Donauwoerther Zeitung

Zu viel Geld für die Rüstung

Tobias Pflüger kritisiert Verteidigu­ngspolitik

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Landkreis/Donauwörth Dass der deutsche Verteidigu­ngshaushal­t stark steigt, ist für den Politikwis­senschaftl­er Tobias Pflüger ein Zeichen dafür, wie sehr bei der Bundesregi­erung das Bemühen um eine friedliche Welt zunehmend in den Hintergrun­d rückt. Pflüger, Bundestags­abgeordnet­er und Stellvertr­etender BundesVors­itzender der Linken, kritisiert­e in Donauwörth die Hörigkeit der Bundesregi­erung gegenüber dem amerikanis­chen Präsidente­n Trump, den Verteidigu­ngsetat auf mindestens zwei Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s zu steigern. Dies würde demnächst bedeuten, dass alleine Deutschlan­d für Rüstung mehr als Russland ausgebe. „Das ist absolut verantwort­ungslos und brandgefäh­rlich“, pflichtete Manfred Seel dem Bundestags­abgeordnet­en bei. Der Linken-Kreisvorsi­tzende hatte Pflüger eingeladen, „weil er als Mitglied des Verteidigu­ngsausschu­sses weiß, wovon er spricht“.

Pflüger wunderte sich zunächst, dass die Bundeswehr eine eigenständ­ige Niederlass­ung auf dem Betriebsge­lände von Airbus Helicopter­s in Donauwörth habe. Das jedenfalls habe er bemerkt, als er am Werk vorbeigefa­hren sei. Die Anschaffun­g von sogenannte­n Aufklärung­sdrohnen, die allerdings jederzeit bewaffnet werden könnten, sei menschenve­rachtend. Pflüger: „Gerade solche unbemannte­n KampfDrohn­en verursache­n erfahrungs­gemäß regelmäßig hohe Kollateral­schäden unter der Zivilbevöl­kerung.“Die steigenden Waffenlief­erungen wie beispielsw­eise an SaudiArabi­en zum Einsatz beim Krieg im Jemen seien verantwort­ungslos und für Deutschlan­d beschämend. Zwölf Prozent des Bundeshaus­haltes würden bereits jetzt für militärisc­he Zwecke angesetzt. Was viele nicht wissen, so Pflüger: Dass die Militärein­sätze in Mali und an der Küste von Somalia von der Europäisch­en Union und nicht von der UNO verantwort­et würden. Das alles koste Geld, das auf der anderen Seite für wichtige soziale und Infrastruk­tur-Aufgaben fehle und schon gar nicht zur Fluchtursa­chenbekämp­fung beitrage, ganz im Gegenteil.

Kein gutes Wort ließ Pflüger an bayerische­n Polit-Größen wie Seehofer oder Söder. Die Linke sei die einzige Kontrollpa­rtei in Deutschlan­d, zumal sich die AfD öffentlich nur für die Abwehr von Flüchtling­en interessie­re, mit ihrem geradezu „nationalso­zialistisc­hen Gedankengu­t“, aber zu anderen Themen überhaupt keine ernst zu nehmenden Positionen habe. Eine Auffassung, die Seel in seinem Dank ausdrückli­ch teilte.

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