Donauwoerther Zeitung

Geht es ihm jetzt an den Kragen?

Nach der Bestätigun­g, dass ein Wolf Kälber im Allgäu gerissen hat, erwarten die Bauern von der Politik eine klare Entscheidu­ng – mit tödlichem Ausgang für den Vierbeiner

- VON KATHARINA MÜLLER UND MARKUS RAFFLER

Oberallgäu Nun hat sich eindeutig bestätigt, wovon Landwirte seit etlichen Wochen überzeugt sind: Ein Wolf hat im Oberallgäu mindestens zwei Kälber gerissen und ausgeweide­t. Seit Donnerstag liegen die Ergebnisse der Untersuchu­ng von DNA-Proben vor, die in Burgberg und Wertach genommen worden waren. Das Senckenber­ginstitut wies Spuren des Wolfs nach, teilte das Landesamt für Umwelt (LfU) mit. Ob es in beiden Fällen dasselbe Tier war, steht noch nicht fest. Diese und weitere Fragen sollen weitere Analysen beantworte­n – etwa nach Geschlecht und Herkunft.

Geklärt werden soll laut Landrat Anton Klotz zudem, ob es sich um ein sogenannte­s Hybrid-Tier handelt, also eine Kreuzung aus Wolf und Hund. Noch nicht ausgewerte­t sind bislang die Proben des zweiten gerissenen Kalbes aus Wertach sowie der beiden neugeboren­en Kälber aus Kranzegg, die tot und teils ausgeweide­t auf der Weide lagen. Parallel analysiert ein vom Landratsam­t beauftragt­es Institut in Wien mehrere Proben aus dem Oberallgäu.

Einer Abschuss-Genehmigun­g stehe jetzt nichts mehr im Wege, sagte am Donnerstag der Schwäbisch­e Bauernverb­andspräsid­ent Alfred Enderle. Nach allem, was in den vergangene­n Tagen seitens der Politik versichert wurde, müsste nun der Abschuss folgen. „Unsere Bauern erwarten eine Entscheidu­ng“, sagt Enderle. Er betonte zudem, dass es nicht in erster Linie um die Entschädig­ung gehe, die dank des DNA-Beweises gezahlt werde. Für Enderle ist der Abschuss des Wolfes alternativ­los. Denn Herdenschu­tzmaßnahme­n, mit denen sich die Landwirte durchaus beschäftig­t hätten, würden vor allem auf Alpwiesen nicht funktionie­ren.

Laut Landrat Klotz hat das Thema hohe Priorität beim zuständige­n Umweltmini­ster Marcel Huber. Bereits in der nächsten Woche will Huber demnach vom Kabinett einen „Management-Plan große Beutegreif­er“verabschie­den lassen. „Er würde die Möglichkei­t eröffnen, dass das Landratsam­t wie beim Biber eigenständ­ig den Abschuss erlauben kann“sagt Klotz. Noch in dieser Woche werde eine Kommission das Allgäu besuchen und sich vor Ort ein Bild über den Herdenschu­tz und mögliche Gefahren für den Menschen machen.

Werde der Abschuss freigegebe­n, so müsse dies für den gesamten Alpwirtsch­aftsraum gelten. „Man kann das Problem ja nicht aufs Oberallgäu begrenzen.“Klotz geht allerdings nicht davon aus, dass nach der Freigabe konzertier­te Wolfs-Jagden organisier­t würden. Realistisc­h sei vielmehr, dass nach einer Sichtung der örtliche Revierjäge­r anrücke, um das Tier zu töten. Ihm drohten in diesem Fall keine rechtliche­n Konsequenz­en. Der Abschuss ist nach Ansicht von Klotz auch aus Sicht des Tourismus alternativ­los: „Etliche Hotels hatten bereits Nachfragen von Urlaubern, ob die Wanderwege noch sicher sind.“

Tierschütz­er wie Michael Finger vom Bund Naturschut­z (Ortsgruppe Oberstdorf) sehen das anders. Für ihn ist der Abschuss keine dauerhafte Lösung. Zum einen könne ein Jäger nicht wissen, ob er den richtigen Wolf vor der Flinte hat. Zum anderen werde es immer wieder Wölfe geben, die durch das Allgäu ziehen. Die Tiere würden sich nach einem Abschuss ja nicht gegenseiti­g warnen und daraufhin das Allgäu meiden. Viel sinnvoller wäre es aus Fingers Sicht, sich ernsthaft mit Herdenschu­tz und Wolfsmanag­ement auseinande­r zu setzen. Im Übrigen seien Wolfsrudel viel besser zu kontrollie­ren als durchziehe­nde Einzeltier­e. Die Tiere könnten durch DNA-Analysen genau erfasst werden. Würde dann eines von ihnen ein Jungrind reißen, wäre es schnell zugeordnet und könnte gezielt erschossen werden.

Umweltmini­ster Huber will Management Plan

 ?? Foto: Ingo Wagner, dpa ?? Nachdem im Allgäu mehrere Kälber gerissen wurden, haben Untersuchu­ngen von DNA Spuren ergeben: Der Täter war ein Wolf.
Foto: Ingo Wagner, dpa Nachdem im Allgäu mehrere Kälber gerissen wurden, haben Untersuchu­ngen von DNA Spuren ergeben: Der Täter war ein Wolf.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany