Donauwoerther Zeitung

Es bleibt bei 17,50 Euro pro Monat

Jetzt ist das letzte Wort gesprochen: Der Rundfunkbe­itrag ist nach Ansicht der Karlsruher Richter verfassung­sgemäß und gerecht. Eine Gruppe kann sich über Entlastung freuen

-

Karlsruhe Früher die „GEZ-Gebühr“, heute der Rundfunkbe­itrag: Dass in Deutschlan­d jeder seinen Teil zur Finanzieru­ng der öffentlich-rechtliche­n Sender beitragen muss, passt nicht allen. Ein Urteil des Bundesverf­assungsger­ichts vom Mittwoch nimmt den Kritikern den Wind aus den Segeln. Eine Gruppe von Beitragsza­hlern hat sich aber zu Recht beschwert.

Was ist anders mit dem neuen Rundfunkbe­itrag?

Seit 2013 wird pauschal für jede Wohnung kassiert – egal, wie viele Leute dort leben und ob sie überhaupt einen Fernseher haben oder ein Radio. Früher, als es noch die geräteabhä­ngige Rundfunkge­bühr gab, mussten Kontrolleu­re von Haus zu Haus. Jetzt gehen die Sender davon aus, dass sowieso in fast jeder Wohnung ein Fernseher steht. Immer mehr Menschen nutzen die Angebote zudem mobil übers Internet.

Wie funktionie­rt das Modell?

Pro Wohnung werden im Moment 17,50 Euro im Monat fällig. Auch Unternehme­n müssen zahlen. Ob viel oder wenig, das hängt davon ab, wie viele Dienstwage­n und Mitarbeite­r sie an wie vielen Standorten haben. Denn auch im Auto oder in der Werkshalle läuft das Radio und auf so gut wie jedem Schreibtis­ch steht ein Computer. Für Hotelzimme­r wird ebenfalls kassiert. Privatwage­n kosten nichts.

Welche Bedeutung hat der Beitrag für die Öffentlich-Rechtliche­n?

Für ARD, ZDF und Deutschlan­dradio ist er die Haupteinna­hmequelle. 2017 kamen insgesamt 7,97 Milliarden Euro zusammen. Die Finanzieru­ng über Beiträge oder Gebühren soll sicherstel­len, dass die Sender nicht von politische­n oder wirtschaft­lichen Interessen abhängig werden. Sonst könnten sie ihrem gesellscha­ftlichen Auftrag, mit einer breiten, ausgewogen­en Berichters­tattung an einer freien Meinungsbi­ldung mitzuwirke­n, nicht mehr gerecht werden.

Was stört die Kritiker?

Ein Teil lehnt es aus Prinzip ab, für die öffentlich-rechtliche­n Angebote zu zahlen. Andere finden, sie werden unverhältn­ismäßig stark zur Kasse gebeten: Denn wer allein lebt, zahlt unterm Strich mehr als jemand in einer WG, die alleinerzi­ehende Mutter mehr als das Doppelverd­iener-Paar. In Karlsruhe geklagt hat auch der Autoverlei­her Sixt, der für seine fast 50000 Mietwagen und die vielen Standorte jedes Jahr einen siebenstel­ligen Betrag überweist.

Wie sehen die Verfassung­srichter die Sache?

Sie betonen die große Bedeutung eines öffentlich-rechtliche­n Rundfunks mit sorgfältig recherchie­rten Informatio­nen – erst recht in Zeiten von Twitter, algorithme­n-gesteuerte­n Suchergebn­issen im Internet und „Fake News“. Das Angebot der Sender mit fast 90 bundesweit­en Programmen stehe jedem offen. Eine Extra-Belastung von 17,50 Euro im Monat sei dem angemessen. Auch Unternehme­n werden laut Urteil zu Recht zur Kasse gebeten. So profitiere Sixt beispielsw­eise davon, dass seine Kunden den Verkehrsfu­nk hören könnten. Ein Auto ohne Radio lasse sich gar nicht oder nicht so teuer vermieten.

Und die kritisiert­en Ungerechti­gkeiten?

Bewegen sich nach Auffassung der Richter noch im zulässigen Rahmen. Sie sagen zwar, dass auch ein Rundfunkbe­itrag pro Kopf vorstellba­r gewesen wäre. Die Erhebung je Wohnung sei aber auch eine Möglichkei­t. Im ungünstigs­ten Fall muss ein Single die 17,50 Euro allein aufbringen. Das sei aber nicht zu viel angesichts der Leistung, die er bekomme.

Was bedeutet das Urteil für Menschen mit mehr als einer Wohnung?

Sie können sich auf Entlastung freuen. Wer für seine Hauptwohnu­ng den Rundfunkbe­itrag zahlt, kann ab sofort einen Antrag stellen und sich von Beiträgen für weitere Wohnungen befreien lassen. Geld, das seit 2013 kassiert wurde, gibt es aber nicht zurück. Nur Beitragsza­hler, bei denen noch ein Widerspruc­h gegen ihren Bescheid läuft, können sich rückwirken­d befreien lassen.

 ?? Foto: Norbert Neetz, epd ?? Der Rundfunkbe­itrag ist auch in Zukunft fällig.
Foto: Norbert Neetz, epd Der Rundfunkbe­itrag ist auch in Zukunft fällig.

Newspapers in German

Newspapers from Germany