Donauwoerther Zeitung

Neustart für Dong Won Ji

Trainer Manuel Baum erteilt dem Werben des SV Darmstadt 98 eine Absage. Auch weil er nicht weiß, wann er mit Alfred Finnbogaso­n und Julian Schieber wieder rechnen kann

- VON ROBERT GÖTZ

Augsburg Als Zweitligis­t SV Darmstadt 98 im Januar beim FC Augsburg anfragte, ob man Dong-Won Ji ausleihen dürfe, hatte man beim Bundesligi­sten nichts dagegen. Zu übermächti­g schien mit Alfred Finnbogaso­n, Sergio Córdova, Marco Richter und Michael Gregoritsc­h die Konkurrenz in der Offensivab­teilung.

Für Darmstadt-Trainer Dirk Schuster, der Ji aus seiner FCA-Zeit ja bestens kannte, erwies sich der Südkoreane­r als Glücksgrif­f. Ji trug mit zwei Toren und viel Einsatz maßgeblich dazu bei, dass Darmstadt die Klasse hielt. Kein Wunder, dass das Werben von Schuster nach dem Ende der Leihe nicht enden wollte: „Sollte es irgendeine­n Weg geben, werden wir nichts unversucht lassen.“

Doch es wird keinen Weg geben. Der FCA braucht Ji selber. Denn in der Offensivze­ntrale, bei den Stoßstürme­rn, herrscht derzeit Personalma­ngel. Sowohl Alfred Finnbogaso­n, 29, als auch Neuzugang Julian Schieber, 29, fallen schon seit Wochen aus. „Für mich war das eh nur ein Medienthem­a. Nach innen hin gab es nie das Bestreben, Ji abzugeben“, erklärte FCA-Trainer Baum. „Er macht eine richtig gute Vorbereitu­ng. Das Einzige, was ihm gerade fehlt als Neuner, ist das Sahnehäubc­hen, ein Tor.“Baum schiebt allen Wechselger­üchten einen Riegel vor: „Mit dem Thema Ji und irgendwo anders hin, habe ich mich überhaupt nicht beschäftig­t.“

Wohl auch, weil noch nicht abzusehen ist, wann Schieber und Finnbogaso­n wieder ins Mannschaft­straining zurückkehr­en werden. Bei Schieber musste Mitte Juli im Knie ein freier Gelenkkörp­er entfernt werden. „Julian ist dem Rehazeitpl­an sogar schon ein wenig voraus. Er wird in der Hessingpar­k-Clinic behandelt und kann dort schon laufen und Rad fahren. Wann er aber auf den Platz kann, ist schwer zu sagen.“

Ähnlich zurückhalt­end gibt sich Baum auch im Fall Finnbogaso­n. Die Verletzung­en des Isländers entwickeln sich langsam zu einer unendliche­n Geschichte. Von Oktober 2016 bis März 2017 fiel er wegen ei- ner Schambeine­ntzündung aus. Jetzt verpasste der Mittelstür­mer fast die gesamte Rückrunde wegen einer Wadenverle­tzung.

Erst in den letzten vier Spielen kehrte er zurück. Doch schon bei den Partien gegen Mainz, Hertha, Schalke und Freiburg sollen sich wieder Probleme, diesmal mit seiner Patellaseh­ne, eingestell­t haben. Für die erste Weltmeiste­rschaftste­ilnahme seines Landes biss Finnbogaso­n aber auf die Zähne. Die Sehne hat sich dabei allerdings entzündet.

Baum sieht das mit gemischten Gefühlen. Ein WM-Teilnehmer ist gut für das Vereins-Image, doch die sportliche Rechnung muss nun er zahlen. „Ich habe eigentlich gedacht, er sei während der WM schmerzfre­i gewesen. Er hat aber trotzdem aufgrund der Saison immer wieder noch kleinere Probleme gehabt.“Die hätten sich nach der WM aber nicht verflüchti­gt. „Er hat sich behandeln lassen und alles versucht, dass er wieder hundert Prozent fit wird. Aber es hat nicht funktionie­rt. Deshalb wollen wir Alfred jetzt einfach die Zeit geben, dass er sich zu hundert Prozent auskuriert und das nicht wieder etwas auftritt.“

Nachkarten will Baum aber nicht: „Die WM ist das größte Ereignis in Island gewesen. Und es war schlüsManu­el sig, dass er mitfährt, weil er ja auch die letzten Spiele für uns gemacht hat.“Wie wichtig Finnbogaso­n für den FCA ist, zeigt ein Blick auf die Statistik. Wenn Finnbogaso­n in der Vorrunde spielte, holte der FCA 23 Punkte. In der Rückrunde gewann die Mannschaft ohne ihn nur zwölf Zähler. Wie lange Finnbogaso­n fehlen wird, darauf will sich Baum nicht festlegen lassen. Es wird wohl noch ein paar Wochen dauern.

Das DFB-Pokalspiel am Sonntag (15.30 Uhr) beim hessischen Regionalli­gisten TSV Steinbach kommt auf jeden Fall zu früh. Wie auch für die angeschlag­enen Konstantin­os Stafylidis (Muskelprob­leme), Jan Moravek (Rücken) und Ja-Cheol Koo (Zerrung), die am Mittwochvo­rmittag nur individuel­l trainieren konnten.

Wer Finnbogaso­n beim Viertligis­ten ersetzen wird, wollte Baum noch nicht verraten. Es wird sich wohl zwischen Dong-Won Ji und Sergio Córdova entscheide­n, wobei Ji nach den ersten Eindrücken der Trainingsw­oche die besseren Karten haben wird. Überhaupt ist seine Position auf einmal gestärkt. Sein Vertrag beim FCA läuft am Ende der Saison aus. Sollte er überzeugen, stehen dem 27-jährigen Ji alle Optionen offen.

Hinter Finnbogaso­ns Rückkehr steht ein Fragezeich­en

 ?? Foto: Klaus Rainer Krieger ?? Weg frei für Dong Won Ji (links neben Jeffrey Gouweleeuw). Der Südkoreane­r spielt nach seiner Rückkehr aus Darmstadt derzeit in den Planungen von FCA Trainer Manuel Baum eine wichtige Rolle.
Foto: Klaus Rainer Krieger Weg frei für Dong Won Ji (links neben Jeffrey Gouweleeuw). Der Südkoreane­r spielt nach seiner Rückkehr aus Darmstadt derzeit in den Planungen von FCA Trainer Manuel Baum eine wichtige Rolle.

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