„Das Wichtigste ist zuhören“
Winfried Schiffelholz hat die Berufs- und Technikerschule Donauwörth seit 2007 geleitet. Jetzt geht er in Pension. Wie sich die Schule unter seiner Führung verändert hat
Donauwörth/Landkreis Viele haben Schulleiter Winfried Schiffelholz in vergangenen Tagen auf die Schulter geklopft, seine Kollegen haben ihn bei der internen Abschiedsfeier sogar zum Ritter geschlagen. Schiffelholz freut die Anerkennung und gibt sie zurück. „Ich hatte hier immer ein tolles Team in der Schulleitung und dem Kollegium, die mir den Rücken freigehalten haben.“Seit 2007 hat er die Ludwig-BölkowSchule in Donauwörth geleitet, die vor allem von Schülern aus den Landkreisen Donau-Ries und Dillingen besucht wird.
Lob verteilt er aber nicht nur an seine Kollegen, sondern auch an seine Schüler. „Man merkt, dass wir auf dem Land leben. Es gibt natürlich auch schwierige Fälle, aber insgesamt passt es. Von dem Lästern über die Jugend halte ich sowieso nichts. Das war zu Zeiten des griechischen Philosophen Sokrates in der Antike schon beliebt.“Schiffelholz muss es beurteilen können, hat er doch viele Jahre die Berufsintegrationsklassen unterrichtet. Diese sollen in einem Jahr fit gemacht werden für eine Ausbildung. „Natürlich ist es eine Herausforderung, wenn ein Jugendlicher 16 Jahre wenig Erziehung erfahren hat und wir das dann in einem Jahr richten sollen. Es gab aber auch hier viele Erfolge, die Hoffnung machen“, so der 65-Jährige. Und dann seien da ja auch noch die vielen Jugendlichen, die sich neben der Schule ehrenamtlich engagieren, verweist er stolz.
Schiffelholz ist in Asbach-Bäumenheim geboren, hat die Knabenrealschule Heilig-Kreuz in Donauwörth und später das Gymnasium in Augsburg besucht, weil nur dort Realschüler das Abitur draufsetzen konnten. Dass er Berufsschullehrer werden wollte, war für ihn klar. Alternativ überlegte er Vermessungstechnik zu studieren. „Ich wollte auch etwas Praktisches machen und nicht nur Lehrinhalte an die Tafel schreiben.“Nach dem Studium in München ging es zurück nach Nordschwaben. Von 1982 bis 2007 war er an der Berufsschule in und dort ab 1994 auch stellvertretender Schulleiter.
Wenn man Schiffelholz zuhört, könnte man fast meinen, man unterhält sich mit dem Manager eines Unternehmens. Er spricht über das Netzwerken mit Politikern und Firmen und darüber, dass sich die Schule neue Themenfelder erschließen musste, weil andere weggebrochen sind. So gab es zuletzt nur noch zwei Metzgerlehrlinge in Donauwörth, bevor das Angebot ganz verschwand. Auch bei den Lehrlingen der Banken habe sich die Zahl der Schüler in den vergangenen vier Jahren halbiert. Und dann gibt es auf der anderen Seite kuriose Fälle wie den Büromanager. „Das waren früher Bürokaufleute. Am Lehrplan wurde auch wenig geändert, aber der neue Name hat wie eine Bombe eingeschlagen“, sagt Schiffelholz und schmunzelt.
Als größten Erfolg wertet er ab, dass die Technikerschule in seiner Amtszeit nach Donauwörth kam. „Dafür haben wir lange gekämpft und hätten es ohne die Unterstützung des damaligen CSU-Landtagsabgeordneten Georg Schmid wohl auch nicht geschafft.“Das neue Angebot mit den Schwerpunkten Faserverbundund Kunststofftechnik sei zukunftsträchtig und locke auch überregional Firmen an. Ein Unternehmen aus Fulda werde jetzt zwölf Auszubildende in Donauwörth beschulen lassen.
Eine Herausforderung sei nach wie vor Fachlehrer zu finden, so der Schulleiter, vor allem in den Bereichen Metall und Holz. Ein 38-jähriger Kollege starb kürzlich überraschend. Die Schule sei in der Trauer und bei der Organisation zusammengerückt, erzählt er. Zwei Pensionäre helfen für je zehn Stunden im Metallbereich aus. Den Rest fangen KolleHöchstädt gen, die an der Schule tätig sind, durch Mehrarbeit ab.
Schiffelholz muss den Alltag in der Schule zwar managen und hat Elektrotechnik und Mathematik studiert, er blickt aber trotzdem nicht nur auf die Zahlen. „Das Wichtigste ist zuhören“, dadurch ließen sich viele Situationen und Probleme entspannen oder bestenfalls lösen. „Das kostet zwar Zeit, die man eigentlich für andere Aufgaben bräuchte, aber es lohnt sich“, so der 65-Jährige, der sich in seiner Heimatgemeinde in HöchstädtDeisenhofen als Kirchenpfleger engagiert und auch an der dortigen Volkshochschule mitarbeitet.
Was Winfried Schiffelholz ab dem 1. August macht, weiß er auch schon: „Gar nichts, mindestens für ein Vierteljahr.“Danach werde es auch nicht langweilig. „Es gibt bereits diverse Anfragen, ob ich nicht mithelfen kann.“