument. Gerne hätte er mehr Zeit, um Musik zu machen, doch als Dirigent und Vorsitzend­er hat er vielfältig­e andere Aufgaben. Die wichtigste: „Den ganzen Haufen zusammenzu­halten“, lacht er. Alles in seinem Leben hat der Ruheständl­er der Musik untergeord­net – sogar den gemeinsame­n Familienur­laub.

Seine Eltern waren nicht so sonderlich erfreut, als sich der junge Bankkaufma­nn der Musik zuwandte. Doch schon als Kind war er beim Kirchenbes­uch begeistert gewesen, als er gesehen und gehört hat, wie fünf junge Musikanten mit ihren Instrument­en die Gläubigen mitgerisse­n hatten, als der Pfarrer „Großer Gott“anstimmte. Da wurde die Leidenscha­ft zur Musik begründet, eine Leidenscha­ft, die bis heute anhält und die Böswald auch seinen beiden Töchtern und den Enkeln weitergege­ben hat.

In Harmonie vereint

Immer noch unterricht­et Böswald junge Menschen, bringt ihnen bei, wie man beispielsw­eise einem Blasinstru­ment die Töne entlockt, die man hören möchte. Über die Begeisteru­ng der jungen Menschen an der Musikkapel­le kann er nicht klagen, weiß aber auch, „dass wir mit anderen Vereinen im Wettstreit liegen“. Wenn Böswald in Rögling in Zivilkleid­ung unterwegs ist, kennen ihn meistens nur die Alteingese­ssenen. In der schicken roten schwäbisch­en Tracht der Musikkapel­le wird er viel öfters erkannt und angesproch­en. Gerne erinnert er sich an den Sternmarsc­h beim Röglinger Fest, als er am Nadlerbrun­nen das Stück „In Harmonie vereint“dirigierte.

Serenaden, Konzerte, kirchliche Termine – Böswalds Terminkale­nder ist voll. Einmal pro Woche, vor Konzerten öfters, probt die Musikkapel­le. Die Auswahl der Stücke beispielsw­eise bei Konzerten hat sich verändert: War es früher noch mehr Unterhaltu­ngsmusik, die von den Musikern gespielt wurde, so sind es heute ausgewählt­e Stücke: von traditione­ll bis modern.

Wenn es im Verein Wichtiges zu entscheide­n gibt, lasse er sich beraten, aber in der Regel, „muss der Vorsitzend­e die Fragen des Dirigenten beantworte­n“. Dass man manchmal in einer so hervorgeho­benen Stellung kleinen Ärger habe, vielleicht sogar Enttäuschu­ngen hinnehmen müsse, damit umzugehen hat der 63-Jährige gelernt. Aber all dies werde auch immer wieder durch „schöne Momente“aufgewogen, zum Beispiel bei den Konzerten im Ort.

Sich mit Anton Böswald zu unterhalte­n ist kurzweilig. Er ist eloquent, kennt sich aus in der Welt und natürlich im Ort. Beinahe hätten sich der Reporter und der Musiker verplauder­t, doch Anton Böswald hat schon wieder einen Termin: Bei der Stubenmusi­k am Ort zupft er den Kontrabass. Das Klavier in seinem Wohnzimmer bleibt allerdings meistens stumm. Nur an Weihnachte­n greift Böswald zum Lied der „stillen Nacht“in die Tasten des Klaviers.

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Foto: H. Bissinger Anton Böswald mit seinem Lieblingsi­n strument – der Posaune.

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