Welches Gemüse wird wegen der Hitze teurer?
Wegen des warmen Wetters fällt die Ernte in großen Teilen Deutschlands dieses Jahr schlechter aus – das wirkt sich auch auf die Preise aus. Welche Lebensmittel mehr kosten könnten und welche nicht
Augsburg In Deutschland ist es derzeit nicht nur heiß, sondern auch trocken. Die Erntemengen fallen dadurch deutlich niedriger aus, als der Deutschen Bauernverband erwartet hatte. Nach der anhaltenden Dürre könnten wegen der schlechten Kartoffelernte beispielsweise Pommes frites teurer werden. Doch auch bei anderen Gemüsesorten drohen Ernteausfälle. Weniger Gemüse bedeutet folglich teureres Gemüse. Das Ausmaß des Preisanstiegs hält sich jedoch in Grenzen. „Das ist keine Schreckensnachricht“, beschwichtigt Hans-Christoph Behr vom Agrarmarkt-Informationsdienst (AMI), denn der Verbraucher werde den leichten Anstieg der Kilopreise kaum bemerken. Ein Überblick:
● Kartoffeln beispielsweise stellen bei hohen Temperaturen das Wachstum ein. Sie bleiben also klein und damit könnte ein Kilo Kartoffeln teurer werden.
● Gurken Doch längst nicht alle Gemüsesorten leiden unter der Hitze: Gurken wachsen bei Wärme sogar besser. Die Gurkenernte ist somit dieses Jahr sehr gut gelaufen, wie Christoph Freitag, Vertreter der Fachgruppen Gemüse/Feinsaures Gemüse beim Bundesverband der obst-, gemüse- und kartoffelverarbeitenden Industrie (BOGK) bestätigt. Das Problem sei hier eher, dass die Gurken schnell zu groß für bestimmte Gewürzgurken wie Cornichons werden. Für die gewünschte Größe müssten Bauern diesen Sommer theoretisch zweimal täglich ernten, was nicht zuletzt wegen der Arbeitsschutzgesetze unmöglich ist. ● Erbsen und Bohnen Anders sieht es wiederum bei Herbstgemüsesorten wie Bohnen und Erbsen aus. Hier ist Christoph Freitag zufolge ein Ernterückgang sicher: „Hält die Hitze an, fällt im schlimmsten Fall die Hälfte der Ernte aus.“Doch macht sich das auch beim Preis bemerkbar? Dem BOGK-Geschäftsführer zufolge ist ein Preisanstieg zu befürchten. Am Ende entscheide das jedoch der Handel.
● Salat und Kohl Bundesweit gesehen ist das Gemüse etwas teurer geworden, wenn man sich die durchschnittlichen Verbraucherpreise von Wochenmärkten, Supermärkten und Discountern in Deutschland ansieht, die der Agrarmarkt-Informationsdienst auswertet. Der AMIVerbraucherpreisspiegel für die Kalenderwoche 30, also die vergangene Woche, zeigt, dass die Kilopreise bei Gemüsearten wie Salat anziehen, allerdings nicht dramatisch. Eissalat kostet beispielsweise im Schnitt 1,04 Euro – im Vorjahr waren es 73 Cent. „Das hängt damit zusammen, dass man deutlich mehr beregnen muss, und natürlich damit, dass bei diesen Temperaturen die Nachfrage steigt“, erklärt AMI-Prokurist Hans-Christoph Behr. Hauptsächlich sind von der Hitze Salate und feine Kohlgemüsearten wie Kohlrabi, Brokkoli und Blumenkohl betroffen. „Für Kohlgemüse ist die Hitze Gift“, so Behr.
● Zucchini und Kürbis Die wärmeliebende Zucchini sei dagegen sogar etwas billiger als im Vorjahr. Kürbisgewächse freuen sich Behr zufol- ge über die Hitze, nur 39 Grad müssten es vielleicht nicht sein.
● Zwiebeln und Karrotten Feldgemüsekulturen wie Zwiebeln und Karotten kann man nicht bewässern, weshalb auch hier die Ernte geringer ausfallen wird. Die Zwiebelknollen werden außerdem ähnlich wie die Kartoffeln kleiner sein. „Bis Sie hier als Verbraucher den Preisanstieg merken, müssen Sie aber erst mal kiloweise Zwiebeln essen“, sagt Behr vom AMI.
● Obst Doch tatsächlich ist nicht überall eine Missernte zu erwarten: „Dieses Jahr wird es voraussichtlich sogar mehr Äpfel geben“, erklärt der AMI-Prokurist. Bei Obst ist die Lage weniger kritisch, da beispielsweise die Beerenfrüchte bereits abgeerntet sind.
Das Statistische Bundesamt wird in den kommenden Tagen Meldungen aus den einzelnen Bundesländern sammeln und zu einer Prognose für ganz Deutschland zusammenfassen. Damit werden laut Bundesagrarministerium jedoch nur Schätzzahlen vorliegen. Verlässliche bundesweite Zahlen zur Ernte 2018 gibt es erst mit dem Erntebericht Ende August.