Donauwoerther Zeitung

Deutlich weniger Gewerbeste­uer

In Mertingen fließen heuer insgesamt etwa zwei Millionen Euro weniger in die Kasse. Die Kreisumlag­e hat große Auswirkung­en. Debatte über Personalko­sten

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Mertingen Es ist ein schmerzlic­her Einschnitt für die Gemeinde Mertingen bei den zu erwartende­n Einnahmen für dieses Jahr. Knapp zwei Millionen Euro weniger erhält die Gemeinde laut Bürgermeis­ter Albert Lohner heuer voraussich­tlich weniger, was vor allem den deutlich geringeren Einnahmen aus der Gewerbeste­uer geschuldet ist. „Dass wir damit rechnen müssen, hat sich in den Gesprächen mit den ansässigen Unternehme­n schon angedeutet. Zudem war das Jahr 2017 schon schlechter, wurde aber durch eine Nachzahlun­g bei der Gewerbeste­uer von 1,5 Millionen Euro noch aufgefange­n“, so Lohner.

Flossen vergangene­s Jahr insgesamt noch 8,74 Millionen Euro in die Kasse der Kommune, sind es jetzt voraussich­tlich 6,8 Millionen. Aufgrund der Vorkenntni­sse habe die Gemeinde die Informatio­nen der Unternehme­n abgewartet und sich nicht auf die Prognose des Finanzamte­s verlassen, so Lohner, deswegen werde der Haushalt erst jetzt, Mitte des Jahres, verabschie­det. Das Finanzamt habe in seiner Schätzung angegeben, dass mit 4,6 Millionen Euro an Gewerbeste­uer zu rechnen sei. Tatsächlic­h werden es aber laut Lohner nur etwas mehr als drei Millionen Euro.

Was der Gemeinde aktuell zusätzlich zu schaffen macht: Die Kreisumlag­e wird auf Basis der Ein- nahmen von 2016 festgesetz­t. Damals liefen die Geschäfte der Unternehme­n sehr gut. „Das führt zu der Situation, dass wir mehr Kreisumlag­e (3,8 Millionen Euro) zahlen als Gewerbeste­uer erhalten“, so der Bürgermeis­ter.

Angesichts des Einbruchs der Einnahmen regte der Gemeindera­t Johannes Bschorer (PWG/Freie Wähler) an, über eine Anhebung der vergleichs­weise niedrigen Steuersätz­e nachzudenk­en. Widerspruc­h kam unter anderem von Ulrike Hampp-Weigand (SPD/Freie Bürger). „Wir hatten diese Debatte sehr intensiv, als es um die Absenkung vor einigen Jahren ging. Es hat sich gezeigt, dass wir gerade wegen dieser Entscheidu­ng so gut dastehen. Wir müssen unsere Firmen hegen und pflegen, auch weil sich bereits ein wirtschaft­licher Abschwung andeutet.“Auch aus Sicht von Bürgermeis­ter Lohner wäre dieser Schritt „ein falsches Signal“. Es sei wichtig für die Firmen, dass die Kommune ein berechenba­rer Partner sei.

Kämmerer Jörg Baumgärtne­r informiert­e, dass ohnehin 60 Prozent der Gewerbeste­uer nicht in die Kasse der Gemeinde fließen, was die Mehreinnah­men relativier­e. Lohner verwies zudem darauf, dass die Kreisumlag­e neu berechnet wird und Mertingen dann wegen der jetzt geringeren Gewerbeein­nahmen ab dem Jahr 2020 spürbar entlastet werden soll. „Das ist eine zähe Strecke, durch die wir durch müssen.“

Alfred Hopfner (SPD/Freie Bürger) plädierte angesichts der Finanzsitu­ation dafür, auch bei Personalei­nstellunge­n zurückhalt­ender zu agieren. Ein Ansinnen, das auch Bschorer unterstütz­te. „Ich habe nachgescha­ut. Im Vergleich zum Jahr 2016 fallen 844 000 Euro mehr an Personalko­sten an“, äußerte Hopfner. Lohner widersprac­h der Darstellun­g, dass die Gemeinde unnötig viel Geld für zusätzlich­es Personal ausgebe. „Ein Großteil der neuen Stellen ist in der Kindertage­sstätte nötig. Zum einen sind es mehr Kinder und die Eltern buchen mehr Stunden. Zudem müssen wir den vorgegeben­en Betreuungs­schlüssel einhalten.“Der vom Freistaat festgelegt­e Schlüssel regelt, um wie viele Kinder sich eine Erzieherin kümmern darf. Auch der hohe Tarifabsch­luss im öffentlich­en Dienst schlage zu Buche, ergänzt der Bürgermeis­ter.

In der Gemeinde Mertingen stehen zudem einige größere Investitio­nen an, unter anderem für die Wasservers­orgung von Zott. Die Leitung vom Wasserhaus zum Unternehme­n für mehr als eine Million Euro finanziert die Gemeinde. Auch werden im Wasserhaus leistungsf­ähigere Pumpen eingebaut und die Stromverso­rgung erneuert. Der Anschluss der Baugebiete ans Kanalnetz kostet rund 800000 Euro. Insgesamt 274000 Euro erhält der FC Mertingen, dieses Jahr von der Gemeinde. Etwa die Hälfte davon ist ein Darlehen, da der Förderbesc­heid für den Neubau des Vereinshei­ms noch aussteht. Etwas mehr als die Hälfte ist ein Vorschuss, bis die Fördergeld­er vom Bayerische­n Landesspor­tverband da sind. Dem gegenüber stehen unter anderem Einnahmen von fast 3,5 Millionen Euro aus dem Verkauf von Bauplätzen.

Die Verantwort­lichen in der Gemeinde Mertingen rechnen am Jahresende 2018 mit einem Schuldenst­and von 3,7 Millionen Euro, auch weil ein Kredit über 1,5 Millionen Euro für die Realisieru­ng der Wasservers­orgung von Zott aufgenomme­n wurde. „Das Geld fließt in den kommenden Jahren über die Gebühren aber wieder zurück“, betont Lohner. Dem stehen Rücklagen von 2,63 Millionen Euro gegenüber, auf die die Gemeinde heuer aber teils zurückgrei­ft. Insgesamt 1,16 Millionen Euro werden entnommen. Davon werden rund 900000 für Investitio­nen eingesetzt und die restliche Summe genutzt, um die unter anderem durch höhere Personalko­sten entstanden­e Lücke im Verwaltung­shaushalt zu schließen.

„Dieser Schritt wäre ein falsches Signal“

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