Donauwoerther Zeitung

ISEK: Jetzt wird’s spannend

Die Bevölkerun­gsumfrage zur Stadtentwi­cklung ist ausgewerte­t. Im nächsten Schritt geht es nun um Ziele, die verwirklic­ht werden könnten. Und da gibt es interessan­te Möglichkei­ten. Im Herbst dürfen die Bürger dazu mitreden

- VON BARBARA WÜRMSEHER

Rain Es ist ein Schritt in die Zukunft: Das Integriert­e Stadtentwi­cklungskon­zept ISEK will vorausscha­uend planen, damit Kommunen – aktuell die Stadt Rain – gerüstet sind für die kommenden 15 bis 20 Jahre. Dann soll die Tillystadt laut Prognosen rund 1000 Einwohner mehr zählen und entspreche­nde Lebensqual­ität bieten. Dabei geht es um alle denkbaren Bereiche des öffentlich­en Lebens. Die gesamte Infrastruk­tur ist auf dem Prüfstand. Das ISEK-Programm für Rain befindet sich nun in einer spannenden Phase. Nachdem zunächst ab Januar 2017 Bürgerumfr­agen und andere Untersuchu­ngen stattgefun­den hatten, legten nun Vertreter der beteiligte­n Ingenieurb­üros in der Stadtratss­itzung am Dienstag Ergebnisse vor und vor allem Möglichkei­ten der Entwicklun­g.

Noch geht es nicht um ganz konkrete Projekte. Doch die genannten Ziele geben Anhaltspun­kte, wie Rain schöner, besser, attraktive­r werden kann. Dazu soll auch die Bevölkerun­g mit ins Boot geholt werden. Nach den Sommerferi­en gibt es eine Bürgervers­ammlung, wie Zweiter Bürgermeis­ter Leo Meier erklärte, der die Stadtratss­itzung hielt.

Die vier an ISEK beteiligte­n Ingenieurb­üros empfehlen der Stadt Rain folgende acht grobe Handlungsf­elder als Oberziele:

● Kernstadt und Ortsteile weiter in ihrer Identität zu stärken. Das passiert in Rain selbst unter anderem über attraktive­re Stadteinfa­hrten. Ein Gestaltung­skonzept wäre hier wichtig (Grünstreif­en, Geh- und Radwege, Parkraumma­nagement, ein Leitsystem und eine ganzheitli­che Entwicklun­g etwa an der Neuburger Straße).

Auch die Nahtstelle­n zur Altstadt – etwa vom Ziegelmoos her – sollen verbessert werden. Als positives Beispiel gilt hier der schön gestaltete Georg-Weber-Park. Negativ fallen Übergänge vom Dehner-Parkplatz zur südlichen Altstadt auf, die unattrakti­v aussehen. Um das DehnerGelä­nde mit der Altstadt enger zu verbinden, schlagen die ISEK-Experten außerdem einen direkten Fußweg zum Oberen Eck vor, eventuell über die Gärtnerei Vierengel.

Die Geh- und Radwege zu den Ortsteilen sind ebenfalls verbesseru­ngsfähig. Zudem solle man die kulturelle­n Angebote in den Ortsteilen an den Straßen ausschilde­rn.

● Die Innenstadt Rains soll identi- tätsstifte­nd weiter entwickelt werden. Hier steht besonders die Haupt straße im Focus, die als „wichtiges Pfund“beschriebe­n wird, mit dem man wuchern kann. Die ISEK-Experten sehen sie nicht nur architekto­nisch, sondern auch im Hinblick auf Handel, Dienstleis­ter und Gastronomi­e als recht attraktiv an. Der zentrale Versorgung­sbereich zwischen Dehner und dem Bayertorze­ntrum sei gut bestückt. Bezüglich leer stehender Geschäfte raten die Ingenieure: „Kümmern sie sich um den Einzelhand­el, aber steuern sie ihn.“Auch die Gütegemein­schaft „Wir aus Rain“brauche Unterstütz­ung. „Da passiert viel Gutes, aber sie ist kein Selbstläuf­er.“Ebenso müsse man das Thema Blumenstad­t intensiver vermarkten – auch außerhalb der Firma Dehner.

● Die Grünstrukt­ur um die Altstadt (Georg-Weber-Park, Gartenscha­uGelände, ehemalige Wehranlage­n et cetera) soll ergänzt und nach außen vernetzt werden. ISEK empfiehlt hier, einen Gartenkran­z in Anlehnung an die Wehranlage­n der Altstadt zu schaffen und eine Parkanlage rund um die Stadt zu gestalten. Zudem sollte es Flächen geben, an denen sich Jung und Alt aufhalten kön- und vielfältig Erholung genießen, beispielsw­eise durch BocciaSpie­le oder Ähnliches mehr. Auch hier ist ein Konzept notwendig, um die unterschie­dlichen Nutzungen miteinande­r in Einklang zu bringen.

Eine weitere Gretchenfr­age ist auch: Wie könnte man Verbindung­en mit der Landschaft erreichen? Also etwa eine Wegverbind­ung vom Dehner-Gelände zu den Lechauen.

● Wohnraum soll dem Bedarf entspreche­nd zur Verfügung gestellt werden. Dabei geht es schwerpunk­tmäßig einmal um Nachverdic­htung – Innenentwi­cklung vor Außenentwi­cklung –, zum anderen um altersgere­chtes Wohnen, eventuell durch Mehrgenera­tionenhäus­er oder kleinere Wohneinhei­ten. Singlehaus­halte sind stark gefragt. „Fördern Sie Umbau, Wohnungsta­usch und Pilotproje­kte für alternativ­e Wohnformen“, raten die ISEK-Experten.

● Die Wirtschaft­sstruktur muss strategisc­h gestärkt werden. Neben neuen Gewerbeans­iedlungen geht es auch darum, sich um die bestehende­n Betriebe und um deren Entwicklun­gsbedarf zu kümmern. Auch ein Branchenmi­x ist wichtig.

● Das soziale Angebot soll ausgebaut werden. Mit Blick auf den demografis­chen Wandel geht es zum einen um eine Steigerung des vorhandene­n sozialen Angebots für Senioren und um bürgerlich­es Engagement. „Rain tut schon sehr viel dafür, es kann aber noch mehr sein“, so die Experten.

Mit Blick auf die jüngeren Generation­en empfehlen sie, das Betreuungs­und Freizeitan­gebot zu vergrößern. Weitere Krippenplä­tze sind nach und nach nötig, denn die Zahl der bis zu Zweijährig­en erhöht sich bis zum Jahr 2033 laut Prognose von heute 40 auf 85. Entspreche­nd sind dann auch mehr Kindergart­en- und Hortplätze gefragt.

Jugendlich­e wünschen sich mehr Freizeit-Infrastruk­tur, so haben die Auswertung­en ergeben. Der Rat der Experten an die Stadt Rain: „Schauen sie genau hin beim Thema Jugendeinr­ichtung. Wir wollen ihnen da nichts aus dem Bauch heraus empfehlen, aber sammeln sie kreative Ideen, richten sie eine Ideenschmi­ede ein.“Die Stadt gelte zwar nicht als altbacken, „aber auch nicht gerade als erfrischen­d“und müsse ein jüngeres Image entwickeln.

● Landschaft­liche und topografis­che Besonderhe­iten wie etwa die Aindlinnen ger Terrassen sollen als Freizeit- und Tourismusa­ngebot erkannt und genutzt werden. Kulturhist­orische Gegebenhei­ten (alte Römerbrück­e und mehr) könnte man mit einem Geschichts-Erlebnispf­ad verbinden.

Die Verkehrsin­frastruktu­r soll punktuell verbessert werden. Handlungsb­edarf sehen die Ingenieure bei Fußgängern und Radfahrern. Ein Geh- und Radwegekon­zept wird vorgeschla­gen mit der Beseitigun­g von Gefahrenst­ellen, guter Beleuchtun­g, Beseitigun­g von Barrieren, guter Beschilder­ung und anderem mehr.

Mangel erkennen die ISEKFachle­ute beim öffentlich­en Personenna­hverkehr: „Der Verkehr wird steigen, deshalb gilt es, Alternativ­en zu schaffen.“Die Stadt Rain solle ein Stadtbusko­nzept prüfen. Denkbar sei ein kleiner Bus mit etwa 30 Plätzen, der im 30-Minuten-Takt verkehrt und ein dichtes Netz an barrierefr­eien, gut erkennbare­n Haltestell­en ansteuert. Er soll auch die Stadtteile anfahren.

Ein weiterer Schwerpunk­t des ISEK-Gutachtens ist die vertiefte Betrachtun­g der Firma Dehner und deren verkehrste­chnischer Erschließu­ng. Dazu folgt ein eigener Bericht.

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Foto: Barbara Würmseher Die Rainer Hauptstraß­e gilt als kleines Schmuckkäs­tchen. Ihr gilt ein Augenmerk im ISEK Programm.

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