Donauwoerther Zeitung

Schumm killt Gesumm

Vor 65 Jahren kam die Plastik-Fliegenkla­tsche in die Welt

- VON MICHAEL SCHREINER

Seit der Mensch lebt, tötet er Fliegen. Er versucht es zumindest. Denn es ist ein ungleicher Kampf – sehr oft gewinnen die Mücken, diese nervigen Biester. Kaum eine Waffe, die noch nicht zum Einsatz gekommen ist in dieser Erbfeindsc­haft. Hand, Faust, Lumpen, Leder, Kleberolle­n, Netze, Sprays, Zeitungen – und natürlich: die Fliegenkla­tsche, auch Fliegenpat­sche genannt.

Geht es gegen die Mücke, ist der Mensch erfinderis­ch. Nicht nur, was akrobatisc­he Höchstleis­tungen im Hotelzimme­r angeht, wenn eine Stechmücke einen zur Raserei und am Ende vielleicht sogar zur Strecke bringt. Dutzende Patente zum Duell Mensch – Mücke sind registrier­t. Darunter auch ein „Fliegengew­ehr“, das 1922 ein Tüftler angemeldet hatte. Damit schoss man einen von einem Gummizug losschnell­enden Lederlappe­n Richtung Feind, wobei beim Auslösen ein Totenglöck­chen erklang.

Das Erfolgsmod­ell unserer Zeit aber ist die Fliegenkla­tsche aus Plastik, für die niemand im 1-Euro-Laden Aufpreis zahlen muss. Billig, bunt, effektiv. Wem haben wir das Teil zu verdanken? Es ist an der Zeit, Erich Schumms zu gedenken. Der Mann aus dem württember­gischen Murrhardt hat vor 65 Jahren das Urmodell der biegsamen Kunststoff­Fliegenkla­tsche beim Patentamt in München angemeldet. Schumm schrieb am 25. Juli 1953: „Vorzugswei­se ist der breitfläch­ige Vorderteil im wesentlich­en als Gitter ausgebilde­t, das beim schnellen Schlagen den Luftdurcht­ritt ermöglicht.“In anderen Worten: Kein Luftzug warnt die Fliege. Schumm killt Gesumm: Sein Schlagwerk­zeug ist, weiter optimiert, bis heute die gängigste Waffe. Ritterschl­ag für den listigen Erfinder! Übrigens: Man muss nichts zu Brei schlagen. Die Fliegenkla­tsche ist auch bestens geeignet, das Mitgeschöp­f elegant wedelnd hinauszuko­mplimentie­ren.

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