Donauwoerther Zeitung

Ein wunderbare­s Klangerleb­nis

Konzert Auf der Harburg präsentier­te sich das eigens formierte Bezirks-Jugendblas­orchester mit vielfältig­em Repertoire

- VON ULRIKE HAMPP WEIGAND

Harburg Zahlen entfalten eine eigene Magie: 30 Jahre 16. Bezirk des Allgäu-Schwäbisch­en Musikbunde­s. 21 Jahre Vorsitzend­er des 16. Bezirks Donau-Ries: Theo Keller. „Der Landkreis vereint“– 1000 Besucher bei anfangs sommerlich heißen Temperatur­en bei der Serenade, die es seit 1997 als Benefizkon­zert zugunsten der Kulturstif­tung Harburg und der Kartei der Not gibt. Fast 60 teils blutjunge Musiker aus 13 (von 55) Musikkapel­len des 16. ASM-Bezirks hatten sich zum Projekt-Bezirks-Jugendblas­orchester formiert. Sie stammen aus den Musikkapel­len Donauwörth, Nördlingen, Rain, Tapfheim, Fremdingen, Deiningen, Ederheim, Marxheim, Marktoffin­gen, Mönchsdegg­ingen, Mertingen, Riesbürg und Maihingen.

Zwei sich abwechseln­de Dirigenten waren dabei: Simon Keller, Joachim Braun („Mr. Blasius“), ein Moderator: Christian Kanth. Drei Tage Schufterei, Schweiß und Ehrgeiz, und viele belegte Semmeln (Frau Hertle mit Team) – am vierten Tag Aufführung. Ehrengäste sonder Zahl: Wirtschaft­sminister und ASMPräside­nt Franz Josef Pschierer, Wissenscha­ftsministe­r a. D. Thomas Goppel, Präsident des Bayerische­n Musikrates, Abgeordnet­er a. D. Georg Schmid, Landrat Stefan Rössle, Bürgermeis­ter Wolfgang Kilian, Sponsoren und Miss ASM Daniela Seitz (Trachtenka­pelle Marktoffin­gen) waren gekommen, um im Burghof einer ganz besonderen Serenade zu lauschen und einer Ehrung beizuwohne­n: Bezirksvor­sitzender Theo Keller erhielt die Ehrenmedai­lle in Gold des Bundesvors­tandes des deutschen Musikverba­ndes. Und ein ganz spezielles Geschenk der jungen Musiker: „Lignum“– die Rhapsodie von Thiemo Kraas. Volksliede­r, im fast „rappenden“Übergang von „Das Leben bringt groß Freud“und Heines „Loreley“, aufregend musiziert.

Nach der Begrüßung durch Fürst Moritz zu Oettingen-Wallerstei­n und Laudatione­n der Ehrengäste führte Moderator Christian Kanth schlagfert­ig vergnüglic­h ins Programm ein. Nach den Fanfaren ganz klassisch die Einführung: Der „Fehrbellin­er Reitermars­ch“, Kavallerie-Fanfarenma­rsch vom kö- preußische­n Musikdirek­tor Richard Herion komponiert, heute ein Gassenhaue­r mit den Verszeilen „Wir wollen unsern alten Kaiser Wilhelm wiederhab’n, aber den’m Bart, mit’m langen Bart“(running gag: „Heino hat das auch gesungen...“) – pointiert gespielt, mit spür- und hörbarer Freude.

Die „Medeaval Dances“von Thomas Asanger führte hübsch die Instrument­engruppen vor. Viel Flöte, viel Klarinette: Fein gespielt, die mittelalte­rlichen Tanzfolgen rhythmisch differenzi­ert – auch wenn es nicht so unbedingt die Musik der Teens und Twens war, wie sich dann in den späteren Stücken erwies, die sie begeistern­d spielten: Überzeugen­d und hinreißend in swingender oder jazziger sinfonisch­er Blasmusik.

Beginnend mit dem Medley „Golden Swing Time“, für das Arrangeur Steve McMillan eine Auswahl berühmter Melodien der GoldenenSw­ing-Ära vereinte. Darunter etwa „Hello Dolly“(Louis Armstrong hat es berühmt gemacht), „Mack the Knife“(Bert Brecht/Kurt Weills Mackie Messer) und „Bei Mir Bistu Shein“(Sholom Secunda, Text Jacob Jacobs). Letzteres war eigentlich für ein jiddisches Musical komponiert, wurde 1937 als stark synkopiert­e Interpreta­tion von Sammy Cahn und Saul Chaplin umgeschrie­ben. Durch den veränderte­n Rhythmus entstand ein Evergreen.

Noch authentisc­her die Darbietung des mitreißend­en, rockigen Medleys (Wolfgang Wössner) von Songs von Marius Müller-Westernhag­en – „Es geht mir gut“, „Sexy“, „Freiheit“, „Lass uns leben“, „Willenlos“und „Mit Pfeffermin­z bin ich dein Prinz“. Musik, deren Botschaft Christian Kanth mit Wortwitz aufblätter­te: schwungvol­le Harmonien bei pointierte­n Anmerkunge­n.

Im klassische­n Teil begeistert­e die „Peer Gynt“-Suite Nr. 1 (Edvard Grieg nach dem Bühnenstüc­k von Henrik Ibsen: der Taugenicht­s Per Gynt will alles und verliert doch aus Tumbheit alles). Das Allegretto pastorale „Morgenstim­mung“, wohl eine der bekanntest­en klassische­n Melodien, so leicht hingetupft, das Andante doloroso „Ases Tod“so schwermüti­g, im Tempo di Mazurka war „Anitras Tanz“kurzweilig anreniglic­h gend, und „In der Halle des Bergkönigs“dann lebhaft aufregend, eben „Alla marcia e molto marcato“. Johann Strauß’ „Annen Polka“, wieder ein klassische­r Hit – Kaiserin Maria Anna von Österreich, Ehefrau Kaiser Ferdinand I, sehr gläubig und karitativ tätig, zum Namenstags­fest am 26. Juli gewidmet – schwungvol­l und leichtfüßi­g musiziert.

Die „Guten Abend, gute Nacht“-Polka von Alexander Stütz gab Rätsel auf – irgendwie schaffen die Beine die Kombinatio­n von Johannes Brahms Volkslied und Polka (Rundtanz im lebhaften Takt mit Achtelrhyt­hmus, wobei auf drei Schritte je ein Hopser folgt) nicht – aber das ruhige Finale versöhnte doch wieder. Also Zugaben – und der als in „interessan­ter Ausführung“präsentier­te „Alte Kameraden-Marsch“war ein echter Reißer von Dirigent Simon Keller: Swingend, musikantis­ch und auch begeistert beklatscht. Joachim Braun oblag es dann, das musikalisc­h aufs Beste unterhalte­ne, beifallfre­udige Auditorium in großem sinfonisch­en Ausklang mit einem Abendliede­rmedley in die Nacht zu geleiten.

 ?? Fotos: Szilvia Izso ?? Die Kulisse der wunderschö­nen Harburg war einmal mehr der perfekte Rahmen für ein Open Air Konzert. Diesmal spielte das Bezirks Jugendblas­orchester, das sich eigens für dieses Konzert rekrutiert hatte, vor 1000 Besuchern auf.
Fotos: Szilvia Izso Die Kulisse der wunderschö­nen Harburg war einmal mehr der perfekte Rahmen für ein Open Air Konzert. Diesmal spielte das Bezirks Jugendblas­orchester, das sich eigens für dieses Konzert rekrutiert hatte, vor 1000 Besuchern auf.
 ??  ?? Junge Instrument­alisten, wohin das Auge sah und das Ohr hörte. Unter dem Motto „Der Landkreis vereint“spielten fast 60 Nachwuchsm­usikanten auf, die zusammen das Bezirks Jugendblas­orchester bilden.
Junge Instrument­alisten, wohin das Auge sah und das Ohr hörte. Unter dem Motto „Der Landkreis vereint“spielten fast 60 Nachwuchsm­usikanten auf, die zusammen das Bezirks Jugendblas­orchester bilden.
 ??  ?? Theo Keller (Mitte) bekam die Ehrenmedai­lle in Gold. Mit ihm freuten sich (von links) Christian Kanth (stell vertretend­er Vorsitzend­er ASM Bezirk 16), Stefan Reichherze­r (Stellvertr­etender Vorsitzend­er ASM Bezirk 16), Wirtschaft­sminister und ASM...
Theo Keller (Mitte) bekam die Ehrenmedai­lle in Gold. Mit ihm freuten sich (von links) Christian Kanth (stell vertretend­er Vorsitzend­er ASM Bezirk 16), Stefan Reichherze­r (Stellvertr­etender Vorsitzend­er ASM Bezirk 16), Wirtschaft­sminister und ASM...
 ??  ?? Simon Keller war nicht nur in seiner Funktion als Bezirksjug­endleiter des Allgäu Schwäbisch­en Musik bunds, Bezirk 16, auf die Harburg gekommen. Er schwang vielmehr auch selbst den Taktstock als einer von zwei aktiven Dirigenten.
Simon Keller war nicht nur in seiner Funktion als Bezirksjug­endleiter des Allgäu Schwäbisch­en Musik bunds, Bezirk 16, auf die Harburg gekommen. Er schwang vielmehr auch selbst den Taktstock als einer von zwei aktiven Dirigenten.
 ??  ?? Der zweite Dirigent des Abends war Joachim Braun (Stellvertr­etender Bezirks jugendleit­er), der sonst den Musikverei­n Fremdingen leitet.
Der zweite Dirigent des Abends war Joachim Braun (Stellvertr­etender Bezirks jugendleit­er), der sonst den Musikverei­n Fremdingen leitet.
 ??  ?? Thomas Goppel, der Präsident des Baye rischen Musikrats, bei seinen Grußwor ten.
Thomas Goppel, der Präsident des Baye rischen Musikrats, bei seinen Grußwor ten.
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany