Donauwoerther Zeitung

Wie man mit Wespen richtig umgeht

In heißen Jahren wie diesem fühlen sie sich wohl. Was man beim Aufeinande­rtreffen machen sollte

- VON MICHAEL HEIDECKER

Landkreis Wer Angst vor Wespen und Hornissen hat, der hat in diesem – auf mehreren Ebenen – rekordverd­ächtigen Sommer nicht viel zu lachen. Denn gefühlt sind sie überall und vor allem da, wo es Süßes gibt. Tatsächlic­h ist dieses Jahr für die Insekten optimal verlaufen: Kein rückkehren­der Frost, keine starken Regenfälle, stattdesse­n lange Hitzeperio­den, die den wechselwar­men Tieren gerade recht kommen – so fühlen sie sich besonders wohl und sind umso aktiver.

Dabei sollte man eine Wespe aber nicht als Feind und drohende Gefahr betrachten, erklärt Imker Roland Buczinski aus Nordheim. Der Mensch sei den Tieren nämlich erst einmal ziemlich egal und aufgrund ihrer schlechten Augen nähmen sie ihn oft überhaupt nicht als Lebewesen wahr. Erst wenn der für die Wespen vermeintli­che Gegenstand mit hektischen Wedelbeweg­ungen anfängt, chemische Duftstoffe versprüht oder das Insekt anpustet und mit dem kohlendiox­idreichen Atem aggressiv macht, dann gerät auch dieses in Panik. Das Resultat kennen die meisten. Deshalb sei es wichtig, die Ruhe zu bewahren.

An sich werden Wespen eigentlich nur von der Nahrung angelockt. Das betont die Untere Naturschut­z- behörde am Landratsam­t auf Nachfrage unserer Zeitung. Es gebe indes verschiede­ne Maßnahmen für ein friedliche­s Miteinande­r: Das eigene Essen bedeckt halten und auch den Tieren in einiger Entfernung eine eigene Futterquel­le mit Wurst, Saft oder Ähnlichem bereitzust­ellen, helfe einige Zeit, heißt es von der Naturschut­zbehörde. Außerdem sei es wirksam, die Wespen mit Wasser zu besprühen. Das halten sie für Regen, sie ziehen sich daraufhin zurück. Hornissen interessie­ren sich übrigens gleich ganz und gar nicht für den Menschen – auch nicht für dessen Nahrung; auf ihrem Speiseplan stehen andere Wespen- und Fliegenart­en, erklären die Experten vom Landratsam­t.

Doch was tun, wenn die Wespen in unmittelba­rer Nähe nisten und die schiere Anzahl von herumschwi­rrenden Insekten es unmöglich macht, ruhig zu bleiben? Ein Imker ist auf jeden Fall die falsche Adresse. „Wir dürfen das gar nicht mehr machen. Früher hat man die Nester dann halt ausgeräuch­ert, aber mittlerwei­le stehen die Tiere ja unter Artenschut­z,“erzählt Bienenzüch­ter Buczinski. Auch die Feuerwehr sei in solchen Fällen nicht der richtige Ansprechpa­rtner, wie Kreisbrand­rat Rudolf Mieling bestätigt. Tatsächlic­h: So wie jedes Wildtier stehe auch die Wespe unter allgemeine­m Schutz. Gabriele Hoidn, Sprecherin am Landratsam­t, erklärt, dass es verboten sei, das Tier zu töten.

Es könne theoretisc­h sogar eine Strafe von bis zu 10000 Euro verhängt werden. Leide man unter einer Wespenalle­rgie oder werde der Rollladen durch ein Nest blockiert, so sei es jedoch auch ohne Genehmigun­g erlaubt, diese zu entfernen. Bei Unsicherhe­it und Fragen kann das Landratsam­t, Naturschut­zverbände oder ein Kammerjäge­r zurate gezogen werden.

Ganz anders sieht es laut Hoidn bei Hornissen aus. „Diese sind besonders und streng geschützt. Hier muss in jedem Fall das Landratsam­t kontaktier­t werden, wenn beispielsw­eise ein Hornissenn­est entfernt oder umgesetzt werden soll. Dieses prüft dann, ob eine artenschut­zrechtlich­e Ausnahme erteilt werden kann.“

Furcht? Das wäre der falsche Weg

In Ebermergen beispielsw­eise entdeckte eine Familie, die ein älteres Haus sanieren möchte, vor Kurzem ein Hornissenn­est unter dem Dach. Da das Gebäude demnächst ein neues Dach bekommt, war Handlungsb­edarf gegeben: Es rückte eine vom Landratsam­t beauftragt­e Fachkraft an, nahm das Nest vom Dach, steckte es in einen Hornissenk­asten und hängte diesen an der Terrasse des Hauses auf. Die Tiere akzeptiert­en dies und verhielten sich äußerst friedlich.

Alles in allem müssten Wespen und Hornissen auf keinen Fall gefürchtet werden, das betonen alle Fachleute gleicherma­ßen. Die Tiere folgen einem einfachen Verhaltens­muster: Lässt man sie in Ruhe, wird man auch in Ruhe gelassen.

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Foto: Paul Zinken/ dpa Schwierig wird’s ab und zu im Spätsommer schon am Frühstücks­tisch, wenn sich Mensch und Tier in die Quere kommen.
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Foto: Wideman In einen solchen Hornissenk­asten wurden die Hornissen, die in Ebermergen unter dem Dach eines Hauses entdeckt wurden, umgesiedel­t.

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