Die Alte im College
Melissa McCarthy lässt es krachen als studierende Mutter
Es könnte eine kluge und zeitgemäße Version dieses Stoffs geben: Im Zentrum von „How to Party with Mom“steht eine Frau, die wegen einer Scheidung noch einmal durchstartet und die lernt, dass sie ihren eigenen Bedürfnissen mehr Raum geben darf. Doch leider ist die neue Komödie mit Melissa McCarthy nicht dieser selbstsichere Film – und das hat mehrere Gründe. Regisseur Ben Falcone setzt von Anfang an auf schrille Ideen. Kaum haben Mutter und Vater ihre Tochter ins letzte College-Jahr verabschiedet, lässt er die Bombe platzen: „Ich will die Scheidung.“Deanne berät sich mit ihrer Freundin und erkennt schnell, dass sie es immer bereut hat, ihr Studium nicht abgeschlossen zu haben.
Also schreibt sie sich für ein letztes Semester an der Uni ihrer Tochter ein und erlebt alles, was zum USCollegeleben in Filmen dazugehört. Egal, ob zickige Kameradinnen, laute Hauspartys mit Haschisch oder eine düster-verspleente Zimmergenossin: Alles wird pflichtschuldig abgearbeitet, alles hat man so schon besser gesehen. Interessant wird es trotzdem immer dann, wenn der Film sich traut, über diese Klischees hinauszugehen. Die schönste Idee ist die „Steht ihr zu“-Attitüde, mit der Deanne eine Affäre mit einem gut aussehenden und deutlich jüngeren Kommilitonen haben darf.
Leider werden all diese halbguten Drehbucheinfälle, die aus Deanne und ihrer Familie lebensnahe Charaktere machen könnten, dadurch begraben, dass alle Beteiligten anfangs so überzeichnet werden. Und so reiht sich „How to Party with Mom“in die Reihe bisheriger Filme von Melissa McCarthy ein. Egal ob „Tammy – Voll abgefahren“, „Spy – Susan Cooper Undercover“und zuletzt „The Boss“: Stets geht es etwas zu derbe um Alltagsfrauen in ungewöhnlichen Situationen. Hohe Filmkunst ist das nicht, aber leichte Sommerunterhaltung.
» How to Party with Mom (1 Std. 45 Min.), Komödie, USA 2018
Wertung ★★✩✩✩ Detailverliebt schildert die Unternehmergattin der Kommissarin, wie man mit den Entführern ihrer Tochter verfahren sollte, so man sie wirklich fassen kann. Vor Jahresfrist hat die Dame bereits einen Sohn verloren. Wahrscheinlich hat er sich das Leben genommen. Die drei Geschwister von Lilli vermuten, dass ihre Schwester selbst das Verbrechen inszeniert hat. Das geforderte Lösegeld von 50000 Euro erscheint ihnen verdächtig, gering zu sein.
Lilli liegt tatsächlich im Kofferraum des Autos eines dilettantischen Ersttäter-Trios, bestehend aus einem Pärchen (Ex-Serienstars mit Spielschulden) und einem Physiker (arbeitslos). Die Brüder und die Schwester machen sich auf die Suche nach dem Kidnapping-Opfer. Auf sie warten viele, spannende Begegnungen, die Lilli in einem völlig neuen Licht erscheinen lassen.
Es dauert eine ganze Weile, bis man sich in diesem Filmuniversum mit dem Ensemble des Hamburger Thalia Theaters mit seinen zahlreichen Handlungsträgern zurechtfindet. Dabei hilft es ungemein, dass sich die Figuren und ihre Geschichten bestmöglich voneinander absetzen. Verbunden werden sie von drei grünen Euroscheinen. Und der Zuschauer amüsiert sich über einen schönen, schrägen Film.
» Am Ende ist man tot (1 Std. 25 Min.), Tragikomödie/Krimi, Deutschland 2017 Wertung ★★★★✩