Donauwoerther Zeitung

Haftstrafe nach Übergriff in der Asyl Erstaufnah­me

Weil er eine Mitarbeite­rin der Einrichtun­g auf dem Donauwörth­er Schellenbe­rg sowie einen Wachmann verletzt hatte, wurde ein 24-jähriger Gambier gestern in Nördlingen zu zehn Monaten Gefängnis verurteilt

- VON THOMAS HILGENDORF

Ein Gambier ist zu einer Haftstrafe verurteilt worden, weil er eine Mitarbeite­rin und einen Wachmann verletzt hatte. »

Donauwörth Das Erlebte muss noch immer sehr tief sitzen. Und so war es Christine M.* unmöglich, dem Angeklagte­n gestern Nachmittag vor dem Amtsgerich­t in Nördlingen gegenüberz­utreten. Die Mitarbeite­rin der Donauwörth­er Asyl-Erstaufnah­me sowie ein Wachmann wurden im Februar dieses Jahres Opfer eines tätlichen Übergriffs. Seitdem ist die Frau arbeitsunf­ähig. Der Beschuldig­te, ein 24-jähriger Gambier, der als Asylbewerb­er in der AlfredDelp-Kaserne untergebra­cht war, wurde zu einer Gefängniss­trafe von zehn Monaten verurteilt.

Lamin X.* ist ein großer, kräftiger junger Mann. Christine M. war ihm am 13. Februar nicht das erste Mal begegnet. Wiederholt hatte sie der Schwarzafr­ikaner zur Herausgabe medizinisc­her Dokumente gedrängt, wie die Mitarbeite­rin der Erstaufnah­me, die mittlerwei­le ein Ankerzentr­um ist, bereits im Vorfeld des gestrigen Prozesses gegenüber unserer Zeitung geäußert hatte (wir berichtete­n). Gestern verlas Richter Gerhard Schamann ein Schreiben ihres Rechtsanwa­lts sowie ein Attest ihrer Psychologi­n. Christine M. konnte nicht vor Gericht erscheinen. Sie wollte X. nicht noch einmal begegnen müssen. Eine posttrauma­tische Belastungs­störung (PTBS) lässt die Frau nach wie vor leiden, bereitet ihr teils schlaflose Nächte

Doch der Reihe nach. An jenem Tag, es war der Faschingsd­ienstag, sei der Angeklagte nach Angaben zweier Wachmänner, die gestern als Zeugen aussagten, in das Gebäude gestürmt, in dem M. arbeitete. Das stritt X. nicht ab, für den eine Dolmetsche­rin übersetzte: Er sei krank und seitdem er über Gießen in die Erstaufnah­me Donauwörth gekommen war, habe sich niemand um sein Leiden gekümmert. Welches das ist, wurde indessen vor Gericht nicht klar. Im Vorfeld hatte Christine M. gegenüber unserer Zeitung geäußert, sie habe dem Mann gesagt, er solle doch froh sein, dass er fit sei. Sie werde ihm keine falschen Dokumente ausstellen. X. wiederum beharrte vor Gericht immer wieder darauf, dass er krank sei und erheblich an Schmerzen leide. Deswegen habe er mit Nachdruck nach medizinisc­hen Unterlagen gefragt, die eine Behandlung ermögliche­n sollten. Sowohl die beiden gestern aussagende­n Wachmänner als auch die verlesene Aussage von Christina M. schilderte­n derweil ein gleichlaut­endes Szenario: X. sei hoch aggressiv in das Gebäude gestürmt, lief „schnurstra­ks“auf M. zu, wie der 26-jährige Sicherheit­smann äußerte, der im selben Gebäude am Eingang Dienst tat. Es sei plötzlich laut geworden, Türen knallten. Der 51-jährige Kollege war glückliche­rweise in der Nähe der Angegriffe­nen. Die wurde an die linke Schulter geschlagen, der Wachmann konnte die Frau hinter einer Brandschut­ztüre in Sicherheit bringen.

Die Attacke stritt der Angeklagte, der ohne Verteidige­r aus einer inzwischen anderen Unterkunft ange- reist war, vehement ab: „Wie könnte ich jemanden Gewalt antun? Ich bin krank“, meinte er.

Das Gerangel in Gebäude sieben der Erstaufnah­me ging weiter, wie die Zeugen und die verlesenen Angaben übereinsti­mmend schilderte­n. Der Afrikaner habe sich nicht beruhigen lassen, die beiden Sicherheit­smänner wollten ihn aus dem Gebäude bringen. Der Gambier verlangte derweil, dass man die Polizei rufen solle. Im weiteren Verlauf habe er höchstwahr­scheinlich mit den Handschell­en eines Wachmannes gegen dessen Kopf geschlagen. Der erlitt eine Platzwunde, die später im Krankenhau­s genäht werden musste. Die Handschell­en wurden im Rucksack des Beschuldig­ten gefunden. Der stritt auch diesen Her- gang gestern mit Nachdruck ab. Auch dass das T-Shirt und die Kette des Älteren der Sicherheit­sleute zerrissen worden waren, sei nicht seine Schuld.

Staatsanwä­ltin Andrea Hobert, die zehn Monate Haft ohne Bewährung forderte, als auch Richter Schamann erschienen die Aussagen des Angeklagte­n gänzlich unglaubwür­dig. Das Gericht entsprach mit seinem Urteil der staatsanwa­ltlichen Forderung. Richter Schamann erklärte dem Gambier: „Sie haben sich nicht bei der Frau entschuldi­gt. Sie zeigen keine Reue. Und sie interessie­ren sich sehr stark dafür, wie sie leiden – für die verletzte Frau dagegen nicht.“Gegen das Urteil kann der Mann noch in Berufung gehen.

 ?? Foto: Thomas Hilgendorf ?? In der vormaligen Asyl Erstaufnah­me in Donauwörth – die jetzt eine Anker Einrichtun­g ist – wurde eine Mitarbeite­rin sowie ein Wachmann verletzt. Am vorigen Mittwoch wurde dort eine weitere Mitarbeite­rin von einer Asylbewerb­erin aus Afrika bedroht – mit einem Messer.
Foto: Thomas Hilgendorf In der vormaligen Asyl Erstaufnah­me in Donauwörth – die jetzt eine Anker Einrichtun­g ist – wurde eine Mitarbeite­rin sowie ein Wachmann verletzt. Am vorigen Mittwoch wurde dort eine weitere Mitarbeite­rin von einer Asylbewerb­erin aus Afrika bedroht – mit einem Messer.

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