Kleine Händler mit großem Geschäftsinn
Beim Kinderflohmarkt in der Donauwörther Bahnhofstraße wird noch bis Samstag hart gefeilscht und verhandelt. Dass heuer auch Erwachsene verkaufen dürfen, stößt beim Nachwuchs auf geteilte Resonanz
Donauwörth Die Stände quellen über mit Brettspielen, Plüschtieren und Kleidungsstücken im Miniformat. Genau wie die Zielgruppe des Flohmarkts sind hier in der Donauwörther Bahnhofstraße aber auch die Verkäufer jung. Kinder verkaufen an andere Kinder und deren Eltern, so lautet die Devise.
Trotz einiger Wolken am Himmel bummeln am Donnerstag deshalb zahlreiche Eltern und Großeltern mit ihren Buben und Mädchen auf dem Fußgängerweg im Bereich vor dem Woha, manche tragen schon ihr neues Spielzeug wie Trophäen in den Händen. Unter den vielen Kinderwagen häufen sich Eroberungen für die Kleinsten. Filme wie „Ice Age“, „Barbie“und „Rudolf“, aber auch eine PlaymobilRitterburg und mehrere Fahrräder stechen gleich bei den ersten Ständen ins Auge.
Manche Kinder stehen ganz allein hinter ihren üppig ausgestatteten Verkaufsständen. Andere, zumeist etwas jüngere, haben noch Unterstützung von ihren Müttern und Vätern, die gerne mit Ratschlägen zur Seite stehen.
Bei der Frage, ob sie schon viel verkauft hätten, stimmen die meisten der kleinen Verkäufer sofort zu. Einige können sogar eine akribisch geführte Strichliste vorweisen, auf der sie die Einnahmen festhalten. So auch der zehnjährige Matthias und der zwei Jahre jüngere Johannes. „Wir haben schon mindestens ein Viertel unserer Sachen verkauft“, schätzen die Brüder aus Riedlingen, die hauptsächlich Playmobil-Sets anbieten. Die Preise bilden die beiden, indem sie die ursprünglichen Verkaufspreise der Spielsachen im Internet in Erfahrung bringen und dann in etwa die Hälfte erwarten. Dieses Prinzip scheint für beide Seiten lukrativ.
Einige der jungen Händler beweisen außergewöhnlichen Geschäftssinn: Vincent, 14, und Elias, 11, beispielsweise hängen wie richtige Geschäftsmänner einen Schuhkarton auf, der verkündet: „Happy Hour, bis zu 10 Euro reduziert.“Sie verraten, dass sie dies immer täten, sobald wenig los sei, um das Geschäft anzukurbeln. Dabei reichen ihre Waren von Wii-Spielen über Bücher bis zu Puzzles. Auf die Frage, wie sie verhandeln, erklären sie: „Wenn der Käufer ein Liebhaber ist, gehen wir mit dem Preis weniger runter. Das merken wir sofort.“
Auch Luisa aus Zirgesheim weiß genau, wie viel sie für ihre abgeleg- ten Spielsachen verlangen will. Dabei habe sie die Preise mit ihren Eltern im Voraus abgesprochen. Aber auch wenn ihre Mutter in Reichweite steht und einen Kaffee trinkt, verhandelt sie alleine. Dabei hat sie kein Problem damit, als eine Interessierte fragt: „Kann ich das Buch und die CD zusammen für drei Euro haben?“Gern gewährt sie solche Preisnachlässe, besonders bei Mengenrabatten. So gelingt es der Zwölfjährigen, viele ihrer nicht mehr benötigten Bücher, Kleidungsstücke und CDs loszuwerden.
Für Luisa ist das schon das zweite Jahr, in dem sie am Kinderfloh- markt teilnimmt. Andere sind noch länger hier. Die 15-jährige Sophie und ihre Schwester Lena, 13, kommen beispielsweise schon seit „mindestens vier Jahren“her. Die beiden ziehen den Donnerstag den anderen Tagen vor, da dieser am besten besucht ist. „Die Leute sind heute auch noch am neugierigsten“, weiß Sophie. Trotzdem schätzen sie, bisher weniger verkauft zu haben als in den Vorjahren. Die beiden bieten neben Büchern und Spielzeug-Sets auch Möbel zur Abholung an.
In diesem Jahr sind es jedoch nicht mehr ausschließlich Kinder, die ihre Waren anbieten. Zum ers- ten Mal ist es auch Erwachsenen erlaubt, am Flohmarkt als Verkäufer teilzunehmen. Sophie ist davon nicht sehr begeistert: „In den letzten Jahren war es besser, weil es extra für Kinder war.“Ihre Schwester ist anderer Meinung, sie hofft darauf, dass dadurch noch mehr Kunden kommen.
So ist es auch von Jürgen Raab, dem Projektleiter, geplant. Durch die Öffnung für die Erwachsenen erhofft er sich, dass der Flohmarkt „abwechslungsreicher und ansprechender für verschiedene Leute“wird. Bisher sei es nur ein Ferienprogramm gewesen.
Auch in diesem Jahr sind die 110 Stände so gut wie ausgebucht. Am Donnerstag – Raab bestätigt, dass es sich hierbei normalerweise um den beliebtesten Tag handle – gab es sogar etwa 30 zusätzliche Stände, die von Händlern selbst mitgebracht wurden. Das ist erlaubt, kostet allerdings auch die Gebühr von drei bis vier Euro, die der Aufrechterhaltung der jährlichen Veranstaltung dient.
Auch wenn es keine festen Öffnungszeiten gibt, sind die meisten Verkäufer von 7.30 bis 18 Uhr hier. Der Kinderflohmarkt hat noch Freitag und Samstag geöffnet.