Sind die Theaterfahrten in Gefahr?
Seit über 30 Jahren werden Zuschauer des Stadttheaters Ingolstadt aus dem Raum Rain/Donauwörth bequem vom Theaterbus abgeholt. Doch die Abo-Zahlen gehen dramatisch zurück. Dabei hat auch die kommende Saison viel zu bieten
Rain Theater ist eines der letzten großen Live-Erlebnisse. Und Bühnenkunst ist so vielfältig: Von Oper bis Musical, von klassischer Tragödie bis zur Boulevardkomödie, vom Ballett bis zur Revue bieten Schauspielkunst, Gesang und Tanz zahlreiche Facetten, die den Zuschauer Staunen machen. Geht der Vorhang auf, erschließt sich eine fantastische Welt und lädt dazu ein, sich hineinfallen zu lassen. Unterhaltung einerseits und Bildung andererseits werden dabei gleichermaßen bedient.
Vor diesem Hintergrund klingt die jüngste Entwicklung für Rain und Umgebung schon ein wenig dramatisch: 16 Theaterbesucher aus der Tillystadt, dem Raum Donauwörth und dem angrenzenden Nachbarlandkreis Neuburg-Schrobenhausen haben ihre Abonnements am Stadttheater Ingolstadt jetzt mit Ablauf dieser Spielzeit gekündigt.
Damit reduziert sich die Gesamtzahl von einstmals 140 in Spitzenzeiten dieser rund 30-jährigen AboTradition auf verbleibende 52. Und gerade mal 33 nutzen derzeit noch den besonderen Service: den Theaterbus, der sie in Donauwörth, Asbach-Bäumenheim, Rain, Burgheim, Straß und Neuburg abholt. Hält dieser Abwärtstrend weiter an, stellt sich die Frage, wie lange dieses kulturell attraktive Angebot in Kombination mit Busfahrt in einer Region aufrecht erhalten werden kann, die ja gänzlich ohne ein professionelles Theater dasteht.
Beim Theatergespräch der Abonnenten mit dem Ingolstädter Intendanten Knut Weber, seiner Stellvertreterin und Dramaturgin Judith Werner und dem Verwaltungsdirektor Hans Meyer im Dehner Blumenhotel in Rain war diese Entwicklung eines der Themen.
Zunächst aber ging es wie alle Jahre um die Bewertung der vergangenen Spielzeit und um die Verleihung der begehrten „Ananas“(quasi der Rainer „Oscar“für die besten Stücke) wie auch der Zitrone, mit der die Inszenierungen ausgezeichnet werden, die weniger gut ankommen. Die Abonnenten des Wochenend-Abos haben zehn Aufführungen erlebt. Auch diesmal waren die meisten sehr angetan und verteilten großzügig Ananas. Lediglich das Schauspiel „Der nackte Wahnsinn“und die „Monstertragödie Lulu“mussten sich mit je einer Zitrone zufriedengeben.
Besonders viel Lob mit den Bemerkungen „toll“, „Oberklasse“, „Highlight“und „super“spendeten die Abonnenten folgenden Produktionen: „Fall der Götter“, „Titanic“, Cosi fan tutte“, dem Ballett Nijinski und „Kudlich“. Recht negativ empfanden die Theaterfreun- de die Komödie „Pension Schöller“– „Da konnte man nicht lachen, da gab’s einfach zuviel Klamauk“, hieß es aus den Reihen der Zuschauer.
Bisher war Hans Hönig Vertrauensmann für die Wochenend-Abonnenten. Eine Funktion, aus der er sich jetzt zurückzog und das Ruder an seine Nachfolgerin Dana Birr übergab. „Ich freue mich, dass Frau Birr das Ehrenamt Vertrauensfrau annimmt, sodass ich mich nach 45 Jahren beruhigt aufs Altenteil zurückziehen kann“, sagte Hönig. Er bedankte sich bei den Abonnenten „für die schöne, allzeit harmonische Zeit“sowie bei den Verantwortlichen des Stadttheaters „für die stets gute Zusammenarbeit“.
„Die Schauspieler des Stadttheaters verdienen höchstes Lob“, merkte Hans Hönig an. Das Ingolstädter Theater sei ein Theater „zum Anfassen“. Das zeige sich auch darin, dass das Leitungsteam seit eh und je zum Theatergespräch nach Rain komme. Intendant Knut Weber bedankte sich für die lobenden Worte „für unsere ernsthafte Arbeit“. „Uns ist die Rückmeldung der Theaterfreunde ganz wichtig“, erklärte er.
Demnach hängen die 16 aktuellen Abo-Kündigungen auch nicht mit der Qualität des Theaters zusammen. „Es liegt nicht am Programm“, weiß Hans Hönig. „Aber viele Abonnenten kommen in ein Alter, wo lange Theaterabende für sie beschwerlich werden und es kommen zu wenige junge Leute nach. Dabei erfüllt Theater ja einen ganz wichtigen Bildungsauftrag und unsere Abende sind auch in gesellschaftlicher Hinsicht besonders, denn wir haben eine sehr schöne Busgemeinschaft – das war uns immer wichtig.“
In der kommenden Spielzeit ab 22. September stehen im Wochenend-Abo folgende Stücke auf dem Programm: „Leonce und Lena“(Lustspiel von Georg Büchner), „Frau Luna“(Operette von Paul Lincke), „Frohes Fest“(Komödie von Anthony Neilson), „Kleiner Mann, was nun?“(Schauspiel nach einem Roman von Hans Fallada), „Antigone“(Tragödie von Sophokles), „Wege des Helden. Siegfried“(Drama), „Die arabische Nacht“(Schauspiel von Roland Schimmelpfennig), „Saturday Night Fever“(Musical, Gastspiel des Stadttheaters Brünn), „Bacon“(Gastspiel der Dance Company Nanine Linning), „La Gazzetta“(Dramma per musica von Gioachino Rossini, Gastspiel des Salzburger Landestheaters). Info Wer sich für ein Abonnement in teressiert, wendet sich an Dana Birr, Telefon 0172/7932911, E Mail da na.birr@vr nr.de oder an die Theater kasse, Telefon 0841/30547200.