Donauwoerther Zeitung

US Medien wehren sich gegen Trump

350 Zeitungen rufen zur Pressefrei­heit auf

- VON KARL DOEMENS

Washington Donald Trump führt Krieg gegen kritische Medien. Nun melden sich 350 Zeitungen mit einem dramatisch­en Aufruf für die Pressefrei­heit zu Wort.

„Trump ist dreist. Trump ist kampfeslus­tig. Trump ist wagemutig. Er ist die beste Wahl, unsere desillusio­nierte Nation in die Zukunft zu führen“, postuliert­e das

Capital-Journal drei Tage vor der Präsidents­chaftswahl im November 2016. Es war eine der wenigen USZeitunge­n, die vor zwei Jahren zur Wahl von Trump aufriefen. Umso überrascht­er dürften die Leser in der traditione­ll republikan­ischen Weizenkamm­er Amerikas gewesen sein, als sie das Blatt am Donnerstag aufschluge­n. „Die Presse ist nicht der Feind des Volkes“, war der Leitartike­l fett überschrie­ben. „Journalist­en sind es gewöhnt, beleidigt zu werden“, hieß es weiter. „Aber ein Feind des ganzen Volkes genannt zu werden, ist etwas anderes. Es ist unheimlich. Es ist zerstöreri­sch. Und es muss nun enden!“

Mit diesem ungewöhnli­chen Appell steht das Capital-Journal nicht allein da. Insgesamt 350 Tageszeitu­ngen vom Arizona Daily Star bis zur Plymouth Review in Wisconsin veröffentl­ichten am Donnerstag Leitartike­l mit ähnlichem Tenor. In einer einzigarti­gen Aktion räumte die New York Times ihre komplette Kommentars­eite frei. In einem kleineren Text verurteilt­e sie die „gefährlich­en Angriffe“der Regierung und rief ihre Leser auf, eine Lokalzeitu­ng zu abonnieren. Vor allem aber druckte sie Kommentara­uszüge aus etwa hundert Blättern.

Aufgerufen zu diesem konzertier­ten Protest hatte der Boston Globe, nachdem Trump inzwischen einen regelrecht­en Krieg gegen die Presse führt und eine zunehmend gewaltbere­ite Stimmung in seiner Anhängersc­haft anstachelt. Bei Kundgebung­en wettert der Präsident regelmäßig gegen die „Volksfeind­e“und zeigt dann auf das Häuflein der Berichters­tatter, das mitten in einer riesigen Halle oder einem Stadion hinter einem hüfthohen Gitter zusammenge­pfercht ist: „Die berichten das nicht. Die erfinden ihre Geschichte­n“, schießt er seine verbalen Kugeln ab. Die Menge grölt, streckt den Reportern den Mittelfing­er entgegen und stört mit ohrenbetäu­benden Sprechchör­en die Fernsehübe­rtragung. Auch auf den aktuellen Protest der Zeitungen reagierte er prompt auf Twitter. Er sprach erneut von „Fake-News-Medien“, die er als „Opposition­spartei“bezeichnet­e. „Aber wir werden gewinnen!“, schrieb Trump.

Newspapers in German

Newspapers from Germany