Baum gibt Tipps für Topleistungen
Der Trainer des FC Augsburg motiviert bei einem Seminar in Merching Führungskräfte der Forum Media Group. Wie ein Coach damit umgeht, wenn ein Spieler nicht zum Yoga will
Merching Regelmäßig gibt es bei der Forum Media Group in Merching Vorträge für die Führungskräfte. Doch diesmal teilte ein besonderer Referent sein Wissen mit den Managern. Manuel Baum, der Trainer des FC Augsburg, nahm sich viel Zeit, um seinen Zuhörern mitzugeben, wie Teams zu Spitzenleistungen geführt werden können. Seit Dezember 2016 ist der 38-Jährige Cheftrainer des Bundesligisten. Zunächst unterschätzt, hat Baum sich in den vergangenen Jahren viel Anerkennung erarbeitet. Seine Karriere unterscheidet sich von vielen seiner Bundesligakollegen. Kurz vor seinem Engagement beim FC Augsburg arbeitete Baum noch als verbeamteter Lehrer an einer Realschule.
In Merching gab er den Zuhörern einen Einblick in seine Philosophie als Führungskraft. Um ein Team zu Spitzenleistungen zu führen, benötige es eines Systems. Der FC Augsburg stehe für Werte wie regionale Verbundenheit, Traditionsbewusstsein und Zusammenhalt. „Das System beeinflusst das Verhalten des Einzelnen“, sagte Baum. Als Trainer müsse er das ganze Team im Auge behalten – auch die Spieler, die nicht zum Kader gehören und bei den Partien auf der Tribüne sitzen. „Die sind frustriert, die muss man auch führen.“
Baum glaubt daran, dass eine gute Strategie immer ein klares Ziel umfasst. Beim FC Augsburg war es beispielsweise in der vergangenen Saison der Klassenerhalt. Dabei helfe es, einzelne Etappenziele deutlich zu formulieren: gewonnene Zweikämpfe, Heimsiege und Jokertore. Er zeigte Tafeln, die in der vergangenen Saison in der FCA-Kabine hingen und genau zeigten, inwieweit die Mannschaft im Soll war.
Der Erfolg eines Teams hänge aber auch von der Person des Trainers ab. „Welcher Führungsstil ist der richtige?“, fragte Baum. Er habe sich für einen „situativen“entschieden. Ein Trainer müsse lernen, einzuschätzen, wann und wie er die Spieler am besten erreiche. Beim FC Augsburg spielten dabei auch kulturelle Unterschiede eine Rolle. Baum habe beispielsweise die Erfahrung gemacht, dass Asiaten Schwierigkeiten hätten, zwischen Sache und Person zu trennen. „Wenn sie eine Sechs bekommen, gehen sie nach Hause und sagen, der Lehrer mag nicht mehr.“Darum sei es wichtig, ihnen gegenüber Kritik zu verpacken. Südamerikaner dürfe man nicht vor der Mannschaft bloßstellen. Da sei das Einzelgespräch die bessere Lösung. Amtsautorität sei wichtig, um Struktur zu schaffen. Doch Baum ist überzeugt, dass natürliche Autorität langfristig besser ist. Er wolle seine Spieler mit Kompetenz überzeugen. Er sei auch bereit, Kompromisse zu schließen.
Beispielsweise weigerte sich ein FCA-Spieler, in der vergangenen Saison zum Yoga zu gehen. Das soll zur Mobilisierung dienen. Baum bestand darauf, dass der Spieler die Einheit wahrnimmt. Er versprach aber auch, sich am nächsten Tag mit ihm zusammenzusetzen, um eine Alternative zu finden. Seine Philosophie sei „aufgabenfokussiert und lösungsorientiert“. Baum teilt seinen Spielern feste Aufgaben zu, die sie zu erfüllen haben. Aber er spricht auch von Charakterentwicklung.
In Deutschland werde oft darüber geklagt, dass es keine Führungsspieler gebe. Dabei könne man diese Eimich genschaft fördern. Es sei wichtig, solche Spieler in der Ansprache einzubinden und ihnen Verantwortung zu übergeben. Das können auch auf den ersten Blick banale Sachen sein. Beispielsweise führt Andreas Luthe beim FCA die Vereinskasse. Wenn die erste Halbzeit schlecht läuft, reagiert Baum meist nicht mit emotionalen Ansprachen.
„Die Spieler sind gar nicht darauf aus, dass jemand in der Kabine auf und ab hüpft. Die wollen wissen: Wie können wir den Gegner schlagen?“