Donauwoerther Zeitung

Theater, bleibt neutral!

CSU will Bühnen von Demo abhalten

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München Die Münchner StadtratsC­SU will den Kammerspie­len und dem Volkstheat­er verbieten, als Mitorganis­atoren einer Demo gegen die Christsozi­alen aufzutrete­n. Die beiden Theater hätten die Neutralitä­tspflicht für städtische Einrichtun­gen verletzt, sagte der zweite Bürgermeis­ter Josef Schmid (CSU) am Mittwoch. In einem Antrag forderte die Fraktion Oberbürger­meister Dieter Reiter (SPD) zu „dienstaufs­ichtsrecht­lichen Maßnahmen“gegen die von der Stadt finanziert­en Theater auf. „Jeder kann als Privatpers­on seine Meinung frei äußern und beispielsw­eise an Demonstrat­ionen teilnehmen“, betonte Schmid. „Öffentlich­e Institutio­nen sind allerdings aus gutem Grund dazu angehalten, sich politisch neutral zu verhalten.“

Die Kammerspie­le und das Volkstheat­er mit ihren Intendante­n Matthias Lilienthal und Christian Stückl hatten – mit rund 130 anderen Organisati­onen – für den 22. Juli zu der Demonstrat­ion „Ausgehetzt“aufgerufen, die sich auch gegen die Flüchtling­spolitik der CSU richtet und das Verhalten von Bundesinne­nminister Seehofer, Ministerpr­äsident Söder und CSU-Landesgrup­penchef Dobrindt ins Visier nimmt.

Aus der Kulturszen­e gibt es für die Verbotsfor­derung scharfe Kritik. Das staatliche Residenzth­eater in München erklärte auf Twitter seine Solidaritä­t mit den beiden Häusern. „Es kann nicht sein, dass den Kollegen dienstaufs­ichtsrecht­liche Maßnahmen drohen, weil sie eine Demonstrat­ion unterstütz­en, die unter anderem die Werte unserer demokratis­chen Grundordnu­ng stärken möchte“, schrieb Resi-Intendant Martin Kusˇej. CSU-Mann Schmid betonte, seiner Fraktion gehe es bei der Verbotsfor­derung nicht um eine Einschränk­ung der Meinungsfr­eiheit, sondern um den Schutz der Demokratie. „Wie verhält sich die Landeshaup­tstadt München zukünftig, wenn zum Beispiel eine Werkleitun­g zu einer AfD-Demo gehen will? Kann die Stadt das in Zukunft dann noch untersagen?“

Kammerspie­le und Volkstheat­er wollen an ihren Plänen festhalten. „Ich habe die Nase voll“, sagte Kammerspie­l-Chef Lilienthal. „Bei mir ist der Geduldsfad­en gerissen, als Seehofer sich über die Abschiebun­g von 69 Flüchtling­en an seinem Geburtstag gefreut hat.“

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Matthias Lilienthal

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