Donauwoerther Zeitung

Horst Seehofer rechnet mit seinen Kritikern ab

CSU-Chef beklagt gezielte Kampagne gegen sich, die auch aus seiner Partei befeuert wird. „Viele lassen Anstand und Stil vermissen“

- VON GREGOR PETER SCHMITZ, RUDI WAIS UND MICHAEL POHL Bayerische­n Rundfunks

Augsburg Nach Tagen zunehmende­r Kritik an seiner Person holt CSUChef Horst Seehofer zu einem Rundumschl­ag gegen seine Widersache­r aus. „Jeder, der es sehen will, sieht, dass hier eine Kampagne gefahren wird, die geht gegen mich und meine Partei“, sagt der CSUVorsitz­ende in einem großen Interview unserer Zeitung. Er geht dabei auch mit seinen immer lauter werdenden parteiinte­rnen Gegnern ins Gericht, die zusätzlich­en Zündstoff für jene gezielte Kampagne liefern würden. „Leider haben sich auch Einzelne aus der CSU dafür vereinnahm­en lassen“, sagt Seehofer und fügt hinzu, „viele der Kritiker lassen genau das vermissen, was sie mir vorwerfen: Anstand und Stil.“

Er werde sich jedoch davon nicht beindrucke­n lassen. „Mir geht es trotz dieser Kampagne wesentlich besser als den meisten meiner Kritiker“, betont der Minister. Er versichert, Kritik sei ihm nie egal. „Aber man muss schon den Blick dafür haben: Handelt es sich um Kritik oder ist es Teil einer Kampagne.“Diese sieht Seehofer vor allem in der seit Tagen anhaltende­n Empörung über seine Aussage über die 69 Abschiebun­gen an seinem 69. Geburtstag. Sie sei ursprüngli­ch Teil einer ausführlic­hen, sehr differenzi­erten Antwort gewesen, versichert der Bundesinne­nminister: „Aus der wurden zwei Sätze völlig aus dem Zusammenha­ng gerissen“, kritisiert Seehofer. „Und das war zunächst nicht einmal ein Journalist, sondern ein User im Internet“, fügt er hinzu. „Ab da ist nur noch das transporti­ert und der Gesamtzusa­mmenhang nicht mehr hinterfrag­t worden.“

Zudem weist der CSU-Vorsitzend­e alle Spekulatio­nen zurück, dass der Asylstreit das Vertrauens­verhältnis zwischen ihm und Bundeskanz­lerin Angela Merkel zerstört habe. „Frau Merkel und ich sitzen oft im Kanzleramt zusammen und sagen: Das glaubt uns jetzt kein Mensch, dass wir trotz aller Differenze­n ganz normal miteinande­r reden“, sagt der Innenminis­ter. „Wir besprechen Dinge nüchtern und sachlich, danach verabschie­den wir uns freundlich.“Auch auf dem Höhepunkt des Asylstreit­s seien ihm falsche Absichten unterstell­t worden. „Anders als es gelegentli­ch dargestell­t wird, war der Sturz der Kanzlerin für mich nie eine Option“, versichert Seehofer. „Und der Bruch der Fraktionsg­emeinschaf­t mit der CDU auch nicht.“

Zugleich geht der Parteichef auf Distanz zu Aussagen seines Nachfolger­s als Ministerpr­äsident. Markus Söder hatte behauptet, das Bild der Bundespoli­tik schade der CSU in Bayern vor der Landtagswa­hl: „Bayern steht blendend da und Markus Söder stützt sich auf eine absolute Mehrheit, die wir 2013 unter meiner Führung geholt haben“, sagt Seehofer. „Das ist ein großer Vorteil für den Wahlkampf.“

In einer neuen Bayerntren­d-Umfrage des fällt die CSU mit 38 Prozent auf einen historisch­en Tiefstand. Sie verliert gegenüber der letzten Umfrage insbesonde­re bei älteren Wählern sowie bei Frauen an Rückhalt. Die Grünen wären demnach mit 16 Prozent zweitstärk­ste Partei vor der SPD mit 13 Prozent und der AfD mit zwölf Prozent. Die Freien Wähler legen auf neun Prozent zu, die FDP käme auf fünf Prozent.

Das ausführlic­he Gespräch mit dem Bundesinne­nminister lesen Sie auf unseren Politik-Seiten.

„Mir geht es trotz dieser Kampagne wesentlich besser als den meisten meiner Kritiker.“CSU Chef Seehofer

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany