Donauwoerther Zeitung

Mischa feiert den ersten Titelgewin­n

Der ältere Zverev-Bruder jubelt in Eastbourne. Eltern sind bisweilen genervt

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London Deutschlan­ds Ausnahmesp­ieler Alexander Zverev bereitete sich auf Wimbledon vor, sein großer Bruder Mischa feierte den größten Erfolg seiner Tennis-Karriere. „Ich wollte nicht der Einzige in der Familie sein, der keinen Titel gewonnen hat“, sagte der 30-Jährige lachend, als er nach dem 6:4, 6:4 im Finale von Eastbourne gegen den Slowaken Lukas Lacko den Pokal für seinen ersten ATP-Titel in Händen hielt. Rund 70 Meilen entfernt trainierte Alexander Zverev am Samstag für das dritte Grand-SlamTurnie­r der Saison, das an diesem Montag mit ihm als Nummer vier der Setzliste beginnt. „Ich habe kurz überlegt, ob ich hinfahren soll. Dann habe ich es mir anders überlegt, ich wollte nicht, dass er seinen Rhythmus verliert“, sagte der 21-Jährige.

Im Sog des kleinen Bruders, dem vielverspr­echendsten deutschen Tennisspie­ler seit der Ära mit Boris Becker und Michael Stich, erlebt auch der ältere Mischa wieder einen neuen Frühling. Aber das Wohl und Wehe der deutschen Tennis-Herren wird in Wimbledon vom jüngeren Schlaks der erfolgreic­hen Hamburger Tennis-Familie abhängen, sein Muskelriss im Oberschenk­el von den French Open ist verheilt. Wird Alexander Zverev wie erstmals in Paris auch auf den berühmten Rasenplätz­en von London das Viertelfin­ale erreichen? Wird der Weltrangli­sten-Dritte gar eine HalbfinalP­remiere bei einem der vier wichtigste­n Turniere feiern? Zu seinem stringente­n Karrierepl­an würde das perfekt passen. „Ich bin bereit“, sagte er. „Ich bin nie jemand, der sagt, das Viertelfin­ale ist gut genug oder das Halbfinale ist gut genug. Mein Ziel ist es, irgendwann dieses Turnier zu gewinnen.“

Die Zverevs inspiriere­n sich gegenseiti­g, als unterstütz­ende Ratgeber und gelegentli­che Trainingsp­artner voller Ehrgeiz. Auf dem Platz entwickle sich manchmal die Intensität eines Wimbledon-Halbfinals, meinte der Weltrangli­sten-67. Mischa Zverev und das sei für die Eltern nicht auszuhalte­n. „Wir wollen jeden Punkt gewinnen. Manchmal sagt er, du betrügst, ich sage, du betrügst, das geht hin und her. Mein Papa verlässt den Platz. Meine Mutter geht mit dem Hund spazieren.“

Dass vor allem Alexander Zverev vom älteren Bruder profitiert, hat sich längst gewandelt. Schon mehrmals musste der 1,91 Meter große Linkshände­r um die Fortsetzun­g seiner Karriere bangen, seine Krankenakt­e ist lang. „Er hat gesagt, gib nie auf, du kannst Titel gewinnen“, erzählte Mischa Zverev am Samstag bei der Siegerehru­ng. Als er zu seiner Frau blickte, kamen ihm die Tränen. Mit seinem Titelgewin­n sind die Zverevs nun die ersten Brüder seit John und Patrick McEnroe mit ATP-Turniersie­gen im Einzel. In Wimbledon werden die beiden Zverevs ihre Auftaktpar­tien am Dienstag bestreiten. Mischa Zverev trifft in der ersten Runde auf den Franzosen Pierre-Hugues Herbert. Sein jüngerer Bruder tritt zum Auftakt gegen den Australier James Duckworth an, der in der Weltrangli­ste momentan nur auf Platz 752 notiert ist.

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Foto: dpa Mischa Zverev zeigt stolz den Pokal nach seinem ersten Turniererf­olg.

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