Im Ungeordneten liegt der Reiz
Barbara Obels Garten ist wie ein Märchengarten mit verwunschenen Ecken, verborgenen Plätzen und vielen Überraschungen. Wie sich das Paradies rund ums Haus mit den Jahren verändert hat
Donauwörth Dieser Garten ist gewachsen. Und mit ihm haben sich auch die Ansichten der Besitzerin gewandelt. Einst, vor 30 Jahren, sei er sauber strukturiert angelegt worden. So wie Barbara und Wolfgang Obel ihren Garten in Donauwörth damals geschaffen haben, so ist er nicht mehr: Beide schätzen mittlerweile das „Ungeordnete“. Barbara Obel lacht. Immer wieder bekomme sie Ratschläge, den Garten doch einmal aufzuräumen. Dabei liegt für sie im „lebendigen Durcheinander“der Reiz.
Obst- und Ziergarten haben sich im Laufe der Jahre vermischt. Da rankt eine Spalierbirne die Hausfassade hoch, dort überspannt ein Apfelbaum einen Weg, hier blüht eine Hortensie in voller Pracht in einem Topf, weiter oben, fast unscheinbar, stehen drei Elsbeeren, die kostbaren Unbekannten. Als die Obels den Garten seinerzeit anlegten, hatte sie der Förster gebeten, die Elsbeeren doch stehen zu lassen. Bis heute sind sie Raritäten geblieben.
Der Blickfang im unteren Bereich des hängenden Gartens richtet sich spontan auf einen Seerosenteich, eingewachsen, nicht verwildert, eher verwunschen. In der Mitte des Teichs hat der Künstler Jürgen Jansen drei Wassersäulen platziert. Aus den „Wassergeistern“sprudelt das Wasser, „nur morgens und abends“, erzählt die Hausherrin. „Denn die im Teich herrlich blühenden Seerosen mögen viel lieber stille Gewässer.“Vögel kommen gerne an diesen Platz, um zu trinken oder bei entsprechenden Temperaturen genüsslich ein Bad zu nehmen. Von einem Sitzplatz, der an warmen Sommerabenden gerne genutzt wird, hat man einen schönen Blick auf dieses Ensemble. Die Obels genießen dort mit Familie oder Freunden den Feierabend. So manch gutes Gespräch hat dort stattgefunden, uneinsehbar geschützt.
1400 Quadratmeter ist Barbara Obels Reich groß. Wolfgang Obel erfreut sich auch an diesem Reich, die aktive Mithilfe ist aber nicht so sein Ding, wie er freimütig einräumt. Damals hat er aber kräftig Hand angelegt, als der Garten im Schweiße des eigenen Angesichts angelegt worden sei und die Wege gepflastert wurden. Seinerzeit hat es noch einen Nutzgarten gegeben. Geblieben ist der Zugang vom Garten zu einem Spazierweg, der direkt bei Obels vorbeiführt. Es ist ein Teil des Jakobsweges. Netze schützen die Heidelbeeren vor gefräßigen Vögeln, bunt schwirren Insekten durch die Luft. Gerne erinauch nert sich Barbara Obel an einen der letzten Sommer, als sich in ihrem Garten Hornissen ein Nest gebaut hatten.
Besonders angetan haben es der Hausbesitzerin die Wildkräuter und -blumen. Königskerzen blühen in herrlichem Gelb, dazwischen Stockmalven. Sie haben sich das Terrain des früheren Nutzgartens erobert. Aber auch andere Tiere sind hier zu Hause: Igel, Ringelnattern oder Blindschleichen. Für die Vögel haben die Obels etliche Nistkästen aufgestellt, die auch bevorzugt angenommen werden.
Im Rasen, fein geschnitten, fällt eine kleine „Insel“ins Auge. Dort blühen wilde Möhren und Nelken. Diese Insel wird beim Mähen umfahren. Fast kunstvoll entwickelt hat sich ein Eichenstumpf. Einen anderen Eichenbaum musste das Ehepaar erst vor Kurzem fällen lassen, weil er zu dominant geworden war. Die Baumscheibe ragt aus dem Erdreich und ist prompt auch schon liebevoll dekoriert worden.
Kunstvoll genutzt wurden auch die Tomatenspiralen. Auf sie wurden Flaschen gesteckt: die eine blau, die andere grün, in verschiedensten Formen. „Sie waren einmal voll und wir haben sie im netten Miteinander mit Freunden und Bekannten geleert“, klärt Barbara Obel auf.
In einer Zisterne wird Regenwasser gesammelt. Es wird für den Garten genutzt, aber auch für die Pflanzen im Wintergarten. Die drei Enkel der Familie warten schon sehnsuchtsvoll auf den Herbst, wenn das Obst reif ist. „In diesem Jahr gibt es unglaublich viele Äpfel“, pflichtet Barbara Obel bei. Sie freut sich, dass „es bei uns jetzt auch wieder richtige Sommer gibt“. Da bereite die Gartenarbeit einfach mehr Spaß, aber zu viel Arbeit mache sie sich auch nicht. Der romantische Charakter soll bewahrt werden ...