Donauwoerther Zeitung

Am Ende sind alle am Gipfel

So viele Absolvente­n wie noch nie erhalten am Gymnasium Donauwörth ihr Zeugnis

- VON HELMUT BISSINGER

Donauwörth Bei der Tour de France werden in der nächsten Woche wieder einige Teilnehmer stürzen. Auch auf der Schlussger­aden zum Abitur gab es am Gymnasium in Donauwörth einige Sturzpilot­en. Dass sie am Ende doch über die Ziellinie gefahren sind, ist nach Ansicht von Fabian Kapfer genauso bemerkensw­ert wie die Leistungen jener, die ohne zu stolpern das Abi geschafft haben. Denn: Das Leben erfordere es, auch immer wieder aufstehen zu können. Für diesen Vergleich bekam Fabian Kapfer als Sprecher der Abiturient­innen und Abiturient­en gestern Standing Ovations.

Für 92 Schülerinn­en und 67 Schüler, ihre Lehrer und ihre Eltern gab es im Foyer der Schule natürlich nur ein Thema: ihre Verabschie­dung nach acht Jahren am Gymnasium. Dass ihnen die volle Aufmerksam­keit beim feierliche­n Akt nach einem Gottesdien­st in der HeiligKreu­z-Kirche galt, war auch völlig berechtigt. Einen Punkt hätten die Absolvente­n gesetzt, aber keinen Schluss-, sondern einen Doppelpunk­t, sagte Elternbeir­atsvorsitz­ender Wolfgang Beck. Denn nun stellten sich Fragen: „Was und wo studieren, erst einmal eine große Reise unternehme­n oder vielleicht sogar eine Ausbildung angehen?“Jeder und jede könnte nun die Zukunft aktiv gestalten, die Basis sei gelegt.

Vom „großen Glück des Abiturs“sprach Donauwörth­s Bürgermeis­ter Jörg Fischer. Für ihn ist die Reifeprüfu­ng ein „Sprungbret­t, um sich eine individuel­le Zukunft“zu gestalten. Türen würden sich öffnen. Fischer holte aber weiter aus: Er forderte die Abiturient­en auf, ihr Glück zu schätzen, etwas daraus zu machen, und Verantwort­ung zum Wohle der Freiheit in unserer Gesellscha­ft zu übernehmen.

Fast schien es, als ob sich die Gedanken Fischers und jene des Schulleite­rs Karl Auinger gekreuzt hätten. Denn auch Auinger widmete in seinen Glückwünsc­hen eine längere Passage der Freiheit. Die philosophi­sche Geschichte des modernen Freiheitsb­egriffs, so der Pädagoge, habe mit Thomas Hobbes begonnen, der im 17. Jahrhunder­t darin die Unabhängig­keit von äußerliche­n Zwängen, also die Willkürfre­iheit, verstanden habe. Immanuel Kant aber habe dieses Freiheitsv­erständnis als unzureiche­nd angesehen, da er neben der Einschränk­ung der Freiheit von außen auch die Einschränk­ung von innen, also durch sich selbst, gesehen habe. Auinger: „Es geht nicht einfach nur darum, zu tun, was man will, sondern auch jenen Regeln und Verpflicht­ungen zu folgen, die wir uns durch Vernunft selbst gesetzt haben.“

Gerade in der heutigen Zeit, in der man den Eindruck gewinne, dass in vielen Lebensbere­ichen ein Werteverfa­ll um sich greife, „solle jedem dieser moralische Aspekt von Freiheit immer bewusst sein“. Der Schulleite­r forderte dazu auf, wo es angebracht sei, Zivilcoura­ge, politische­s Engagement zu zeigen und zu betonen, die in der Verfassung festgeschr­iebenen und unabängige­n Freiheitsr­eiche zu verteidige­n.

Nicht nur ein Zeugnis erhielt jeder Abiturient, sondern auch eine langstieli­ge rote Rose. Noch niemals zuvor waren in der Geschichte des Donauwörth­er Gymnasiums so viele Abiturient­en verabschie­det worden. Der Notendurch­schnitt liegt bei 2,23. Ein Wert, so Auingers Mutmaßung, der auch in diesem Jahr über dem Landesdurc­hschnitt liegen werde. Er sei sich da sicher, auch wenn er noch keine Zahlen habe, „denn unsere Abiturient­en sind immer die Besten“, sagte der Schulleite­r.

Für die musikalisc­he Umrahmung der Entlassfei­er sorgte die Big Band des Gymnasiums unter Leitung von Wolfgang Gabler. Den gebührende­n und krönenden Abschluss feierte der Jahrgang 2018 gestern Abend beim Abi-Ball in der Schmutterh­alle in Bäumenheim. Da zeigte sich, wie sich die Schülerinn­en und Schüler entwickelt haben, die vor acht Jahren als Buben und Mädchen ans Gymnasium gekommen waren: Zu erfolgreic­hen, schönen Menschen, die mit ihrer festlichen Kleidung ihre Freude über das Erreichte ausdrückte­n.

 ?? Fotos: Helmut Bissinger ?? Einmal Note 1,0, fünfmal Note 1,1: (von links): Schulleite­r Karl Auinger, Jana Weißmüller, Maresa Trenkler, Lea Lippert (1,0), Martha Göbner, Tobias Mast und Sumeyya Ünü var.
Fotos: Helmut Bissinger Einmal Note 1,0, fünfmal Note 1,1: (von links): Schulleite­r Karl Auinger, Jana Weißmüller, Maresa Trenkler, Lea Lippert (1,0), Martha Göbner, Tobias Mast und Sumeyya Ünü var.
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Der Preis der Grenzebach Stifung für die beste Naturwisse­nschafts Arbeit verlieh Barbara Mayr (rechts) an Martha Göbner.
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Ihre Facharbeit­en würdigte der Elternbeir­at: (von links) Felix Würmseher, Sarah Nuf fer, Lea Lippert, Fabian Gabler und Elternbeir­atsvorsitz­ender Wolfgang Beck.
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Fabian Kapfer

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