Fünf Nullen weniger
Währung Der venezolanische Präsident macht aus einer Million Bolivar zehn. Bringt das was?
Caracas Der venezolanische Präsident Nicolás Maduro hat einen Weg gefunden, wie er mit der drastischen Inflation in seinem Land umgehen will. Das ölreichste Land der Welt steckt seit Jahren in einer schweren Wirtschaftskrise. Der Grund sind vor allem Misswirtschaft und Korruption. Das spüren auch die Bürger. Denn laut Internationalem Währungsfonds könnte die Inflationsrate – also der Wert, um den sich Produkte verteuern – dieses Jahr bei einer Million Prozent liegen. Das will Maduro nun ändern. Aber nicht durch eine Wirtschaftsreform. Er hat sich stattdessen entschieden, fünf Nullen von der Währung zu streichen. Aus einer Million Bolivar werden ab dem 20. August dann wohl 10.
Aber ist das eine Reform, die die Teuerungsrate wirklich senken könnte? „Nein“, sagt Professor Wolfgang Gerke vom bayerischen Finanzzentrum. Seiner Einschätzung nach geht es eher um einen optischen Effekt. „Es sieht besser aus, wenn auf dem Schein nicht mehr eine Million Bolivar steht“, sagt er. Zudem sei es fragwürdig, ob die Währung nicht weiterhin an Wert verliere und aus 10 Bolivar wieder Tausende werden. „Um das zu ändern, müsste sich in dem Land grundlegend etwas ändern. Aber gegen Korruption und Arbeitslosigkeit vorzugehen, ist schwerer als fünf nullen zu streichen“, sagt er.
Das ist wohl auch dem sozialistischen Präsidenten klar. Bei der Ankündigung, dass er fünf Nullen des Bolivar streichen werde, räumte er auch ein, dass auch das auf die Ölindustrie ausgerichtete Wirtschaftsmodell ausgedient habe und das Land seine Wirtschaft auf eine breitere Basis stellen müsse.