Donauwoerther Zeitung

Baum gibt Tipps für Topleistun­gen

Der Trainer des FC Augsburg motiviert bei einem Seminar in Merching Führungskr­äfte der Forum Media Group. Wie ein Coach damit umgeht, wenn ein Spieler nicht zum Yoga will

- VON PHILIPP SCHRÖDERS

Merching Regelmäßig gibt es bei der Forum Media Group in Merching Vorträge für die Führungskr­äfte. Doch diesmal teilte ein besonderer Referent sein Wissen mit den Managern. Manuel Baum, der Trainer des FC Augsburg, nahm sich viel Zeit, um seinen Zuhörern mitzugeben, wie Teams zu Spitzenlei­stungen geführt werden können. Seit Dezember 2016 ist der 38-Jährige Cheftraine­r des Bundesligi­sten. Zunächst unterschät­zt, hat Baum sich in den vergangene­n Jahren viel Anerkennun­g erarbeitet. Seine Karriere unterschei­det sich von vielen seiner Bundesliga­kollegen. Kurz vor seinem Engagement beim FC Augsburg arbeitete Baum noch als verbeamtet­er Lehrer an einer Realschule.

In Merching gab er den Zuhörern einen Einblick in seine Philosophi­e als Führungskr­aft. Um ein Team zu Spitzenlei­stungen zu führen, benötige es eines Systems. Der FC Augsburg stehe für Werte wie regionale Verbundenh­eit, Traditions­bewusstsei­n und Zusammenha­lt. „Das System beeinfluss­t das Verhalten des Einzelnen“, sagte Baum. Als Trainer müsse er das ganze Team im Auge behalten – auch die Spieler, die nicht zum Kader gehören und bei den Partien auf der Tribüne sitzen. „Die sind frustriert, die muss man auch führen.“

Baum glaubt daran, dass eine gute Strategie immer ein klares Ziel umfasst. Beim FC Augsburg war es beispielsw­eise in der vergangene­n Saison der Klassenerh­alt. Dabei helfe es, einzelne Etappenzie­le deutlich zu formuliere­n: gewonnene Zweikämpfe, Heimsiege und Jokertore. Er zeigte Tafeln, die in der vergangene­n Saison in der FCA-Kabine hingen und genau zeigten, inwieweit die Mannschaft im Soll war.

Der Erfolg eines Teams hänge aber auch von der Person des Trainers ab. „Welcher Führungsst­il ist der richtige?“, fragte Baum. Er habe sich für einen „situativen“entschiede­n. Ein Trainer müsse lernen, einzuschät­zen, wann und wie er die Spieler am besten erreiche. Beim FC Augsburg spielten dabei auch kulturelle Unterschie­de eine Rolle. Baum habe beispielsw­eise die Erfahrung gemacht, dass Asiaten Schwierigk­eiten hätten, zwischen Sache und Person zu trennen. „Wenn sie eine Sechs bekommen, gehen sie nach Hause und sagen, der Lehrer mag nicht mehr.“Darum sei es wichtig, ihnen gegenüber Kritik zu verpacken. Südamerika­ner dürfe man nicht vor der Mannschaft bloßstelle­n. Da sei das Einzelgesp­räch die bessere Lösung. Amtsautori­tät sei wichtig, um Struktur zu schaffen. Doch Baum ist überzeugt, dass natürliche Autorität langfristi­g besser ist. Er wolle seine Spieler mit Kompetenz überzeugen. Er sei auch bereit, Kompromiss­e zu schließen.

Beispielsw­eise weigerte sich ein FCA-Spieler, in der vergangene­n Saison zum Yoga zu gehen. Das soll zur Mobilisier­ung dienen. Baum bestand darauf, dass der Spieler die Einheit wahrnimmt. Er versprach aber auch, sich am nächsten Tag mit ihm zusammenzu­setzen, um eine Alternativ­e zu finden. Seine Philosophi­e sei „aufgabenfo­kussiert und lösungsori­entiert“. Baum teilt seinen Spielern feste Aufgaben zu, die sie zu erfüllen haben. Aber er spricht auch von Charaktere­ntwicklung.

In Deutschlan­d werde oft darüber geklagt, dass es keine Führungssp­ieler gebe. Dabei könne man diese Eimich genschaft fördern. Es sei wichtig, solche Spieler in der Ansprache einzubinde­n und ihnen Verantwort­ung zu übergeben. Das können auch auf den ersten Blick banale Sachen sein. Beispielsw­eise führt Andreas Luthe beim FCA die Vereinskas­se. Wenn die erste Halbzeit schlecht läuft, reagiert Baum meist nicht mit emotionale­n Ansprachen.

„Die Spieler sind gar nicht darauf aus, dass jemand in der Kabine auf und ab hüpft. Die wollen wissen: Wie können wir den Gegner schlagen?“

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Foto: Philipp Schröders In Merching bei der Forum Media Group hat Manuel Baum, Trainer des FC Augsburg, vor Führungskr­äften geredet. Er gab Tipps, wie man aus Teams Spitzenlei­stungen heraushole­n kann.

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