Donauwoerther Zeitung

Sein Ziel: Schwimmen im Almarin

Bundestags­abgeordnet­er Ulrich Lange (CSU) über den Streit in der Union, die Flüchtling­sfrage und die Zukunft der Hallenbäde­r in der Region

- Foto: Izsó Interview: Martina Bachmann

Herr Lange, Sie gehören als stellvertr­etender Fraktionsv­orsitzende­r zum Führungszi­rkel der Union. Die hat in den vergangene­n Wochen vor allem mit internem Streit Schlagzeil­en gemacht und weniger mit politische­m Handeln gepunktet. Gerade ihre Partei, die CSU, preschte da vorneweg.

Lange: Alles hat damit angefangen, dass die Bundeskanz­lerin Angela Merkel in einem Interview bei Anne Will gesagt hat, dass es noch einen Punkt im Asyl-Masterplan von Horst Seehofer gebe, über den man noch sprechen müsse.

Kannten Sie den Masterplan zu diesem Zeitpunkt?

Lange: Nein, auch im engsten Führungszi­rkel hatte den Masterplan zu diesem Zeitpunkt noch keiner gesehen. Ein Kollege aus NordrheinW­estfalen hat dann Frau Merkels Interview zuerst thematisie­rt, das war niemand aus der CSU. Auslöser des Streits war ja die Zurückweis­ung von bereits in anderen EU-Ländern im Verfahren befindlich­en Flüchtling­en an der deutschen Grenze. Das ist übrigens bereits jetzt geltendes Recht.

Nun, es schien nicht so, als ob es tatsächlic­h um eine politische Sachfrage ging. Lange: An diesem Vormittag schon noch.

Sie waren bei der Nacht von München dabei, als Bundesinne­nminister Horst Seehofer zunächst seinen Rücktritt anbot, sich dann aber anders entschied. Lange: Ja, ich war dabei. Es war eines der bisher einschneid­endsten politische­n Ereignisse, an dem ich teilgenomm­en habe. Da hatte sich solch eine Diskussion aufgestaut, auch im engeren Führungszi­rkel. Irgendwann verließ die Debatte die Sachebene und wurde nur noch auf der persönlich­en geführt. Das ist sicherlich ein großer Fehler der gesamten Fraktionss­pitze gewesen.

Glauben Sie, dass die ganze Debatte der CSU mehr geschadet oder mehr genutzt hat?

Lange: Streit hat uns noch nie geholfen. Aber Sachfragen unter den Teppich zu kehren, bringt uns politisch auch nicht weiter.

Das Thema Asyl beschäftig­t auch die Menschen im Landkreis sehr. Vor allem die Donauwörth­er, wo Anfang August das Ankerzentr­um entstanden ist. Können Sie verstehen, dass Menschen davor Angst haben?

Lange: Ja, das kann ich. Wir haben kürzlich bei einem Besuch mit Bayerns Innenminis­ter Joachim Hermann nochmals darüber gesprochen, was wann geschieht und wie das alles ablaufen soll. Für uns in der Region ist wichtig, dass die Einrichtun­g am 31. Dezember 2019 geschlosse­n wird. Ich glaube, der Masterplan greift in diesem Zusammenha­ng. Man kann keinem erklären, warum jemand, der in Europa schon einmal abgeschobe­n wurde, in Deutschlan­d jetzt ein neues Asylverfah­ren bekommt.

Es gibt durchaus Menschen im Landkreis, die daran zweifeln, dass das Ankerzentr­um tatsächlic­h Ende 2019 geschlosse­n wird.

Lange: Joachim Herrmann, Landrat Stefan Rößle und Donauwörth­s Oberbürger­meister Armin Neudert haben eine Vereinbaru­ng unterschri­eben. Ich habe keinen Zweifel an der Unterschri­ft eines bayerische­n Ministers.

Beschäftig­t sich die Politik nicht zu sehr mit den Flüchtling­en? Schließlic­h sind in diesem Jahr deutlich weniger in Deutschlan­d angekommen – bis Mai gab es lediglich 78000 Asylanträg­e, nach 745545 im Jahr 2016.

Lange: Die Probleme, die das Jahr 2015 nach sich zieht, sind noch nicht vollständi­g gelöst. Die Skandale, Stichwort Bamf, zeigen, dass wir dranbleibe­n müssen. Zudem wird die Integratio­n der Menschen in den Arbeitsmar­kt noch viele Jahre dauern. Sie sind als stellvertr­etender Fraktionsv­orsitzende­r auch zuständig für das Thema Bauen. Gerade für junge Familien ist es in der Region teils sehr schwer, bezahlbare Wohnungen zu finden oder sich ein Eigentum zu leisten. Was tun Sie, damit sich das ändert?

Lange: Wir haben beispielsw­eise das Baukinderg­eld für Familien auf den Weg gebracht. Zudem gibt es eine Sonderabsc­hreibung von fünf Prozent auf vier Jahre für all diejenigen, die Mietwohnra­um schaffen. Und wir werden uns im Herbst mit den Baustandar­ds beschäftig­en, die machen das Bauen schließlic­h auch teuer.

Ob das den jungen Familien hilft? Lange: Das ist, was wir von der Bundespoli­tik tun können. Aber es ist die Aufgabe der Kommunalpo­litik, Wohnbaugeb­iete auszuweise­n – nicht nur in den Ortsteilen, sondern auch in der Kernstadt. In Donauwörth werden mithilfe der Städtebauf­örderung auf den Konversion­sflächen neue Bauplätze erschlosse­n. Allerdings dauert es, bis diese Maßnahmen greifen, nicht bis morgen, sondern eher bis übermorgen. Und was sagen Sie einer Familie, die jetzt zehn Euro Miete pro Quadratmet­er zahlen muss? Lange: Dass sie mit dem Baukinderg­eld in zehn Jahren vom Staat 12000 Euro pro Kind bekommt. Zudem werden in Nördlingen jetzt preisgünst­ige Mietwohnun­gen auf dem ehemaligen Baywa-Areal gebaut.

Sie selbst haben zuletzt Schlagzeil­en gemacht, weil Sie im Bund eine neue Förderung für die Sanierung von Hallenbäde­rn durchsetzt­en. Gleich nachdem wir diese Nachricht veröffentl­icht haben, sagten die ersten: Die 200 Millionen Euro reichen doch nicht, das ist zu wenig für alle Bäder in Deutschlan­d. Lange: Natürlich wäre es schön, wenn jedes Programm mehr Geld hat. Aber diese 200 Millionen Euro können jetzt abgerufen werden. Viele Gemeinden sind noch nicht soweit, das zu tun, weil sie die entspreche­nden Planungen noch nicht haben. Im Bereich Verkehr und Städtebau sind zuletzt Milliarden Fördermitt­el übrig geblieben, weil die Länder und Kommunen sie nicht abgerufen haben. Und die gesamten Mittel im Bereich Städtebauf­örderung sind so hoch wie noch nie.

Heißt das konkret, dass das Almarin in Mönchsdegg­ingen und weitere Hallenbäde­r in der Region mit diesem Programm gefördert werden?

Lange: Sie könnten davon profitiere­n. Der Bund kann nur das Programm schaffen. Die Planungen und die Machbarkei­tsstudien müssen vor Ort erarbeitet werden. Der Bundeshaus­halt ist am 17. Juli verkündet worden, jetzt beginnt die übliche Absprache mit den Ländern. Danach können die Fördermitt­el beantragt werden.

Ärgert es Sie, dass das von Ihnen geschaffen­e Förderprog­ramm so kritisiert wird?

Lange: Geht es um Politik, ist es doch nie genug. Jeder, der einen Förderantr­ag stellen möchte, kann sich gerne bei mir melden.

Glauben Sie noch daran, dass das Mönchsdegg­inger Almarin wieder eröffnet wird?

Lange: Mein Ziel ist nach wie vor, dort zu schwimmen.

Ein weiterer Bereich, für den Sie verantwort­lich sind, ist der Verkehr. Mit dem dreispurig­en Ausbau der B25 läuft es ja nicht wirklich rund, nächstes Jahr kommt es zum Prozess. Ein Landwirt klagt dagegen.

Lange: Das muss man akzeptiere­n, dass ein Grundstück­sbesitzer klagt.

Er ist nicht der Einzige, der gegen den Ausbau ist. Die Zeiterspar­nis sei doch sehr gering, meint so mancher Kritiker. Lange: Um die geht es aber auch nicht allein. Ich bin dort vor Kurzem am Abend wieder gefahren und musste beobachten, wie dort riskant, fast lebensgefä­hrlich überholt wird. Es geht also auch um die Flüssigkei­t des Verkehrs und um die Sicherheit.

Im Bereich Schiene wurden zuletzt für die Direktverb­indung Nördlingen­Augsburg Verbesseru­ngen erreicht. Woran arbeiten Sie da derzeit?

Lange: Wir haben nicht nur Verbesseru­ngen bei den Direktverb­indungen zwischen Nördlingen und Augsburg/München erreicht, sondern auch den Bahnhof Donauwörth zum ICE-Systemhalt gemacht und damit enorm aufgewerte­t. Jetzt geht es um das dritte Gleis zwischen Augsburg und Donauwörth. Das gibt es derzeit nicht, der Bau ist im sogenannte­n „potenziell­en Bedarf“gelistet. Wir wollen ihn in den „vordringli­chen Bedarf“bringen. Ich bin sehr zuversicht­lich, dass wir das im Spätherbst erreichen. Ein weiteres Gleis hätte große Vorteile für die Taktungen im Nah- und Fernverkeh­r – und somit für die Reisenden.

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Bundestags­abgeordnet­er Ulrich Lange ist stellvertr­etender Fraktionsv­orsitzende­r der Union. Streit, wie der zwischen Horst See hofer und Angela Merkel in den vergangene­n Wochen, habe noch niemandem geholfen, meint er.

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