Gänsegeier im Allgäu gesichtet
Wanderer berichten von mehr als 20 der majestätischen Vögel rund um das Nebelhorn. Warum diese in Bayern oft ein Problem haben
Oberstdorf/Balderschwang Über 20 Gänsegeier sind in den vergangenen Tagen in den Allgäuer Alpen gesichtet worden. Diplom-Biologe Henning Werth hat Fotos ausgewertet und die majestätischen Tiere klar identifiziert. Ein Gleitschirmflieger habe die Gänsegeier sogar im Bereich der Höfats gefilmt und ihm das Video überlassen, sagte Werth. Er ist Gebietsbetreuer Allgäuer Hochalpen des Landesbundes für Vogelschutz.
Gleich mehrfach wurden Gänsegeier am vergangenen Samstag von Wanderern im Bereich Nebelhorn/Allgäuer Hochalpen, am Biberkopf und an der Fuchskarspitze in der Nähe des Prinz-Luitpold-Hauses gesichtet. Auch im Bereich des Rappensees in den Oberstdorfer Bergen wurden Exemplare beobachtet. Stets seien die Tiere in Trupps unterwegs gewesen, berichtet Werth. Anders als der Bartgeier ist der Gänsegeier kein Einzelgänger, sondern gilt als Kolonievogel. Biologe Werth glaubt, dass es sich bei den jetzt gesichteten Gänsegeiern um Jungvögel handelt, die ihre weit entfernten Brutkolonien verlassen haben. Im Allgäu halten sie sich wohl nur vorübergehend auf. „Die Gruppe kann auf ihrem Weg schon weitergezogen sein, aber es lohnt sich nach wie vor, im Alpenraum die Augen offen zu halten“, sagte Werth.
Die nächsten Gänsegeier-Brutkolonien sind vom Allgäu weit entfernt: im oberitalienischen Tagliamento im Friaul sowie in den französischen Alpen. Laut Werth werden Gänsegeier oft mit jungen Bartgeiern verwechselt, die im Alpenraum aber äußerst selten sind. Mit einem Gewicht von sechs bis elf Kilogramm und einer Spannbreite von bis zu 2,70 Metern ist der Gänsegeier um ein Vielfaches größer als der Mäusebussard, der als häufigster Greifvogel im Allgäu gilt. Dieser wiegt auch nur etwa ein Kilogramm und die Flügel-Spannweite beträgt nur die Hälfte von der des Gänsegeiers.
Gänsegeier ernähren sich von Aas, das sie aus der Luft an unzugänglichen Steilflanken der Berge suchen. Das Problem: Als Schutzmaßnahme gegen Seuchen müssen Tierkadaver in Bayern gründlich entsorgt werden.