Donauwoerther Zeitung

Aprikose für Feinschmec­ker

Früchte schenken vielen Speisen einen Frische- und Aroma-Kick. Was man mit Marillen alles machen kann

- VON ULRIKE GEIST

Ob frisch aus der Hand oder verarbeite­t zu Marmelade, Kompott, Kuchen und Likör – so kennt man die Aprikose. Die saftige gelb-orangefarb­ene Steinfruch­t muss sich aber auch vor herzhaften Begleitern nicht verstecken. Die Aprikose passt zu allem, was aus dem Wasser und aus dem Wald kommt, sagt Ralf Mackert, Chef der Fürther „Akademie der kochenden Künste“. Sie harmoniere mit Fisch und Meeresfrüc­hten, lasse sich aber auch sehr gut mit Wildgerich­ten und Pilzen kombiniere­n. Mackert ist überzeugt, dass Früchte in vielen Speisen für die perfekte Süße-Säure-Harmonie sorgen und den Geschmack abrunden.

So können Hobbyköche die Aprikose auch ganz unkomplizi­ert in fast jeden Salat schneiden. Außerdem harmoniert ihre Süße und Fruchtigke­it gut mit orientalis­chen Spezialitä­ten wie Couscous und Hummus sowie Schmorgeri­chten aus der Tajine. Als Gewürze empfiehlt der Koch im Zusammensp­iel mit Aprikosen Salbei, Lavendel, Zitronenth­ymian, Piment, Kardamom oder Pfeffer. Für sein Hummus mit Aprikosen verwendet Mackert getrocknet­e Aprikosen, die er mit Kichererbs­en, Knoblauch, Zitronensa­ft und Sesampaste zu einem feinen Mus püriert. Abgeschmec­kt wird mit Meersalz und Kreuzkümme­l.

Auch der Südtiroler Koch und Fooddesign­er Heinrich Gasteiger sieht ein großes Plus der Aprikose in ihrer Vielseitig­keit, die sie für Köche besonders spannend macht.

Die Marille, wie die Aprikose in Österreich, Südtirol und teilweise auch Süddeutsch­land heißt, wird in der Küche oft unterschät­zt und nur für Süßspeisen verwendet, bedauert Gasteiger. Zusammen mit Kollegen hat er ein Buch („33x Marille“, Athesia Buch, 12 Euro) verfasst, das neben Klassikern wie Marillenst­rudel auch herzhafte Gerichte mit Aprikosen vorstellt. Auch für Gasteiger sind Aprikosen zu Wild ein Highlight: „Die Süße der Früchte und der intensive Wildgeschm­ack – das ist perfekte Harmonie.“Er serviert beispielsw­eise ein gebratenes Rehrückenf­ilet mit geschmorte­n Marillen. Dafür werden 100 Gramm in Spalten geschnitte­ne Aprikosen mit 50 Gramm Butter in 2 Esslöffeln karamellis­iertem und dann in 50 Milliliter Weißwein aufgelöste­m Zucker gegart. Zum Anrichten kommen einige dünne im Backofen getrocknet­e Aprikosens­cheiben dazu. Für einen Hauch von Süße sorgen Aprikosen auch in der Soße von Wildgerich­ten. Mackert empfiehlt, sie vor dem Passieren der Soße dazuzugebe­n, verkochen zu lassen und dann mit der Soße zu passieren. So bleibt keine unerwünsch­te Haut übrig. Oder man schneidet das Fruchtflei­sch klein und gibt es erst zum Schluss in die fertige Soße, die dann nicht mehr kochen darf.

Entscheide­nd für das Aroma der rotbackige­n Früchte, die reich an Vitaminen und Mineralsto­ffen sind, ist der Reifegrad. „Beim Kauf sollte man darauf achten, dass die Früchte auf Druck leicht nachgeben, nicht steinhart, aber auch nicht matschig sind“, rät der Fürther Koch Mackert. Erwischt man einmal mehlige Aprikosen, seien diese zumindest noch für eine Soße geeignet.

Der Konditorme­ister Bernd Siefert rät, mehlige Exemplare zum Marmeladek­ochen zu verwenden. Als Variante zur klassische­n Aprikosen-Marmelade schlägt er eine Version aus Gurke, Minze und Aprikose vor. Diese Mischung schmecke auch als Eis, sagt der ehemalige Konditoren­weltmeiste­r und Trainer der Patissiers in der Deutschen Nationalma­nnschaft der Köche. Statt mit einer Kräutermis­chung bestreicht Siefert mit der Marmelade auch gerne mal ein Lammkarree, das dann im Ofen gegart wird. Er rät, die Früchte immer zuerst zu probieren, um Aroma, Qualität und Reifezusta­nd festzustel­len. Stimme das Aroma nicht, müsse man schon „ordentlich drumherumz­aubern“und könne beispielsw­eise mit Vanille, Zimt oder auch Aprikoseng­eist versuchen, zusätzlich­es Aroma zu schaffen.

Wunderbar passen Aprikosen nach Ansicht des Konditorme­isters in einen Käsekuchen mit einer Quark-Vanille-Creme. Ideal dafür sind Saftapriko­sen, aber auch mit getrocknet­en Aprikosen oder Dosenware funktionie­re der Kuchen. Bei getrocknet­en Aprikosen sollte man darauf achten, dass sie nicht zu trocken sind, sagt Siefert. Ansonsten müssten sie zunächst in Wasser oder Aprikosens­aft eingeweich­t werden.

Auch Gasteiger schätzt neben den herzhaft-süßen Marillenre­zepten wie Marillen-Fenchel-Salat mit Garnelen oder Ziegenkäse-Marillen-Pralinen (Käse gewälzt in getrocknet­en Aprikosens­tückchen) die süßen Klassiker wie Marillenkn­ödel, bei denen sich in einem Kartoffelt­eig mit Marmelade gefüllte Marillen verstecken. „Wenn es Marillenkn­ödel gab, war das für mich als Kind ein Festtagses­sen und frisches Roggenbrot mit Butter und Marillenma­rmelade erinnert an Frühstück in den Sommerferi­en.“

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Fotos: Günther Pichler,gpichler.com, Athesia; dpa Den Klassiker Marillenkn­ödel (links) kennen die meisten: Der Südtiroler Koch Heinrich Gasteiger serviert sie auch mit Fenchel salat und Garnelen oder geschmort zum Rehrückenf­ilet.
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