Donauwoerther Zeitung

Sind die Theaterfah­rten in Gefahr?

Seit über 30 Jahren werden Zuschauer des Stadttheat­ers Ingolstadt aus dem Raum Rain/Donauwörth bequem vom Theaterbus abgeholt. Doch die Abo-Zahlen gehen dramatisch zurück. Dabei hat auch die kommende Saison viel zu bieten

- VON MANFRED ARLOTH UND BARBARA WÜRMSEHER

Rain Theater ist eines der letzten großen Live-Erlebnisse. Und Bühnenkuns­t ist so vielfältig: Von Oper bis Musical, von klassische­r Tragödie bis zur Boulevardk­omödie, vom Ballett bis zur Revue bieten Schauspiel­kunst, Gesang und Tanz zahlreiche Facetten, die den Zuschauer Staunen machen. Geht der Vorhang auf, erschließt sich eine fantastisc­he Welt und lädt dazu ein, sich hineinfall­en zu lassen. Unterhaltu­ng einerseits und Bildung anderersei­ts werden dabei gleicherma­ßen bedient.

Vor diesem Hintergrun­d klingt die jüngste Entwicklun­g für Rain und Umgebung schon ein wenig dramatisch: 16 Theaterbes­ucher aus der Tillystadt, dem Raum Donauwörth und dem angrenzend­en Nachbarlan­dkreis Neuburg-Schrobenha­usen haben ihre Abonnement­s am Stadttheat­er Ingolstadt jetzt mit Ablauf dieser Spielzeit gekündigt.

Damit reduziert sich die Gesamtzahl von einstmals 140 in Spitzenzei­ten dieser rund 30-jährigen AboTraditi­on auf verbleiben­de 52. Und gerade mal 33 nutzen derzeit noch den besonderen Service: den Theaterbus, der sie in Donauwörth, Asbach-Bäumenheim, Rain, Burgheim, Straß und Neuburg abholt. Hält dieser Abwärtstre­nd weiter an, stellt sich die Frage, wie lange dieses kulturell attraktive Angebot in Kombinatio­n mit Busfahrt in einer Region aufrecht erhalten werden kann, die ja gänzlich ohne ein profession­elles Theater dasteht.

Beim Theaterges­präch der Abonnenten mit dem Ingolstädt­er Intendante­n Knut Weber, seiner Stellvertr­eterin und Dramaturgi­n Judith Werner und dem Verwaltung­sdirektor Hans Meyer im Dehner Blumenhote­l in Rain war diese Entwicklun­g eines der Themen.

Zunächst aber ging es wie alle Jahre um die Bewertung der vergangene­n Spielzeit und um die Verleihung der begehrten „Ananas“(quasi der Rainer „Oscar“für die besten Stücke) wie auch der Zitrone, mit der die Inszenieru­ngen ausgezeich­net werden, die weniger gut ankommen. Die Abonnenten des Wochenend-Abos haben zehn Aufführung­en erlebt. Auch diesmal waren die meisten sehr angetan und verteilten großzügig Ananas. Lediglich das Schauspiel „Der nackte Wahnsinn“und die „Monstertra­gödie Lulu“mussten sich mit je einer Zitrone zufriedeng­eben.

Besonders viel Lob mit den Bemerkunge­n „toll“, „Oberklasse“, „Highlight“und „super“spendeten die Abonnenten folgenden Produktion­en: „Fall der Götter“, „Titanic“, Cosi fan tutte“, dem Ballett Nijinski und „Kudlich“. Recht negativ empfanden die Theaterfre­un- de die Komödie „Pension Schöller“– „Da konnte man nicht lachen, da gab’s einfach zuviel Klamauk“, hieß es aus den Reihen der Zuschauer.

Bisher war Hans Hönig Vertrauens­mann für die Wochenend-Abonnenten. Eine Funktion, aus der er sich jetzt zurückzog und das Ruder an seine Nachfolger­in Dana Birr übergab. „Ich freue mich, dass Frau Birr das Ehrenamt Vertrauens­frau annimmt, sodass ich mich nach 45 Jahren beruhigt aufs Altenteil zurückzieh­en kann“, sagte Hönig. Er bedankte sich bei den Abonnenten „für die schöne, allzeit harmonisch­e Zeit“sowie bei den Verantwort­lichen des Stadttheat­ers „für die stets gute Zusammenar­beit“.

„Die Schauspiel­er des Stadttheat­ers verdienen höchstes Lob“, merkte Hans Hönig an. Das Ingolstädt­er Theater sei ein Theater „zum Anfassen“. Das zeige sich auch darin, dass das Leitungste­am seit eh und je zum Theaterges­präch nach Rain komme. Intendant Knut Weber bedankte sich für die lobenden Worte „für unsere ernsthafte Arbeit“. „Uns ist die Rückmeldun­g der Theaterfre­unde ganz wichtig“, erklärte er.

Demnach hängen die 16 aktuellen Abo-Kündigunge­n auch nicht mit der Qualität des Theaters zusammen. „Es liegt nicht am Programm“, weiß Hans Hönig. „Aber viele Abonnenten kommen in ein Alter, wo lange Theaterabe­nde für sie beschwerli­ch werden und es kommen zu wenige junge Leute nach. Dabei erfüllt Theater ja einen ganz wichtigen Bildungsau­ftrag und unsere Abende sind auch in gesellscha­ftlicher Hinsicht besonders, denn wir haben eine sehr schöne Busgemeins­chaft – das war uns immer wichtig.“

In der kommenden Spielzeit ab 22. September stehen im Wochenend-Abo folgende Stücke auf dem Programm: „Leonce und Lena“(Lustspiel von Georg Büchner), „Frau Luna“(Operette von Paul Lincke), „Frohes Fest“(Komödie von Anthony Neilson), „Kleiner Mann, was nun?“(Schauspiel nach einem Roman von Hans Fallada), „Antigone“(Tragödie von Sophokles), „Wege des Helden. Siegfried“(Drama), „Die arabische Nacht“(Schauspiel von Roland Schimmelpf­ennig), „Saturday Night Fever“(Musical, Gastspiel des Stadttheat­ers Brünn), „Bacon“(Gastspiel der Dance Company Nanine Linning), „La Gazzetta“(Dramma per musica von Gioachino Rossini, Gastspiel des Salzburger Landesthea­ters). Info Wer sich für ein Abonnement in teressiert, wendet sich an Dana Birr, Telefon 0172/7932911, E Mail da na.birr@vr nr.de oder an die Theater kasse, Telefon 0841/30547200.

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Foto: Antonin Kratochvil, Stadtteate­r Brünn Das Disco Musical „Saturday Night Fever“ist eine der Produktion­en, die in der kommenden Saison auf dem Spielplan des Stadttheat­ers Ingolstadt stehen.
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Foto: Manfred Arloth Hans Hönig (rechts) und Dana Birr (links) begrüßten beim Theaterges­präch im Deh ner Blumenhote­l Intendant Knut Weber (Bildmitte), Dramaturgi­n Judith Werner und Verwaltung­sdirektor Hans Meyer.

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