Ein „problematisches Bauwerk“?
Die Stadt Donauwörth will das Tanzhaus verkaufen. Alles schien unter Dach und Fach zu sein. Jetzt kündigen sich allerdings Verzögerungen an
Donauwörth Wie geht es weiter mit dem Donauwörther Tanzhaus? In den vergangenen Wochen und Monaten ist es ruhig geworden um den geplanten Verkauf des zentralen städtischen Veranstaltungsgebäudes. Die Stadt sieht das Gebäude nun als „problematisches Bauwerk“.
In öffentlicher Sitzung hatten am 15. März Vertreter der Firma Erwin Müller Real Estate ihre weiter ausgearbeiteten Pläne zur beabsichtigten künftigen Nutzung des Tanzhauses dem Bau-, Planungs- und Umweltausschuss vorgestellt. Das Gremium hatte in dieser Sitzung in den Punkten Stellplatzablöse, Abweichungen von der Altstadtsatzung, Übereinstimmung mit Bauplanungsrecht und Abstandsflächen seine Zustimmung erteilt.
Vertragliche Details, die unter anderem den Erhalt des Stadtsaales einschließlich eines Vorbelegungsrechtes für die Stadt Donauwörth sichern, wurden abgestimmt.
Es kristallisierte sich, so die Stadt Donauwörth gestern in einer Mit- „in den vergangenen Monaten dabei verstärkt heraus, dass es sich beim Gebäude in mehrerlei Hinsicht um ein problematisches Bauwerk handelt.“Die erneute zeitliche Verzögerung des endgültigen Vertragsabschlusses sei „vor allem hierin begründet.“
So habe sich beispielsweise herausgestellt, dass das Bestandsgebäude an mehreren Stellen von den Bauplänen aus dem Jahr 1973 sowie den Plänen einer Bestandsaufnahme aus dem Jahr 1983 abweiche. Das Gebäude sei also, heißt es weiter, „zum einen in der Bauzeit von 1973 bis 1975 teils anders errichtet als genehmigt, zum anderen sind in den vergangenen Jahrzehnten verschiedene Umbauten und Einbauten hinzugekommen.“Dies habe unter anderem Folgen für die Frage nach dem Bestandsschutz, insbesondere im Hinblick auf den Brandschutz. Deswegen wurde in den vergangenen Wochen der Istzustand erfasst und es wurden Bestandspläne vom gesamten Gebäude angefertigt.
Dem Stadtrat seien die neu aufge- tretenen Schwierigkeiten ebenso wie der Kaufinteressentenseite bekannt. Die vor einem Jahr getroffene Zielsetzung – Belebung des Tanzhauses und damit der Innenstadt durch Verkauf an die Erwin Müller Real Estate – sei jedoch „beiderseits unverändert.“
Die sich jetzt darstellende Situation bringe allerdings „eine weitere zeitliche Verzögerung mit sich, da die bestandsschutz- und brandschutztechnischen Fragen im Vorfeld zu klären sind.“Ein positiver Vorbescheid hinsichtlich Stellplätzen, Abweichungen von der Altstadtsatzung, Abstandsflächen und bauplanungsrechtlicher Zulässigkeit wurde zwischenzeitlich erteilt.
Investor Müller sah zuletzt eine innere Umgestaltung vor. Im Erdgeschoss soll zum einen Gastronomie als auch Einzelhandelsgewerbe angesiedelt werden. Der Zugang hierzu würde von der Reichsstraße aus erfolgen. Freiluftsitzplätze könnten draußen entstehen; die Arkaden würden künftig wegfallen, solche Passagen seien, wie auch Arteilung, chitekt Davide Conti ausführte, nicht mehr gewünscht. Im ersten (und zweiten) Stock wären neben dem aufzuhübschenden Saalfoyer Büros denkbar, im Dachgeschoss vor allem Maisonettewohnungen für private Mieter. Der Saal als Veranstaltungsort für die Bürger sollte erhalten bleiben.
Der Verkauf war indessen nicht unumstritten. In einer Versammlung Anfang August letzten Jahres mehrten sich Stimmen aus der Bürgerschaft, das zentrale städtische Veranstaltungsgebäude zu verkaufen.
Auch Alt-OB Alfred Böswald warnte vor der Veräußerung: „Das Tanzhaus ist und bleibt für mich und viele aufrechte Bürger Symbol aller Höhen und Tiefen einer jahrhundertelangen Stadtgeschichte“, schrieb er in einer Stellungnahme. Kultur im Leben einer Stadt zahle sich „menschlich herzlich und ohne zu strengen Rechenstift aus.“Die Defizitrechnung des Gebäudes gilt indessen als Hauptgrund für den Entschluss zum Verkauf.