Donauwoerther Zeitung

Und wenn sie tanzen ...

Mehrere Tausend Menschen besuchen das Blasius-Festival bei Fremdingen. Was das Besondere an der Veranstalt­ung ist

- VON JULIAN WÜRZER

Fremdingen Sie tanzten in Gummistief­eln auf dem matschigen Rasen durch den Regen. Aus den Lautsprech­ern auf der Bühne vor dem Publikum dröhnte das, weshalb es zum Blasius-Festival kam: Blasmusik. „Und jetzt alle, ganz laut mitsingen“, sagte der Sänger Chris Keller von der Band Funk’n’Roll aus Tapfheim auf der Bühne. Dann erschallte das Lied „Shut up and dance“von Walk the Moon über das gesamte Gelände bei Fremdingen.

Diese Situation trifft den Kern des Blasius: ein Event von Musikern für Musiker. Mehr als 2000 Anhänger der Blasmusik pilgerten zur Festival-Wiese. Sie schleppten ihre eigenen Posaunen, Trompeten und Hörner mit auf den Zeltplatz, gar mit auf die offene Bühne im Biergarten des Festival-Geländes. Oftmals waren die Instrument­e schon älter, oftmals verbeult. Auf Campingstü­hlen auf dem Zeltplatz oder beim Gemeinscha­ftschor spielten die Blasmusike­r Seite an Seite.

Hinter dem Festival steht keine Einzelpers­on oder Firma, die an der Veranstalt­ung verdient. Sondern mehr als 150 ehrenamtli­che Helfer – Mitglieder des Musikverei­ns Fremdingen, Eltern von Musikschül­ern und Helfern aus dem Dorf. Sie verlegten in den vergangene­n Wochen Kabel, organisier­ten Verpflegun­g und buchten die Bands.

Einer der Helfer ist Joachim Braun. Er hat das Festival mitorganis­iert. An seinem Gürtel hing über die Festtage ein Funkgerät, das kaum zu beruhigen war. „Wir brauchen hier einen Schraubenz­ieher“, hieß es. „Kommt sofort“, sagte er. Nur wenige Sekunden später knatterte es wieder. Auch wenn Braun nach dem Blasius–Festival fast eine Woche Urlaub gebrauchen könnte, ließ er sich sein Lachen nicht nehmen. „Das Festival war hervorrage­nd“, sagte er. Sein Höhepunkt: die Brauhaus Musikanten, Gewinner des Grand-Prix der Blasmusik im vergangene­n Jahr.

Neben den Helfern trugen auch die Besucher ihren Teil zum Festival bei. Stefanie Eule feierte gar ihren Junggesell­inenabschi­ed auf dem Blasius. Sie spielt selbst Klarinette, deshalb war sie hier. Und sie liebt die Musik, die auf der Bühne gespielt wurde. „Die Leute sind so locker, da feier ich gerne meinen Junggesell­innenabsch­ied hier“, sagte sie.

Auffällig auf dem Festival-Gelände war, dass es keine eindeutige Zielgruppe gab – junge Menschen, Familien und ältere Menschen standen

Jung und Alt feiern gemeinsam

gemeinsam vor der Bühne, tanzten und feierten. Einen besonderen Moment des Festivals schaffte der Gemeinscha­ftschor. Die Besucher zogen zusammen mit einigen Bands vom Campinggel­ände in Richtung Bühne. Regenmante­l drüber, Gummistief­el an die Füße – kein Problem.

Während Blechverrü­ckt Lieder von Ernst Mosch und Vlado Kumpan auf der Bühne spielte, stand Marco Holzmeier mit Krücken im Publikum. Ihn konnte nicht einmal seine Knieverlet­zung davon abhalten, auf das Festival zu gehen. „Es ist zwar schäbig, dass ich nicht tanzen kann, aber die Musik und die Leute machen einfach verdammt Spaß“, sagte er.

Auf dem Zeltplatz musizierte Markus Wisser zusammen mit seinen Kumpels. Er ist aus der Nähe von Koblenz angereist – fast 400 Kilometer entfernt. „Bei uns gibt es solche Festival nicht und ich mag und spiele Blasmusik einfach gerne“, sagte er. Von hier aus hörte man die Musik auf der Bühne – abgeschwäc­ht, leise.

 ?? Foto: Julian Würzer ?? Das Blasius Festival: Eine Veranstalt­ung von Musikern für Musiker. Hier im Bild die Band Blechverrü­ckt. Die Besucher drängten sich vor die Bühne und feierten mit den Mu sikern.
Foto: Julian Würzer Das Blasius Festival: Eine Veranstalt­ung von Musikern für Musiker. Hier im Bild die Band Blechverrü­ckt. Die Besucher drängten sich vor die Bühne und feierten mit den Mu sikern.

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