Die Frage der Woche Braucht es Remakes?
Eine Tatsache und ein Vergleich beantworten die Frage leicht und schnell. Die Tatsache: „Ben Hur“aus dem Jahr 1959, bei dem sich einige aufregten, als es 2016 ein Remake gab – aber auch der Klassiker mit Charlton Heston selbst war ja bereits die dritte Verfilmung des Stoffs. Davon wäre reichlich zu ergänzen, von „Dracula“bis „12 Monkeys“, von „Titanic“bis „Das Testament des Dr. Mabuse“. Der Vergleich: Man stelle sich vor, wie das wäre, Theater ohne Remakes! Und da geht es auch nicht nur um „Faust“oder „Hamlet“, sondern ums Prinzip: Das Recht, sich einen Stoff mit neuen Mitteln neu zu erschließen. Dass es da vor allem auch ums Geschäft geht? Potzblitz! Und Regen macht die Erde nass…
Dass sich bei der Masse an Remakes zahlreiche finden lassen, bei denen man je nach Geschmack zweifeln kann, ob es die gebraucht hätte – klar. Ob nun der Film „Papillon“und angekündigte Serien wie „Alf“dazugehören – Geschmackssache.
Aber zum Vergleich: Über wie viele Theaterinszenierungen könnte man das sagen (und wird’s ja auch), ohne darum das Prinzip der Neuinszenierung anzuzweifeln. Und zur Tatsache: Wie viele großartige wären uns nie beschert worden? Ja, Jack Nicholsen war ein grandioser Joker in „Batman“– Heath Ledger später und moderner mindestens ebenso. Scorseses „Kap der Angst“und Soderberghs „Ocean’s Eleven“, Cronenbergs „Die Fliege“… – alles Remakes! Ein Stoff kann immer neu zünden. Und nicht wenige sollen ja durch ein Remake erst auf geniale Originale aufmerksam geworden sein – durch Scorseses „Departed“auf den Hongkong-Thriller „Infernal Affairs“, durch Spike Lees Version von „Oldboy“auf die des Südkoreaners Park Chan-wook… So viele gute Gründe für ein klares: Ja!
Jetzt also auch noch Alf. Sie erinnern sich? Klein, zottelig, riesengroße Nase mit Warze, Katzenfresser vom Planeten Melmac. Mit moderner Technik lassen Filmproduzenten im August den Außerirdischen wieder auferstehen, der Ende der 1980er Jahre in vier Staffeln einer Sitcom das Leben der spießigen Familie Tanner durcheinander gebracht hat. In Deutschland einst ein Riesenerfolg – aber früher oder später ging Alf gefühlt allen doch auf die Nerven. Braucht’s also eine Neuauflage? Definitiv nein!
Und auch nicht von Serien wie „Magnum“, „Buffy“oder „MiamiVice “– alles choninderN euers ch einungs warte schleife.
Man könnte fast meinen, den Produzenten fällt nichts Neues mehr ein. Das ist natürlich Unsinn. Das Kalkül ist folgendes: Altbekanntes verkauft sich besser. Weil die Kinder von einst heute Eltern sind und vielleicht ihre Kinder zum Gucken ani- mieren nach dem Motto: „Schau mal, das haben Mama und Papa als Kind schon gesehen.“Oder weil sie damit den Nostalgiehunger der einstigen Fans stillen wollen.
Ob die Rechnung aufgeht, ist aber fraglich. Wen Alf einst genervt hat, der findet ihn auch heute nicht mehr lustig. Und wer Lust auf Nostalgie hat, schaut sich im Internet einfach das Original an. Natürlich gibt es auch gute Remakes, die Sherlock Holmes Serie etwa. Oder Scarface mit Al Pacino. Das Gros der Neuverfilmungen reicht aber nicht an die Originale heran. Jüngstes Beispiel: Papillon. Zu perfekt, zu glatt, zu wenig Atmosphäre im Vergleich zum Klassiker von 1973 mit Steve McQueen und Dustin Hoffman. Denn das ist das Problem vieler Remakes: Im Fokus steht die Technik, weniger die Schauspielkunst oder der Plot. Wir dürfen uns also langweilen – übrigens: Bald kommt mal wieder ein Robin Hood raus, gähn!