Wenn der Wohnwagen zum Zuhause wird
Es müssen nicht immer Hotels in südlichen Ländern sein: Camper haben ganz andere Ansprüche an ihre Ferien. Ein Besuch auf dem Campingplatz in Eggelstetten zeigt, wie die Urlauber dort ticken und was sie besonders schätzen
Ein Besuch auf dem Campingplatz in Eggelstetten gibt Einblicke in Leben und Leidenschaft von Campern. Mehr auf
Oberndorf Eggelstetten „Es ist wie eine andere Welt“, schwärmt Heidi, die seit acht Jahren Stammgast am Campingplatz bei Eggelstetten ist. Wenn man sie nach ihrem Nachnamen fragt, winkt sie ab. So etwas brauche sie hier nicht. Hier gebe es keine höfliche Distanz, kein „Sie“, Nachnamen seien irrelevant.
„Die Dauercamper sind wie eine große Familie“, erklärt sie mit einem Leuchten in den Augen. Dabei hatte sie bis zur Rente nie einen Wohnwagen von innen gesehen – geschweige denn in Betracht gezogen, in solch einem zu wohnen. Trotzdem hat es sie vor acht Jahren hierher verschlagen, durch die Empfehlung Bekannter, die ebenfalls Dauercamper waren. Dabei handelt es sich um Urlauber, die immer zum gleichen Campingplatz kommen und ihren Wohnwagen dort auch das ganze Jahr über stehen lassen.
Es war Zufall, dass Heidi bei der Besichtigung des bei „Donau-LechCampingplatzes“auf ein Paar getroffen ist, das seinen Wohnwagen gerade verkaufen wollte. „Ich habe mich innerhalb von fünf Minuten entschieden.“Das Lächeln auf ihren Lippen zeigt, dass sie diese Entscheidung keine Sekunde bereut hat.
Dabei war sie ursprünglich nur auf der Suche nach einer Möglichkeit, ihrer Wohnung an der ihrer Ansicht lauten und wenig attraktiven Bundesstraße 16 – der genaue Herkunftsort scheint ihr ebenso wenig erwähnenswert wie ihr Nachname – gelegentlich zu entkommen. Besonders für ihren Hund Max, mit dem sie dort kaum spazieren gehen konnte. Heute jaule der Vierbeiner bereits vor Freude, wenn er erkennt, dass es wieder nach Eggelstetten geht, wo Heidi inzwischen den Großteil ihrer Zeit verbringt. Nur in den Wintermonaten kehrt sie an die B 16 zurück – und wartet dort schon sehnsüchtig auf ihre Rückkehr in die „eigentliche Heimat“.
Wenn sie im Landkreis DonauRies ist, fährt die ehemalige Hotelbesitzerin jeden Sonntag nach Rain, um dort zu mittagzuessen und spazieren zu gehen. Dabei haben es ihr besonders die Parkanlagen angetan. In Donauwörth wiederum sei sie bisher nur selten gewesen, auch wenn sie die Stadt als sehr sehenswert empfinde. Ansonsten schwimmt sie gerne eine Runde im See beim Campingplatz.
Sie schätze an dem Platz vor allem die Ruhe, wie sie immer wieder betont. „Hier fehlt es uns an nichts. Wir führen ein Leben wie Gott in Frankreich.“Dabei deutet sie auf ihren Wohnwagen, der tatsächlich sehr imposant erscheint, mit dem Erkerfenster und den vielen Blumentöpfen. Sie habe sogar eine Küche und ein Wohnzimmer, verrät sie. Mit einem Schmunzeln meint Heidi: „Ich muss nicht nach Italien und nicht ans Meer.“Eggelstetten sei ihr Italien. „Hier werde ich herkommen, so lange mir das gesundheitlich möglich ist.“
Die ruhige Lage und natürlich den Badesee lobt auch Christiane Weidner-Matza aus Augsburg, die seit drei Jahren ebenfalls regelmäßig zusammen mit ihrem Mann Peter in Eggelstetten campt. Ursprünglich haben die beiden immer Urlaub am Ammersee gemacht, aber dort wurde es ihnen nach 15 Jahren zu unsicher, da es immer wieder hieß, der dortige Campingplatz würde schließen. Auf Eggelstetten sind auch sie eher zufällig durch einen Bekannten aufmerksam geworden, der dort jedes Jahr das sogenannte „Ententreffen“besucht.
Schon beim ersten Aufenthalt habe die leidenschaftliche Schwimmerin den Platz sofort ins Herz geschlossen. Die Ruhe und die Idylle begeistern sie. „Campen ist Freiheit“, ist ihr Motto. Sie zieht den Campingplatz bei Eggelstetten jedem Hotel vor, denn hier kann sie essen, wann sie will, sie ist nicht an Zeiten gebunden und sie muss sich auch nicht „aufbrezeln“: So etwas erwartet hier niemand.
Das Ehepaar Weidner-Matza findet hier den Ausgleich zum stressigen Leben als Selbstständige in Augsburg, wo ihr Betrieb sich direkt in ihrem Haus befindet. „Hier können wir zur Ruhe kommen“, schwärmt Christiane Weidner-Matza. Gelegentlich besuchen sie und ihr Ehemann die umliegenden Ortschaften und Städte wie Rain, Genderkingen oder Donauwörth mit dem Fahrrad.
Die anderen Dauercamper tragen dazu aber wohl den größten Teil bei, denn Christiane und Heidi sind sich einig: „Es gibt hier ein enormes Zusammengehörigkeitsgefühl. Die Camper helfen sich untereinander.“Dies zeigt die Mentalität der beiden Frauen und ihrer Gleichgesinnten in Eggelstetten. Auch wenn sich der Campingplatz nicht nur auf die Dauergäste beschränkt. „Die Kinder wissen, dass sie bei mir Gummibärchen bekommen“, verrät Heidi. So erweitere sich die Verbundenheit auch auf jene, die nur kurzzeitig oder einmalig vorbeischauen.