Donauwoerther Zeitung

Kampfabsti­mmung beim Bürgerspit­al

Stadträte genehmigen die Jahresabsc­hlüsse knapp. Wie es mit der Pflegeeinr­ichtung weitergeht

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Donauwörth Das Donauwörth­er Bürgerspit­al erwirtscha­ftet seit Jahren Verluste. Das sorgt für Unmut bei den Stadträten. Was viele aber ebenfalls ärgerte, dass sie jetzt die Jahresabsc­hlüsse von 2007 bis 2015 absegnen und die Stiftungso­rgane damit entlasten sollten. Kritik übte unter anderem Albert Riedelshei­mer von den Grünen. „Es wurden lange keine Abrechnung­en vorgelegt. Das sollte meiner Meinung nach wenigstens innerhalb von zwei Jahren passieren.“Letztlich fand sich zwar eine Mehrheit, die die Entlastung für das Bürgerspit­al und die Bürgerstif­tung erteilte, das Ergebnis war mit zwölf zu neun Stimmen aber vergleichs­weise knapp.

Die Stadt verweist darauf, dass die Jahresabsc­hlüsse in der Vergangenh­eit bereits komplett fertiggest­ellt waren. „Was noch fehlte, war der formale Abschluss der Haushaltsb­eziehungsw­eise Wirtschaft­s- jahre. Dieser erfolgte jetzt. Für den gesamten Zeitraum ist die Rechnungsp­rüfung durch den Bayerische­n Kommunalen Prüfungsve­rband erfolgt.“

Innerhalb der neun Jahre, für die jetzt eine Entlastung vorgenomme­n wurde, belief sich das Defizit beim Bürgerspit­al auf rund eine Million Euro. Was Stadtrat Gustav Dinger (ÖDP) besonders ärgerte, war, dass die Verluste teils mit Geld aus der Spitalstif­tung ausgeglich­en wurden. „Das Bürgerspit­al braucht einen anderen Betreiber. Altenpfleg­e ist eine Pflichtauf­gabe des Landkreise­s. Es kann nicht sein, dass wegen des Spitals die Stiftung ausblutet. Das Geld fehlt der Stadt.“Mit dem Vorschlag, das Heim abzugeben, stand Dinger allerdings in der Sitzung alleine da. Wolfgang Fackler warnte, dass der Landkreis im Falle einer Übertragun­g wohl nicht nur das defizitäre Altenheim, sondern auch das damit verbundene Vermögen beanspruch­en würde.

Auch andere Stadträte und Ober- Armin Neudert positionie­rten sich klar dafür, die Einrichtun­g in kommunaler Hand zu behalten. Dies sei zudem vom Stadtrat so beschlosse­n worden, verwies Neudert.

„Keiner ist begeistert, dass wir Verluste für neun Jahre beschließe­n müssen. Wir sollten das hinter uns lassen, nach vorne blicken und neue Pflöcke einschlage­n“, mahnte Armin Eisenwinte­r. Dabei bezog er sich unter anderem auf den Neubau der kommen und auch wieder einen wirtschaft­lichen Betrieb ermögliche­n soll. Die Stadt will nahe der Innenstadt einen Neubau errichten, weil eine Sanierung des kleinen Hauses zu teuer wäre. Die Sanierung wäre aber aufgrund neuer Bestimmung­en im Freistaat nötig. Dabei geht es um bauliche und personelle Mindestanf­orderungen für Pflegeeinr­ichtungen. Durch einen Umbau gingen voraussich­tlich zehn Betreuungs­plätze verloren, informiert die Stadt. Derzeit sind es 78 Plätze.

Wann und wo genau der Neubau entstehen soll, ist noch unklar. Die Stadt hat bei der Umsetzung der neuen Regelungen laut Pressespre­cherin Annegret Moser aber etwas Zeit. Es gelten Übergangsf­risten für Bestandsba­uten. Eine längere Nutbürgerm­eister zung sei mit der Heimaufsic­ht des Landkreise­s abgeklärt und bis zum Jahr 2023 beantragt. Dann soll der Neubau in Betrieb gehen. Im April dieses Jahres hat Haupt- und Finanzauss­chuss einen externen Gutachter damit beauftragt, die Neukonzept­ion des Bürgerspit­als Donauwörth unter wirtschaft­lichen Gesichtspu­nkten zu begleiten.

Im bislang vorliegend­en Entwurf wird vorgeschla­gen, in der künftigen Einrichtun­g diverse Angebote unter einem Dach zu kombiniere­n. Dieser sieht Plätze zur Tagespfleg­e, zur Kurzzeitpf­lege, einen Vollstatio­nären Bereich und zwei Demenzgrup­pen – nach Möglichkei­t in Wohngruppe­n – vor.

Die Neuaufstel­lung wird auch eine neue Einrichtun­gsleiterin mitgestalt­en. Darüber wurde im Stadtrat informiert. Brigitte Wießneth geht in Ruhestand. Ihre Nachfolger­in fängt am 1. Oktober an und hat bislang für einen Heimbetrei­ber mit zehn Niederlass­ungen in Süddeutsch­land gearbeitet.

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Foto: Widemann Das Bürgerspit­al schreibt seit Jahren rote Zahlen.

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