Wie sicher sind unsere Brücken?
Seit dem Einsturz in Genua sind auch viele Menschen in der Region verunsichert. Wie Experten den Zustand der hiesigen Brücken bewerten und welche Maßnahmen anstehen
Landkreis Nach dem Brückeneinsturz in der italienischen Stadt Genua ist die Unsicherheit auch außerhalb italienischer Grenzen gestiegen. Kann ein solches Unglück auch in Deutschland, vielleicht sogar im Kreis Donau-Ries geschehen? Benjamin Wunderer, Mitarbeiter der Brückenbauabteilung des Staatlichen Bauamts in Augsburg, das auch für den Landkreis zuständig ist, versichert: „Rein aus Altersschwäche kann so etwas bei uns ganz bestimmt nicht passieren.“Grund dafür sei, dass die Brücken im Landkreis Donau-Ries insgesamt in einem ordentlichen Zustand seien und jene, die sanierungsfällig werden, würden auch rechtzeitig erneuert.
Dazu dienen laut Wunderer die regelmäßigen Bauwerksprüfungen nach DIN 1076, die eventuelle Beschädigungen bemerken lassen. „Die Brücken werden alle sechs Jahre einer Hauptprüfung unterzo- gen, dabei werden alle Bauteile handnah untersucht“, erklärt er. Auch spezielle Geräte wie beispielsweise Untersichtgeräte ziehe man dabei zurate. Alle drei Jahre gebe es zudem eine einfache, nicht ganz so aufwendige Prüfung, die es aber ermöglicht, etwaige Veränderungen und auch Verschlechterungen im Auge zu behalten. „Beide Untersuchungen erfolgen durch speziell geschulte Ingenieure“, so Wunderer. Zudem gebe es zur Sicherheit auch jährliche Besichtigungen, die eventuelle Schäden nicht unentdeckt ließen. Als aktuelles Projekt im Landkreis erwähnt der Mitarbeiter des Staatlichen Bauamts die DonauBrücke in Marxheim, welche sich zurzeit in Neuplanung befindet. Diese ist derzeit verengt, um vorbeugend die Belastung zu verringern, und wird in den nächsten Jahren erneuert.
Gerhard Schappin, Leiter des Tiefbauamts im Landratsamt Donauwörth nennt weitere Bauwerke, bei denen Handlungsbedarf besteht, da bei ihnen „Standsicherheit oder Verkehrssicherheit erheblich beeinträchtigt sind“. An konkreten Beispielen hierfür nennt der Tiefbauamtsleiter: „Die Flutbrücke südöstlich Druisheim oder die Bokusbachbrücke südlich kurz vor Rudelstetten haben beispielsweise beide die Note 3,3, was einem nicht ausreichenden Zustand entspricht.“Als aktuelle Baumaßnahmen in Planung nennt er den Neubau der Brücke über die Kleine Paar in Riedheim und die Instandsetzung der Wörnitzbrücke bei Wörnitzostheim.
Insgesamt lässt sich der Zustand der Brücken laut Schappin im deutschlandweiten Vergleich als „durchschnittlich“bewerten. „Die Brücken mit einer schlechten Zustandsnote werden sukzessive saniert beziehungsweise erneuert“, versichert er. Dabei gebe es im Landkreis insgesamt 15 Bauwerke mit der Zustandsnote 3, Brücken mit der schlechteren Zustandsnote 4 existierten in der Region nicht, so Schappin. Trotzdem sei bei 50 Ingenieurbauwerken und circa 308 Kilometer Kreisstraßennetz ein gewisser Investitionsstau schwer vermeidbar, gibt der Leiter des kommunalen Tiefbauamts zu. Er begründet dies nicht nur auf finanzieller, sondern auch auf personeller Ebene. „Im Jahr 2018 sind Investitionen von rund sechs Millionen Euro für die Straßeninfrastruktur geplant“, erklärt Schappin weiter und meint damit sowohl Straßen als auch Brücken. Dabei würden Maßnahmen in der Reihenfolge ihrer Dringlichkeit umgesetzt.
Nun hat sich auch Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer in der Debatte um Brückensicherheit zu Wort gemeldet: Er kündigt noch bessere Kontrollen an. Dazu bezieht Tiefbauamtsleiter Schappin folgendermaßen Stellung: „Die nach DIN 1076 festgelegten Prüfungsintervalle sind meiner Meinung nach völlig ausreichend.“