ISEK: Jetzt wird’s spannend
Die Bevölkerungsumfrage zur Stadtentwicklung ist ausgewertet. Im nächsten Schritt geht es nun um Ziele, die verwirklicht werden könnten. Und da gibt es interessante Möglichkeiten. Im Herbst dürfen die Bürger dazu mitreden
Rain Es ist ein Schritt in die Zukunft: Das Integrierte Stadtentwicklungskonzept ISEK will vorausschauend planen, damit Kommunen – aktuell die Stadt Rain – gerüstet sind für die kommenden 15 bis 20 Jahre. Dann soll die Tillystadt laut Prognosen rund 1000 Einwohner mehr zählen und entsprechende Lebensqualität bieten. Dabei geht es um alle denkbaren Bereiche des öffentlichen Lebens. Die gesamte Infrastruktur ist auf dem Prüfstand. Das ISEK-Programm für Rain befindet sich nun in einer spannenden Phase. Nachdem zunächst ab Januar 2017 Bürgerumfragen und andere Untersuchungen stattgefunden hatten, legten nun Vertreter der beteiligten Ingenieurbüros in der Stadtratssitzung am Dienstag Ergebnisse vor und vor allem Möglichkeiten der Entwicklung.
Noch geht es nicht um ganz konkrete Projekte. Doch die genannten Ziele geben Anhaltspunkte, wie Rain schöner, besser, attraktiver werden kann. Dazu soll auch die Bevölkerung mit ins Boot geholt werden. Nach den Sommerferien gibt es eine Bürgerversammlung, wie Zweiter Bürgermeister Leo Meier erklärte, der die Stadtratssitzung hielt.
Die vier an ISEK beteiligten Ingenieurbüros empfehlen der Stadt Rain folgende acht grobe Handlungsfelder als Oberziele:
● Kernstadt und Ortsteile weiter in ihrer Identität zu stärken. Das passiert in Rain selbst unter anderem über attraktivere Stadteinfahrten. Ein Gestaltungskonzept wäre hier wichtig (Grünstreifen, Geh- und Radwege, Parkraummanagement, ein Leitsystem und eine ganzheitliche Entwicklung etwa an der Neuburger Straße).
Auch die Nahtstellen zur Altstadt – etwa vom Ziegelmoos her – sollen verbessert werden. Als positives Beispiel gilt hier der schön gestaltete Georg-Weber-Park. Negativ fallen Übergänge vom Dehner-Parkplatz zur südlichen Altstadt auf, die unattraktiv aussehen. Um das DehnerGelände mit der Altstadt enger zu verbinden, schlagen die ISEK-Experten außerdem einen direkten Fußweg zum Oberen Eck vor, eventuell über die Gärtnerei Vierengel.
Die Geh- und Radwege zu den Ortsteilen sind ebenfalls verbesserungsfähig. Zudem solle man die kulturellen Angebote in den Ortsteilen an den Straßen ausschildern.
● Die Innenstadt Rains soll identi- tätsstiftend weiter entwickelt werden. Hier steht besonders die Haupt straße im Focus, die als „wichtiges Pfund“beschrieben wird, mit dem man wuchern kann. Die ISEK-Experten sehen sie nicht nur architektonisch, sondern auch im Hinblick auf Handel, Dienstleister und Gastronomie als recht attraktiv an. Der zentrale Versorgungsbereich zwischen Dehner und dem Bayertorzentrum sei gut bestückt. Bezüglich leer stehender Geschäfte raten die Ingenieure: „Kümmern sie sich um den Einzelhandel, aber steuern sie ihn.“Auch die Gütegemeinschaft „Wir aus Rain“brauche Unterstützung. „Da passiert viel Gutes, aber sie ist kein Selbstläufer.“Ebenso müsse man das Thema Blumenstadt intensiver vermarkten – auch außerhalb der Firma Dehner.
● Die Grünstruktur um die Altstadt (Georg-Weber-Park, GartenschauGelände, ehemalige Wehranlagen et cetera) soll ergänzt und nach außen vernetzt werden. ISEK empfiehlt hier, einen Gartenkranz in Anlehnung an die Wehranlagen der Altstadt zu schaffen und eine Parkanlage rund um die Stadt zu gestalten. Zudem sollte es Flächen geben, an denen sich Jung und Alt aufhalten kön- und vielfältig Erholung genießen, beispielsweise durch BocciaSpiele oder Ähnliches mehr. Auch hier ist ein Konzept notwendig, um die unterschiedlichen Nutzungen miteinander in Einklang zu bringen.
Eine weitere Gretchenfrage ist auch: Wie könnte man Verbindungen mit der Landschaft erreichen? Also etwa eine Wegverbindung vom Dehner-Gelände zu den Lechauen.
● Wohnraum soll dem Bedarf entsprechend zur Verfügung gestellt werden. Dabei geht es schwerpunktmäßig einmal um Nachverdichtung – Innenentwicklung vor Außenentwicklung –, zum anderen um altersgerechtes Wohnen, eventuell durch Mehrgenerationenhäuser oder kleinere Wohneinheiten. Singlehaushalte sind stark gefragt. „Fördern Sie Umbau, Wohnungstausch und Pilotprojekte für alternative Wohnformen“, raten die ISEK-Experten.
● Die Wirtschaftsstruktur muss strategisch gestärkt werden. Neben neuen Gewerbeansiedlungen geht es auch darum, sich um die bestehenden Betriebe und um deren Entwicklungsbedarf zu kümmern. Auch ein Branchenmix ist wichtig.
● Das soziale Angebot soll ausgebaut werden. Mit Blick auf den demografischen Wandel geht es zum einen um eine Steigerung des vorhandenen sozialen Angebots für Senioren und um bürgerliches Engagement. „Rain tut schon sehr viel dafür, es kann aber noch mehr sein“, so die Experten.
Mit Blick auf die jüngeren Generationen empfehlen sie, das Betreuungsund Freizeitangebot zu vergrößern. Weitere Krippenplätze sind nach und nach nötig, denn die Zahl der bis zu Zweijährigen erhöht sich bis zum Jahr 2033 laut Prognose von heute 40 auf 85. Entsprechend sind dann auch mehr Kindergarten- und Hortplätze gefragt.
Jugendliche wünschen sich mehr Freizeit-Infrastruktur, so haben die Auswertungen ergeben. Der Rat der Experten an die Stadt Rain: „Schauen sie genau hin beim Thema Jugendeinrichtung. Wir wollen ihnen da nichts aus dem Bauch heraus empfehlen, aber sammeln sie kreative Ideen, richten sie eine Ideenschmiede ein.“Die Stadt gelte zwar nicht als altbacken, „aber auch nicht gerade als erfrischend“und müsse ein jüngeres Image entwickeln.
● Landschaftliche und topografische Besonderheiten wie etwa die Aindlinnen ger Terrassen sollen als Freizeit- und Tourismusangebot erkannt und genutzt werden. Kulturhistorische Gegebenheiten (alte Römerbrücke und mehr) könnte man mit einem Geschichts-Erlebnispfad verbinden.
Die Verkehrsinfrastruktur soll punktuell verbessert werden. Handlungsbedarf sehen die Ingenieure bei Fußgängern und Radfahrern. Ein Geh- und Radwegekonzept wird vorgeschlagen mit der Beseitigung von Gefahrenstellen, guter Beleuchtung, Beseitigung von Barrieren, guter Beschilderung und anderem mehr.
Mangel erkennen die ISEKFachleute beim öffentlichen Personennahverkehr: „Der Verkehr wird steigen, deshalb gilt es, Alternativen zu schaffen.“Die Stadt Rain solle ein Stadtbuskonzept prüfen. Denkbar sei ein kleiner Bus mit etwa 30 Plätzen, der im 30-Minuten-Takt verkehrt und ein dichtes Netz an barrierefreien, gut erkennbaren Haltestellen ansteuert. Er soll auch die Stadtteile anfahren.
Ein weiterer Schwerpunkt des ISEK-Gutachtens ist die vertiefte Betrachtung der Firma Dehner und deren verkehrstechnischer Erschließung. Dazu folgt ein eigener Bericht.